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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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im Wald hinter dem Haus gefunden; er hatte sich mit seinem Dienstrevolver selbst das Leben genommen, nachdem er erfahren hatte, dass er identifiziert worden war. Seine reumütigen letzten Worte an die Nachwelt waren – wie auch anders – als E-Mail abgefasst.
    Linda Sanchez und Tony Mott waren noch immer dabei, das Ausmaß von Millers Verrat auszuloten. Die State Police würde eine Erklärung veröffentlichen müssen, die besagte, dass einer ihrer eigenen Beamten der Komplize des Täters im Silicon-Valley-Hackermordfall gewesen sei, und die Innere Abteilung wollte ermitteln, wie viel Schaden Miller angerichtet hatte und wie lange er schon Phates Partner und Geliebter gewesen war.
    Backle, der Agent aus dem Verteidigungsministerium, hatte es immer noch darauf abgesehen, Wyatt Gillette wegen einer langen Liste von Vergehen zu verhaften, darunter das Knacken des Standard-12-Chiffrierprogramms; außerdem war er jetzt zusätzlich darauf aus, Bishop wegen Entlassung eines Gefangenen der Bundesbehörden aus seinem Gewahrsam gleich mit festzunehmen.
    Was die Anklage wegen Standard-12 anging, gab Bishop seinem Vorgesetzten gegenüber folgende Erklärung ab: »Es ist ziemlich klar, Sir, dass Gillette entweder auf einer von Holloways FTP Sites gerootet ist oder eine Kopie des Programms heruntergeladen hat oder gleich direkt über das Netz in Holloways Maschine eingedrungen ist und sich auf diese Weise eine Kopie gesichert hat.«
    »Was soll das, verflucht noch mal, heißen?«, hatte ihn der grauhaarige Polizist mit dem Bürstenhaarschnitt angeblafft.
    »Entschuldigung, Sir.« Bishop übersetzte das Fachchinesisch. »Ich will damit sagen, dass meiner Meinung nach Holloway sich ins Verteidigungsministerium eingehackt und dieses Programm geschrieben hat. Gillette hat es ihm geklaut und nur deshalb benutzt, weil wir ihn darum gebeten haben.«
    »Sie meinen … Ach, ich versteh sowieso nichts von diesem ganzen Computerkram«, hatte der Captain gemurmelt, dann aber doch zum Telefonhörer gegriffen und den zuständigen Staatsanwalt angerufen, der sich dazu bereit erklärte, erst einmal sämtliche Beweismittel, die die CCU zur Unterstützung von Bishops Aussage vorlegte, zu überprüfen, bevor irgendwelche Schritte hinsichtlich einer Anklage gegen Gillette oder Bishop unternommen wurden. Zudem standen die beiden zurzeit ohnehin hoch im Kurs, da sie den »Silicon Valley Cracker«, wie ein lokaler Fernsehsender Phate getauft hatte, zur Strecke gebracht hatten. Backle zog sich schmollend nach San Francisco und in sein Büro im dortigen Präsidium zurück.
    Momentan konzentrierte sich die Aufmerksamkeit sämtlicher Gesetzeshüter jedoch, trotz der geschlagenen Wunden und der allgemeinen Erschöpfung, zunächst auf den MARINKILL-Fall. Mehrere Rundschreiben berichteten, dass die Mörderbande abermals gesichtet worden war, diesmal gleich nebenan in San Jose, wo sie sich offensichtlich die nächsten Banken auszugucken gedachte. Bishop und Shelton waren dem aus FBI und State Police gebildeten Team zugeteilt worden und hatten nur ein paar Stunden zum Abendessen bei ihren Familien zugebracht, bevor sie sich in der FBI-Außenstelle in San Jose gemeldet hatten.
    Bob Shelton war im Augenblick wieder zu Hause (sein einziger Abschiedsgruß an Gillette war ein sonderbarer Blick gewesen, dessen tiefere Bedeutung dem Hacker verschlossen blieb). Bishop hingegen verschob seine eigene Heimfahrt und stopfte bei einer Tasse Kaffee mit Gillette mehrere Pop-Tarts in sich hinein, während sie auf die Beamten warteten, die Gillette wieder nach San ’Ho zurückbringen würden. Das Telefon klingelte. Bishop ging ran. »Computerkriminalität.«
    Er lauschte einige Sekunden, dann sah er Gillette an und zog eine Augenbraue hoch, bevor er ihm den Hörer reichte.
    Gillette hielt ihn ans Ohr. »Hallo?«
    »Wyatt.«
    Elanas Stimme kam ihm so vertraut vor, dass er sie beinahe unter seinen zwanghaft tippernden Fingern spüren konnte. Allein die Klangfarbe ihrer Stimme breitete die gesamte Bandbreite ihrer Seele vor ihm aus, auf allen Kanälen, und ein einziges Wort von ihr genügte ihm, um zu erkennen, ob sie ihn neckte, ob sie ausgelassen war, wütend, ängstlich, sentimental, leidenschaftlich …
    Auch diesmal wusste er nach der Ein-Wort-Begrüßung sofort, dass sie nur widerwillig angerufen und sämtliche Schutzschilde hochgefahren hatte, wie die Schirme um die Raumschiffe in den Science-Fiction-Filmen, die sie sich früher immer zusammen angeschaut

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