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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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und wollte auf dem schnellsten Weg nach Hause.
    Dabei dachte er bereits an sein nächstes Angriffsziel: die Northern California University. Sie stellte zwar eine geringere Herausforderung dar als so manches andere Ziel, das er sich hätte aussuchen können, doch die Sicherheitsvorschriften der Studentenwohnheime waren sehr streng, und die Schule verfügte über ein Computersystem, das, wie der Rektor der Uni einmal in einem Interview verkündet hatte, gegen jeden vorstellbaren Hackerangriff geschützt war. Eine der interessantesten Eigenschaften dieses Systems war, dass es den Feueralarm und die Sprinklersysteme aller fünfundzwanzig Wohnheime überwachte, in denen so gut wie alle Studenten des Campus untergebracht waren.
    Ein leichter Hack, nicht annähernd so anspruchsvoll wie bei Lara Gibson oder St. Francis. Aber momentan brauchte Phate dringend einen Sieg. Er verlor allmählich sein erreichtes Spiel-Level, und das versetzte seinem Selbstvertrauen einen gehörigen Dämpfer.
    Außerdem förderte es seine Paranoia. Wieder ein Blick in den Rückspiegel. Ja, doch, da war jemand! Zwei Männer auf den Vordersitzen,
    die ihn anstarrten. Phate richtete den Blick wieder auf die Straße, dann wieder in den Rückspiegel.
    Und der Wagen, den er gesehen – oder sich vielleicht auch nur eingebildet – hatte, war nur noch ein Schatten oder eine Reflexion.
    Nein, halt! Da war er wieder … Doch jetzt saß eine einzelne Frau am Steuer.
    Als er ein drittes Mal hinschaute, konnte er überhaupt keinen Fahrer mehr ausmachen. Großer Gott, was war das für ein Wesen!
    Ein Geist. Ein
Dämon …
Ja … nein … Du hattest Recht, Valleyman: Wenn die Computer das einzige Leben sind, das dich noch aufrecht hält, die einzigen Totems, die den tödlichen Fluch der Langeweile von dir fern halten, so wie ein Kruzifix Vampire bannt, dann löst sich die Grenze zwischen den beiden Dimensionen früher oder später auf, und die Gestalten aus dem Blauen Nichts tauchen in der realen Welt auf.
    Manchmal sind diese Figuren deine Freunde. Manchmal nicht. Manchmal siehst du sie hinter dir herfahren, manchmal siehst du ihre Schatten in Seitenstraßen auf dich zukommen, du siehst sie in deiner Garage auf dich warten, in deinem Schlafzimmer, deinem Kleiderschrank oder neben dem Körper deiner Liebsten im Bett. Du siehst sie hinter dem Blick eines Fremden lauern.
    Du siehst sie in der Spiegelung deines Monitors, wenn du zur Geisterstunde vor deiner Kiste sitzt.
    Machmal sind sie nur Einbildung.
    Wieder ein Blick in den Rückspiegel.
    Aber manchmal sind sie eindeutig da.
    Bishop drückte auf die Aus-Taste seines Handys.
    »In den Wohnheimen auf dem Campus der Northern California wohnen fast dreitausend Studenten. Sie haben dort die üblichen Uni-Sicherheitsvorkehrungen, das heißt, man kommt ziemlich leicht rein.«
    »Ich dachte, er sucht Herausforderungen«, meinte Mott.
    »Ich glaube, diesmal hat er es auf leichte Beute abgesehen«, sagte Gillette. »Wahrscheinlich ist er verunsichert, weil wir ihm bei den letzten Malen so dicht auf den Fersen waren.«
    Nolan nickte. »Oder aber, es ist wieder nur eine falsche Fährte.«
    Gillette musste zugeben, dass diese Möglichkeit durchaus bestand.
    Bishop meldete sich wieder zu Wort: »Ich habe dem Rektor geraten, den Unterricht ausfallen zu lassen und seine Studenten nach Hause zu schicken. Dazu war er nicht bereit, weil in zwei Wochen die Abschlussprüfungen beginnen. Also müssen wir den gesamten Campus mit unseren Leuten und den Kollegen von der County Police abschirmen. Das wiederum bedeutet: noch mehr Fremde auf dem Gelände und damit bessere Chancen für Phate, sich per Social Engineering in ein Wohnheim einzuschmuggeln.«
    »Was machen wir also?«, fragte Mott.
    »Ein bisschen gute alte Polizeiarbeit«, erwiderte Bishop, nahm Phates CD-Spieler vom Tisch und klappte ihn auf. Er fand die Aufnahme eines Bühnenstücks, eine Bearbeitung von
Othello.
Dann drehte er das Gerät um und notierte sich die Fabrikationsnummer. »Vielleicht hat Phate das Ding irgendwo hier in der Gegend gekauft. Ich rufe beim Hersteller an und erkundige mich, wohin diese Einheit geliefert wurde.«
    Bishop fing an, die unterschiedlichen Groß- und Einzelhändler von Akisha Electronic Products in der näheren und weiteren Umgebung abzutelefonieren. Er wurde weiterverbunden, auf unbestimmte Zeit in Warteschleifen festgehalten und hatte ernsthafte Probleme, jemanden an die Strippe zu bekommen, der fähig oder bereit war, ihm zu

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