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Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Habersatter
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weinenden Frauen.
    "Du, ist es schlimm, wenn ich heute nicht vorbei komme? Ich erreiche Mum nicht, kannst du sie fragen?"
    "Wieso? Was hast du so Wichtiges vor?"
    Jonathan zögerte mit seiner Antwort. "Ich ... ich bin verabredet."
    "So?" Erwin schmunzelte. "Mit wem denn?"
    "Du kennst sie nicht", antwortete Jonathan schnell. Zu schnell.
    "Ach ja? Wer ist die Glückliche?"
    "Sybille", sagte Jonathan leise.
    "Sybille? Die Sybille von der Huber?"
    "Mhm."
    "Na, sieh einer an! Da scheinen ja die Hormone hochzukommen bei dir!", neckte er seinen Neffen. Es tat gut ein wenig abgelenkt zu werden.
    "Passt das jetzt, dass ich erst morgen komme oder nicht?" Jonathan klang genervt.
    "Ja, ja. Aber vergiss nicht: Immer langsam mit den Pferden, Junge." Er lachte.
    Jonathan murmelte etwas Unverständliches und legte auf.
    Erwin sah nachdenklich auf das Telefon in seiner Hand. Dass sich sein Neffe für Mädchen interessierte, war ja ganz was Neues. Ansonsten waren nur seine Kumpels und Musik interessant gewesen.
    Sein Blick wanderte zurück in den Garten. Stella und Anna hatten sich erhoben und gingen auf das Haus zu. Ihre Augen waren gerötet, die Wangen nass.
    Er wandte sich um und ging schnell zur Haustür. Er wollte so tun, als wäre er eben erst gekommen. Sie sollten nicht wissen, dass er sie beobachtet hatte.
     
    "Was heißt, er kommt nicht?!"
    Stella stand in der Küche, nachdem sie Anna ins Bett geholfen hatte, und bereitete das Abendessen zu. Grießbrei mit Zimt. Den hatte sich Anna gewünscht.
    "Er trifft sich mit einem Mädchen."
    Stella ließ den Kochlöffel sinken und starrte Erwin an. "Und dann sagst du einfach: 'Alles klar, ich erlaube es dir!' oder wie? Woher nimmst du dir das Recht, einfach so zu bestimmen?"
    "Stella, er ist achtzehn!"
    "Ja, und? Solange er in meinem Haus wohnt, bestimme ICH!"
    "Er ist doch kein Haustier!"
    Stella funkelte ihn böse an. Er hatte das Gefühl, sie würde gleich explodieren.
    "Stimmt, er ist mein SOHN, und als solcher muss er sich an Vereinbarungen halten. Die Vereinbarung war, dass er herkommen und mir helfen soll!"
    "Nur wegen dieser Party?" Er blickte ungläubig.
    "Ja, genau deshalb!" Sie schrie nun noch aufgebrachter.
    Erwin schien es, als hätte das Weinen von vorhin ein Ventil in Stella geöffnet.
    "Außerdem sind Aurelia und ich auch noch da", versuchte er weiter sie zu beschwichtigen.
    "Ja, und?" Stella war nun voll in Fahrt. "Außerdem hat dieser Bengel null Bock auf irgendwas und hat einfach alles hingeschmissen. Aber das kennst DU ja nur zu gut, stimmt's?"
    Es war still. Der letzte Satz hing schwer in der Luft, im Kochtopf blubberte es leicht. Stella wandte Erwin den Rücken zu und rührte heftig um.
    "Ich habe nichts hingeschmissen, Stella", sagte er leise.
    Sie schwieg.
    Er gab sich einen Ruck. Wenn nicht jetzt, wann dann? "Weißt du eigentlich, warum ich den Laden verkauft habe?"
    Sie sagte nichts.
    Erwin starrte auf ihren Rücken. Jetzt oder nie. "Wusstest du, dass der Laden kurz vorm Konkurs stand?"
    Der Kochlöffel hielt kurz still im Topf und Erwin sprach schnell weiter.
    "Vater hat mir einen Laden übergeben, der ausstehende Rechnungen von vier Monaten hatte. Das Geschäft lief seit Jahren nicht mehr kostendeckend, aber das ignorierte er einfach. Er dachte, wenn ich 'Waren-Lukas' übernommen habe, dann würde ich das alles wohl schon wieder hochschupfen." Er brach ab, holte Luft. "Ich habe mein Bestes gegeben, habe mir Hilfe von professionellen Finanzleuten geholt, doch es brachte nichts mehr. Mir blieb keine andere Wahl, als die Geschäftsräume zu verkaufen! Wenn ich länger gewartet hätte, hätten sie unser Elternhaus gepfändet!"
    Stella sagte weiter nichts. Sie lief aber auch nicht davon, wie sie es sonst tat, wenn eine Situation unangenehm wurde.
    Erwin schöpfte Hoffnung, dass sie ihn endlich bis zum Schluss anhören würde und fuhr fort. "Mit dem Verkauf konnten die dringendsten Verbindlichkeiten gedeckt werden. Der Rest der Schulden blieb an mir hängen. Gabriela und ich brachten zehn Jahre lang jeden Cent zur Bank, um die Schulden loszuwerden."
    Es war still in der Küche. Stella hatte die Herdplatte abgedreht. Langsam drehte sie sich um und sah ihren Bruder ungläubig an.
    "Ist das wahr?", sagte sie leise.
    Er nickte. "Ja, so wahr ich hier stehe."
    "Und Mama weiß davon?"
    Er wartete mit der Antwort, dann schüttelte er langsam den Kopf. "Nein."
    "Wie konnte sie dir dann verzeihen?"
    "Ich weiß es nicht." Er zuckte mit den Schultern. "Irgendwann haben wir

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