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Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Habersatter
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sie in die Runde. "Vielleicht sollte ich vorweg noch erwähnen, dass wir keine Pflegekraft darstellen oder ersetzen. Wir kümmern uns nur um den Patienten und dessen seelisches Wohlbefinden. Pflegerische Tätigkeiten bleiben der Familie oder dem Pflegepersonal vorbehalten." Erni machte eine Pause und blickte alle mit offenem Blick an.
    Sie wandte sich Anna zu, die neben ihr saß. "Wie geht es Ihnen, Frau Lukas?", fragte sie freundlich.
    "Mir geht es gut! Danke. Und wie geht es Ihnen? Darf ich Erni zu Ihnen sagen?"
    "Natürlich! Mir geht es gut, danke. Ein sehr schönes Haus haben Sie, Frau Lukas." Erni lächelte anerkennend. "Wie geht es Ihnen mit den Medikamenten?"
    Anna blickte zu Stella. "Sag' du es, Sternchen. Du kennst dich da besser aus."
    So erfuhr Erni, welche Medikamente Anna bereits verabreicht bekam, wie die Schmerzattacken verliefen und wie die Prognosen waren, die Dr. Werneck und Dr. Becker gestellt hatten. Erni hörte interessiert zu, nickte, stellte hin und wieder eine Frage.
    Jonathan saß daneben, hörte zu, schweifte mit den Gedanken ab und war irgendwo weit weg.
    "Jonathan, du wurdest gefragt! Hörst du überhaupt zu?"
    "Was? Wie?" Jonathan schreckte hoch.
    Erni sah ihn freundlich an. "Ich wollte wissen, wie es Ihnen mit der Situation geht. Sie sind ja doch der Jüngste in dieser Runde", fügte sie hinzu.
    War das eine Frage? Jonathan sah hilfesuchend zu Stella. Diese deutete ihm ungeduldig mit dem Kopf, endlich etwas zu sagen.
    "Ich ... ähm ... naja ..." Er kratzte sich am Kopf. "Ich weiß nicht. Irgendwie ist alles anders, weil Mum nicht zu Hause ist, aber ich kann verstehen, dass Oma sie braucht und ..." Er blickte in die Runde und ließ die Schultern sinken.
    "Stört es Sie, dass Ihre Mutter hier ist?"
    "Wie? Nein! Oma braucht sie ja!" Wollte diese Frau ihm etwas unterstellen?
    "Ich habe gehört, dass du deiner Oma ebenfalls hilfst. Ist das in Ordnung für dich?"
    "Naja, ich gehe einkaufen, damit Mum nicht weg muss." Mit der Hand deutete er unbeholfen auf Stella.
    Erni schien zufrieden. Sie wandte sich Stella zu. "Wie geht es Ihnen dabei, Frau Santo? Ist es in Ordnung, dass Sie hier bei Ihrer Mutter sind?"
    "Bitte nennen Sie mich Stella."
    "In Ordnung, Stella."
    "Ich denke, es ist für alle hier das Beste, wenn ich bei Mama bleibe. Ich weiß, dass sie im Krankenhaus unmöglich bleiben kann." Sie nahm Annas Hand. "Zu Hause geht es ihr einfach besser."
    "Das ist sehr schön, dass Sie Ihrer Mutter das ermöglichen möchten und auch können. Erwin, wie geht es Ihnen dabei?"
    Erwin wirkte überrascht, dass er in das Gespräch mit eingebunden und direkt gefragt wurde.
    Jonathan konnte nachempfinden, wie er sich fühlte und unterdrückte ein schadenfrohes Lächeln. Er kam sich vor wie bei einer Beratungsrunde, wo ein Wollknäuel hin und her geworfen wurde, um die einzelnen Kursteilnehmer kennenzulernen.
    "Wie es mir geht?" Er sah unsicher in die Runde. "Nun ja, anfangs wollte ich zwar, dass Mutter im Krankenhaus bleibt, dort hätte Sie einfach eine optimale medizinische Versorgung ..."
    Stella schnaubte verächtlich, Erwin brach ab.
    Erni ermunterte ihn weiterzureden.
    "Ich habe aber dann eingesehen, dass diese Art der Betreuung im Krankenhaus nicht das Richtige ist. Deshalb bin ich froh und auch dankbar, dass Stella das übernommen hat."
    Stella sah überrascht auf. Mit einem indirekten Lob von Erwin hatte sie nicht gerechnet.
    Jonathan blickte ebenfalls erstaunt zu seinem Onkel. Was war denn plötzlich los? Gestern kein Streiten, sondern ein gemeinsames Abendessen, und heute das?
    Unbemerkt von den anderen kniff sich Jonathan in den Handrücken. Autsch! Nein, kein Traum, das war die Realität. Cool!, dachte Jonathan.
     
     
    Anna
     
    Die Schmerzen waren kaum mehr auszuhalten, aber sie wollte das Gespräch nicht unterbrechen. Sie fand Erni sehr sympathisch und die Arbeit der Hospizbewegung beeindruckte sie. Wenn da nur nicht dieses heftige Ziehen und Pochen im Bauch wäre!
    Ihr stand der Schweiß auf der Stirn. Sie versuchte, ruhig ein- und auszuatmen.
    "Alles in Ordnung, Anna?" Erni sah sie geradewegs an und legte eine Hand auf ihren Unterarm, der auf dem Tisch lag.
    Annas Finger waren verkrampft ineinander gefaltet. So sehr, dass die Knöchel weiß waren. Sie lächelte gequält. "Es ... es geht schon."
    Am Tisch war es schlagartig still geworden. Alle Augen richteten sich auf sie.
    "Mutter, was ist los mit dir?"
    "Hast du Schmerzen, Mama?"
    "Kommen Sie, Anna, legen Sie sich am besten in ihr

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