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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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gefunden, könnten wir die Sache verstehen. Aber ich konnte nichts finden. Das macht ihn und das, was er tut, so unheimlich. Ich muss unbedingt weitermachen.«
    »Falls wir die Kiste des Mörders finden sollten«, sagte Anderson, »oder die eines weiteren Opfers, und falls wir Sie wieder brauchen sollten, um sie zu überprüfen, holen wir Sie wieder raus.«
    »Aber die Chatrooms, die Newsgroups, die Hacker Sites … dort könnten sich Hunderte von Hinweisen befinden. Über eine derartige Software müssen die Leute einfach reden.«
    Anderson erkannte die Verzweiflung des Abhängigen in Gillettes Gesicht, genau wie es der Direktor vorausgesagt hatte.
    »Wir lassen es erst mal dabei, Wyatt«, sagte er. »Und noch mal vielen Dank.«

8 Kapitel 00001000
    Jamie Turner war klar, dass er es nicht mehr rechtzeitig schaffen würde.
    Es war schon fast Mittag, und er saß immer noch in seinen verschwitzten Fußballklamotten allein in dem kalten, abgedunkelten Computerraum. Von wegen‚›im Regen spielen festigt den Charakter!‹. Davon wurde man scheißnass, sonst nichts. Aber er wollte seine Zeit nicht mit duschen und umziehen verplempern. Draußen auf dem Spielfeld hatte er an nichts anderes denken können, als daran, ob der Hochschulcomputer, in den er sich eingehackt hatte, den Passcode schon geknackt hatte.
    Jetzt blickte er durch seine dicken, beschlagenen Brillengläser auf den Monitor und erkannte, dass der Cray das Passwort wahrscheinlich nicht mehr rechtzeitig ausspucken würde. Seiner Schätzung nach brauchte er mindestens noch zwei volle Tag, um den Code zu knacken.
    Er dachte an seinen Bruder, an das Konzert, an die Backstage-Ausweise … und hätte am liebsten geheult. Mit einer Serie neuer Befehle versuchte er, sich in einen anderen Computer der Schule einzuloggen, in den schnelleren aus dem Fachbereich Physik, doch der war bereits von einer langen Schlange von Nutzern belagert.
    Er spürte einen kalten Schauder, der nicht von seinen feuchten Klamotten herrührte, und sah sich verunsichert in dem dunklen, muffigen Raum um. Er zitterte vor Angst. Der Computerraum war, abgesehen vom Monitor, nur von einer schwachen Tischlampe erhellt. Die Deckenbeleuchtung war ausgeschaltet.
    Schon wieder diese verdammten Gespenst …
    Vielleicht sollte er sich die ganze Sache einfach aus dem Kopf schlagen. Er hatte keine Lust mehr, Angst zu haben und frierend hier herumzusitzen. Er sollte zusehen, dass er hier wegkam, sollte mit Dave oder Totter oder den anderen Jungs aus der Französisch-AG rumhängen. Seine Hände zuckten zur Tastatur, um Crack-er anzuhalten und das Tarnprogramm zu starten, das alle Spuren seines Hacker-Anschlags löschen oder wenigstens kaschieren würde.
    In diesem Augenblick passierte es.
    Plötzlich tauchte auf dem Bildschirm vor seiner Nase das Root-Verzeichnis des Hochschulrechners auf. Wie war das möglich? Er hatte diesen Befehl nicht eingegeben. Als Nächstes öffnete sich wie von Geisterhand ein Unterverzeichnis – die Datenfernübertragung. Anschließend wählte sich dieser Computer in einen anderen Rechner ein. Die Maschinen tauschten ihren elektronischen Handschlag aus, und kurz darauf wurden Jamie Turners Crack-er und Bootys Passwort an den zweiten Computer übermittelt.
    Wie, zum Teufel, konnte das geschehen?
    Jamie Turner kannte sich ziemlich gut mit Computern aus, aber so etwas hatte er noch nie erlebt. Die einzige sinnvolle Erklärung dafür war, dass der erste Computer – der von der Hochschule – feste Übereinkommen mit anderen Computerabteilungen hatte, dass Aufgaben, die zu lange dauerten, automatisch an schnellere Maschinen weitergeleitet wurden.
    Am abgefahrensten war jedoch, dass es sich bei der Maschine, auf der Jamies Software landete, um die gigantische Anordnung parallel geschalteter Supercomputer des Forschungszentrums des Verteidigungsministeriums in Colorado Springs handelte, eines der schnellsten Computersysteme der ganzen Welt. Außerdem gehörte es zu den sichersten Systemen überhaupt und war quasi unmöglich zu knacken (Jamie wusste Bescheid – er hatte es schon probiert). Es enthielt absolut geheime Informationen, und in der Vergangenheit war es weder Zivilisten oder Kollegen aus anderen Forschungseinrichtungen erlaubt gewesen, die Anlage zu benutzen. Jamie vermutete, dass sie inzwischen dazu übergegangen waren, aus Kostengründen einen Teil der Rechenzeit zu vermieten.
    Jedenfalls kam er zu dem Schluss, dass der Geist in seiner Maschine, falls es ihn wirklich gab, ein

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