Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
hatten.
    Andererseits hatte sie aber angerufen.
    »Ich hab gehört, er ist tot«, sagte sie. »Jon Holloway. Es kam in den Nachrichten.«
    »Stimmt.«
    »Geht’s dir gut?«»Prima.« Eine lange Pause. Als wollte sie das Schweigen irgendwie brechen, fügte sie hinzu: »Ich will immer noch nach New York. Morgen fahre ich los.«
    »Mit Ed.«
    »Genau.« Er schloss die Augen und seufzte. Und dann, mit leicht gereizter Stimme, fragte er: »Warum hast du angerufen?«
    »Ich glaub, ich wollte dir nur sagen, falls du noch einen Moment vorbeikommen willst, dann komm doch einfach her.« Er fragte sich, was sie damit bezweckte. »Ich komme«, sagte er. Dann legte er auf. Er drehte sich um und sah, dass Bishop ihn
    betrachtete. Gillette sagte: »Eine Stunde nur. Bitte.«
    »Ich kann Sie nicht hinbringen«, antwortete der Detective. »Geben Sie mir ein Auto.« Der Detective überlegte, sah sich im Dinostall um und überlegte weiter. Dann sagte er zu Linda: »Hast du einen CCU-Wagen, den er nehmen kann?« Widerwillig händigte sie ihm die Schlüssel aus. »Eigentlich
    geht das nicht, Boss.«
    »Geht auf meine Kappe.« Bishop warf Gillette die Schlüssel zu, zückte sein Handy und rief die Beamten an, die ihn nach San ’Ho bringen sollten. Er gab ihnen Elanas Adresse durch und bestätigte, dass Gillette sich mit seiner Erlaubnis dort aufhielt. Der Gefangene würde in einer Stunde wieder in der CCU-Zentrale sein.
    »Ich komme zurück«, sagte Gillette. »Das hoffe ich.« Die beiden Männer sahen sich einen Moment in die Augen,
    dann reichten sie sich die Hände. Gillette nickte und ging zur Tür. »Warten Sie«, rief ihm Bishop mit gerunzelter Stirn hinterher. »Haben Sie überhaupt einen Führerschein?« Gillette lachte. »Nein, ich habe keinen Führerschein.«
    Bishop zuckte die Achseln und sagte: »Dann lassen Sie sich bloß nicht erwischen.«
    Der Hacker nickte und sagte feierlich: »Wo denken Sie hin? Ich will doch nicht ins Gefängnis kommen.«
    Im Haus roch es nach Limonen, so wie früher immer.
    Das lag an den unvergleichlichen Kochkünsten von Irene Papandolos, Ellies Mutter. Sie war alles andere als die traditionell argwöhnische, stille, schwarz gekleidete griechische Matrone, die nie den Mund aufmacht; sie war eine gewiefte Geschäftsfrau, die zwei erfolgreiche Restaurants und eine Catering-Firma leitete und dabei immer noch die Zeit fand, jede Mahlzeit für ihre Familie selbst zu kochen. Es war gerade Abendessenszeit, weshalb sie eine gestärkte Schürze über ihrem rosafarbenen Kostüm trug.
    Sie begrüßte Gillette mit einem unterkühlten, ernsten Nicken und führte ihn ins Wohnzimmer.
    Gillette setzte sich auf eine Couch unter ein Gemälde, das den Hafen von Athen zeigte. Da die Familie in griechischen Haushalten immer eine große Rolle spielt, gab es auch hier zwei Beistelltische voller Fotos, einige in billigen Wechselrahmen, andere üppig in Silber und Gold gerahmt. Er sah ein Bild von Elana im Hochzeitskleid. Er kannte die Aufnahme nicht und fragte sich, ob sie wohl ursprünglich beide darauf gewesen waren und man ihn einfach weggeschnitten hatte.
    Elana kam herein.
    »Bist du ganz allein hier?«, fragte sie ohne ein Lächeln oder eine Begrüßung.
    »Wie meinst du das?«
    »Kein Babysitter von der Polizei?«
    »Nein. Ehrensache.«
    »Ich habe mehrere Streifenwagen vorbeifahren sehen. Hab mich schon gefragt, ob sie wegen dir hier sind.« Sie nickte zum Fenster.
    »Nein«, erwiderte Gillette, der selbst nicht ganz sicher war, ob die Polizei nicht doch ein Auge auf ihn hatte.
    Sie trug Jeans und ein Stanford-Sweatshirt. »Ich habe nicht viel Zeit.«
    »Wann musst du los?«
    »Morgen früh«, antwortete sie.
    »Ich sage dir nicht auf Wiedersehen«, sagte er. Sie runzelte die Stirn, und er redete weiter: »Weil ich dir das ausreden will. Ich will dich auch in Zukunft sehen.«
    »Mich sehen? Du sitzt im Gefängnis, Wyatt.«
    »In einem Jahr bin ich draußen.«
    Seine Unverschämtheit brachte sie zum Lachen.
    »Ich will es noch einmal versuchen«, sagte er.
    »
Du
willst es noch einmal versuchen. Wer fragt, was ich will?«
    »Ich kann dich dazu bringen, dass du es auch noch mal mit mir versuchst. Ich habe viel nachgedacht. Ich kann dich dazu bringen, dass du mich wieder liebst. Ich möchte nicht, dass du aus meinem Leben verschwindest.«
    »Dir sind die Maschinen immer lieber gewesen. Du hast gekriegt, was du wolltest.«
    »Das ist vorbei.«
    »Mein Leben hat sich verändert. Ich bin jetzt

Weitere Kostenlose Bücher