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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Anhaltspunkte. Niemand hatte Gillette in der Umgebung der CCU gesehen. Vom CCU-Parkplatz fehlte kein Fahrzeug, aber das Gebäude stand direkt an der Strecke einer Überland-Buslinie, sodass er leicht auf diesem Weg entkommen sein konnte. Die Streifenwagen der Bezirks- sowie der städtischen Polizei meldeten keinen Fußgänger, auf den die Beschreibung passte, andererseits war der Bezirk Santa Clara County ziemlich ausgedehnt und dazu dicht bebaut.
    Da es keine konkreten Hinweise darauf gab, wohin Gillette entflohen sein konnte, beschloss Bishop, einen Blick auf den Lebenslauf des Hackers zu werfen. Vielleicht gelang es ihm, seinen Vater ausfindig zu machen, der in Saudi Arabien arbeitete, oder seinen Bruder, der irgendwo im Nordwesten lebte, soweit sich Bishop erinnerte. Auch Freunde und frühere Arbeitskollegen. Bishop suchte auf Andy Andersons Schreibtisch nach Kopien von Gillettes Gerichts- und Haftakten, fand jedoch nichts. Als Bishop eine eilige Anfrage bezüglich Kopien der Akten ans Zentrallager stellte, wurde ihm mitgeteilt, dass diese Akten nicht mehr vorhanden seien.
    »Jemand hat die Anweisung gegeben, sie zu zerschreddern, habe ich Recht?«, fragte er die Nachtschicht.
    »Ehrlich gesagt, Sir, das stimmt. Woher wissen Sie das?«
    »Nur geraten.« Der Detective legte auf.
    Dann kam ihm eine Idee. Er erinnerte sich daran, dass der Hacker eine Jugendstrafe abgesessen hatte.
    Also rief Bishop einen Bekannten im Büro des Bereitschaftsrichters an. Der Mann kramte eine Weile herum und konnte ihm mitteilen, dass es sehr wohl eine Akte zu Wyatt Gillettes Festnahme und Verurteilung gab. Damals sei er siebzehn Jahre alt gewesen. Ja, er würde umgehend eine Kopie schicken.
    »An diese Unterlagen hat er nicht gedacht«, sagte Bishop zu Nolan. »Wenigstens eine kleine Chance.«
    Plötzlich starrte Tony Mott auf den Monitor eines Rechners, sprang von seinem Schreibtischstuhl auf und rief: »Seht euch das an!«
    Er rannte zu dem Rechner und hämmerte wie wild auf der Tastatur herum.
    »Was ist denn?«, fragte Bishop.
    »Ein Säuberungsprogramm hat soeben angefangen, im freien Speicherplatz der Festplatte aufzuräumen«, antwortete Mott atemlos und tippte weiter. Dann drückte er auf Enter und blickte auf. »So, jetzt hat es aufgehört.«
    Bishop sah sein erschrockenes Gesicht, hatte aber keinen Schimmer, worum es eigentlich ging.
    Linda Sanchez klärte ihn auf: »Fast sämtliche Daten eines Rechners – sogar Daten, die man gelöscht hat oder die verschwinden, wenn man die Kiste ausschaltet – bleiben im freien Speicherplatz des Rechners erhalten. Man kann sie nicht als Dateien erkennen oder aufrufen, aber sie lassen sich ziemlich einfach zurückholen. Auf diese Weise schnappen wir viele Kandidaten, die glauben, sie hätten sämtliche belastenden Hinweise auf ihrem Computer gelöscht. Diese Informationen lassen sich nur dann vollständig vernichten, wenn man ein Programm aktiviert, das den Leerspeicher ›putzt‹, in etwa so wie ein digitaler Shredder. Vor seiner Flucht muss Wyatt dem Programm entsprechende Anweisungen gegeben haben.«
    »Und das bedeutet«, sagte Tony Mott, »dass er nicht will, dass wir erfahren, was er online getrieben hat.«
    »Ich habe ein Programm, das uns zeigt, wonach er im Netz gesucht hat«, sagte Linda Sanchez.
    Sie wühlte in einer Kiste voller Disketten und schob eine davon in den Rechner. Ihre kurzen Finger tanzten über die Tasten, und kurz darauf füllte sich der Bildschirm mit kryptischen Symbolen, die Frank Bishop absolut nichts sagten. Er erkannte jedoch, dass es sich um einen Sieg für sie handeln musste, denn Sanchez lächelte leicht und winkte ihre Kollegen an den Monitor heran.
    »Interessant«, meinte Mott.
    Stephen Miller nickte und machte sich Notizen.

19 Kapitel 00010011
    Phate saß im Esszimmer seines Hauses in der El Monte Road in Los Altos und lauschte dem
Tod eines Handlungsreisenden
auf seinem Diskman.
    Trotzdem fühlte er sich von seinem Laptop irgendwie abgelenkt. Dass er nur so knapp aus St. Francis entkommen war, hatte ihn arg mitgenommen. Er sah sich noch dort stehen, den Arm um den zitternden Jamie Turner gelegt, und beide schauten dem armen »Booty« dabei zu, wie er verblutend seine letzten taumelnden Schritte machte. Er sah sich, wie er dem Jungen riet, er solle ein für alle Mal die Finger von den Computern lassen. Aber sein eindrucksvoller Monolog war durch Shawns Notruf auf dem Pager unterbrochen worden, der besagte, dass die Polizei bereits auf dem Weg zur

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