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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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schlecht, dass wir Übereinstimmungen finden.«
    Obwohl er eine echte Begabung für Computer hatte, war Mott von dem, was er »richtige Polizeiarbeit« nannte, mehr als fasziniert und lag Anderson ständig damit in den Ohren, er wolle zur Mordkommission oder zur Abteilung für Schwerverbrechen versetzt werden, um »richtige Verbrecher« zu jagen. Er war zweifellos der einzige Computerpolizist im ganzen Land, der keine normale Dienstpistole, sondern eine 45er Automatik trug, mit der sich notfalls auch Autos aufhalten ließen.
    Bishop meinte: »Sie konzentrieren sich zuerst auf die Westküste. Kalifornien, Washington, Oregon und –«
    »Nein«, unterbrach ihn Gillette. »Besser, Sie gehen von Osten nach Westen vor. Zuerst New Jersey, New York, Massachusetts und North Carolina. Dann Illinois und Wisconsin. Dann Texas. Kalifornien erst ganz zum Schluss.«
    »Warum das denn?«, wollte Bishop wissen.
    »Diese Unix-Befehle, die er getippt hat … Das war die Ostküsten-Version.«
    Patricia Nolan erklärte Bishop und Shelton, dass es mehrere Versionen des Betriebssystems Unix gab. Da er die Ostküsten-Befehle verwendet hatte, lag die Vermutung nahe, dass der Mörder von der Atlantikküste stammte. Bishop nickte und gab die Information an die Zentrale weiter. Dann schaute er noch einmal auf seinen Notizblock und sagte: »Noch etwas, das wir dem Profil hinzufügen sollten.«
    »Und das wäre?«, fragte Anderson.
    »Die ID-Abteilung meinte, es sieht aus, als hätte der Täter einen Unfall oder so was gehabt. Dem Kerl fehlen fast alle Fingerspitzen. Von den Kuppen ist zwar noch genug übrig, um Abdrücke zu hinterlassen, aber die Fingerspitzen enden in Narbengewebe. Der zuständige Techniker meint, vielleicht hat er sich bei einem Brand verletzt.«
    Gillette schüttelte den Kopf. »Schwielen.«
    Der Polizist sah ihn an. Gillette hielt die eigenen Hände in die Höhe. Seine Fingerspitzen waren auffällig flach und endeten in gelben Schwielen. »So was nennt man ›Hacker-Maniküre‹«, erläuterte er. »Wenn man zwölf Stunden am Tag auf der Tastatur herumorgelt, sieht man irgendwann so aus.«
    Shelton hielt die Information auf der Tafel fest, und Bishop schloss mit der Bemerkung, dass die Spurensicherung auf keine weiteren Hinweise gestoßen sei.
    Anderson starrte entmutigt auf die weiße Tafel, als Gillette sagte: »Am allerliebsten würde ich jetzt online gehen und einige der Newsgroups und Chatrooms abtrünniger Hacker auschecken. Egal, was der Mörder vorhat, sein Treiben dürfte genau dort im Untergrund jede Menge Wellen schlagen und …«
    »Nein. Sie gehen auf keinen Fall online«, schnitt ihm Anderson das Wort ab.
    »Was?«
    »Nix da«, wiederholte der Polizist unnachgiebig.
    »Aber das ist unbedingt notwendig.«
    »Nein. So lauten die Regeln. Sie bleiben offline.«
    »Moment mal«, mischte sich Shelton ein. »Er war schon online. Ich hab’s gesehen.«
    Andersons Kopf wirbelte herum. »Er war schon?«
    »Ja, in dem Zimmer dort hinten … im Labor. Ich hab reingeschaut, als er den Computer des Opfers überprüft hat.« Er warf Anderson einen kurzen Blick zu. »Ich dachte, Sie hätten es erlaubt.«
    »Nein, hab ich nicht.« Anderson wandte sich an Gillette. »Haben Sie eingeloggt?«
    »Nein«, sagte Gillette fest. »Er muss gesehen haben, wie ich meinen kleinen Hack geschrieben habe, und da dachte er wohl, ich sei online.«
    »Sah jedenfalls verdammt so aus«, sagte Shelton.
    »Sie haben sich getäuscht.«
    Shelton zuckte die Achseln, wirkte aber nicht überzeugt.
    Um sich zu vergewissern, hätte Anderson ins Root-Verzeichnis gehen und dort die Login Dateien finden können, kam jedoch zu dem Schluss, dass es letztendlich keine Rolle spielte, ob Gillette online gewesen war oder nicht. Gillettes Auftrag hier bei ihnen war erledigt. Er nahm den Telefonhörer ab und forderte zwei Polizisten an, die den Hacker bei der CCU abholen sollten. »Wir haben hier einen Gefangenen, der in die Vollzugsanstalt San Jose zurückgebracht werden soll.«
    Gillette sah in bestürzt an: »Nein«, sagte er im Brustton der Überzeugung. »Sie
dürfen
mich nicht zurückschicken.«
    »Ich sorge dafür, dass Sie den Laptop bekommen, den wir Ihnen versprochen haben.«
    »Nein, Sie verstehen mich nicht. Ich darf jetzt nicht aufhören. Wir müssen herausfinden, wie es dieser Kerl geschafft hat, in ihren Rechner zu gelangen.«
    »Sie haben doch gesagt, Sie konnten nichts finden«, knurrte Shelton.
    »Genau das ist das Problem. Hätte ich etwas

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