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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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guter Geist sein musste. Vielleicht ist er auch ein Fan von Santana, kicherte er vor sich hin.
    Und schon widmete sich Jamie seiner nächsten Aufgabe, dem zweiten Hack, den er für seinen großen Ausbruch erledigen musste. In weniger als sechzig Sekunden hatte er sich in einen überarbeiteten Servicetechniker der West Coast Security Systems, Inc. mittleren Alters verwandelt, der den Schaltplan für die alarmgesicherte Brandschutztür vom Typ WCS 8872 verlegt hatte, die er eigentlich reparieren sollte. Deshalb wandte er sich um Hilfe an die technische Aufsicht, die ihm ohne weiteres sofort hilfsbereit zur Seite stand.
    Phate saß in seinem Esszimmerbüro und sah zu, wie Jamie Turners Programm im Supercomputer des Forschungszentrums des Verteidigungsministeriums Schwerstarbeit leistete – dort, wohin er es soeben mit der Passwort-Datei transferiert hatte.
    Ohne dass es die Systemadministratoren vor Ort bemerkten, standen die gewaltigen Supercomputer in diesem Augenblick unter seiner Kontrolle und verpulverten wertvolle Computerzeit in Höhe von fünfundzwanzigtausend Dollar allein dafür, dass ein Mittelstufenschüler eine einzige verschlossene Tür öffnen konnte.
    Phate hatte mitverfolgt, wie langsam der erste Supercomputer, den Jamie angezapft hatte, vorankam und sofort erkannt, dass er den Passcode niemals rechtzeitig ausspucken würde, damit der Junge die Schule verlassen und rechtzeitig um 18 Uhr 30 am verabredeten Treffpunkt sein konnte.
    Das wiederum bedeutete, dass er sicher hinter den schützenden Mauern seiner Schule blieb und Phate diese Runde des Spiels verlor. Und das war nicht annehmbar.
    Die parallel geschalteten Rechner des Forschungszentrums dürften den Code jedoch mit Leichtigkeit fristgerecht knacken.
    Hätte Jamie Turner an diesem Abend tatsächlich das Konzert besucht – wozu es nun auf keinen Fall kommen würde –, hätte er das Phate zu verdanken gehabt.
    Phate hackte sich in die Bauaufsichtsbehörde von San Jose ein und fand dort prompt einen vom Direktor der St. Francis Academy eingereichten Antrag zum Neubau einer Mauer mit mehreren Toren, der von der Verwaltung abgesegnet werden musste. Phate lud sich die Dokumente herunter und druckte sich die Pläne des Schulgebäudes und des Geländes aus.
    Während er die Pläne betrachtete, meldete sich sein Rechner mit einem Piepen. Auf dem Bildschirm ging ein Fenster auf, das ihm mitteilte, dass er soeben eine Mail von Shawn erhalten hatte.
    Wieder spürte er den kleinen, wohligen Stich, den es ihm jedes Mal versetzte, wenn Shawn ihm eine Nachricht schickte. Diese Reaktion kam ihm sehr bedeutend vor, wie eine wichtige Einsicht in Phates – nein, sagen wir besser Jon Holloways – Persönlichkeitsentwicklung. Er war in einer Familie aufgewachsen, in der Liebe und andere Gefühle im Gegensatz zu Geld nur sehr spärlich vorhanden gewesen waren, und er war sich dessen sehr wohl bewusst, dass er sich zu einem gefühlskalten, distanzierten Menschen entwickelt hatte. Er hatte sich anderen Menschen gegenüber stets kalt und distanziert gefühlt, nicht nur seiner Familie gegenüber, auch seinen Arbeitskollegen, seinen Klassenkameraden und sogar den wenigen Menschen gegenüber, zu denen er versucht hatte, eine Beziehung aufzubauen. Trotzdem bewies die Tiefe der Gefühle, die er für Shawn empfand, dass er emotional nicht völlig abgestorben war, dass er einen nicht versiegenden Quell der Liebe in sich barg.
    Da er die Nachricht sofort lesen wollte, loggte er sich aus der Website der Behörde aus und rief seine E-Mail auf. Als er jedoch die nüchternen Worte las, wich das Lächeln aus seinem Gesicht, sein Atem ging schneller, und sein Puls schnellte hoch.
    »Herrgott noch mal«, murmelte er.
    Die Mail setzte ihn unmissverständlich davon in Kenntnis, dass ihm die Polizei dichter auf den Fersen war, als er angenommen hatte. Sie wusste sogar bereits über die Morde von Portland und Washington, D.C. Bescheid.
    Dann las er den zweiten Absatz und kam nicht weiter als bis zu dem Verweis auf den Milliken Park.
    Nein, nein …
    Jetzt hatte er ein echtes Problem.
    Phate erhob sich vom Schreibtisch und rannte in den Keller seines Hauses, wo sein Blick den Rest einer getrockneten Blutschliere auf dem Boden streifte (von dieser Lara-Gibson-Figur). Dann öffnete er eine große Kiste und zog sein dunkles, fleckiges Messer heraus, ging zum Wandschrank, machte ihn auf und schaltete das Licht an.
    Zehn Minuten später raste er in seinem Jaguar über die Schnellstraße.
    Im

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