Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Habersatter
Vom Netzwerk:
organisiert.
    Stella ging nach nebenan in ihr altes Kinderzimmer. Noch immer stand das große Luftbett dominant in der Mitte des Raumes. Rundherum lagen Gewandstücke und Schuhe wild durcheinander. Sie hatte keine Zeit zum Aufräumen gehabt. Die Pflege ihrer Mutter hatte Stella völlig eingenommen.
    Leise, um Anna nicht zu wecken, wählte sie eine Nummer und sprach Anweisungen ins Telefon. Dann legte sie auf und ging rasch nach unten. Irgendwo im Keller musste doch noch die große Wassersäule stehen, die Anna einmal geschenkt bekommen hatte.
     
     
    Erwin
     
    Es war bereits zehn Uhr abends, als sein Telefon noch läutete. Gabriela sah ihn verwundert an. Sie lag schon im Bett und las in einem Buch. Erwin war gerade aus dem Bad gekommen, die Haare noch feucht von der Dusche.
    Rasch nahm er ab. "Jonathan, was gibt es denn?" Er war beunruhigt.
    "Hy, ich bin es. Du, ähm, Mum hat mich gerade angerufen und ... äh ... sie braucht scheinbar ganz dringend ihren CD-Player und ein paar CDs von zuhause und ... äh ..." Er brach ab. Im Hintergrund war leise Musik zu hören.
    "Wo bist du?", fragte Erwin, völlig verwundert über diesen Anruf. "Ist etwas passiert?"
    "Nein, nein. Mum hat mich nur angerufen und gesagt, ich soll ihr gaaanz dringend und gaaanz schnell ein paar Sachen vorbeibringen."
    "Und weshalb rufst du dann mich an?" Erwin setzte sich auf das Bett und deutete Gabriela, dass alles in Ordnung war.
    "Nun, äh, ich bin gerade ... wie soll ich sagen ... beschäftigt."
    Im Hintergrund hörte Erwin ein Mädchen kichern.
    "Ich verstehe", sagte er und schmunzelte ein wenig. Der junge Mann war also 'beschäftigt'.
    Erwin konnte sich in Jonathan hineinversetzen. Er war zwar schon lange verheiratet, doch wie die Zeit zu Beginn der Beziehung mit Gabriela war, das war ihm noch zu gut in Erinnerung. Frisch verliebt, wie sie waren, hatten sie jede freie Minute miteinander genossen.
    "Das heißt also, ich soll die Sachen zu deiner Mutter bringen", fasste er die Situation zusammen.
    "Äh, ja, wenn das geht?" Jonathan klang erleichtert.
    "Gut, was braucht sie genau? Vielleicht habe ich etwas zuhause, dann bin ich schneller bei ihr."
    Nach dem Telefonat mit Jonathan stand Erwin auf, packte das Gewünschte in eine Tasche und fuhr zu Anna.
    Leise schloss er die Haustür auf. Im Haus war es finster. Nur ein sanftes Licht drang von oben die Treppe herunter und tauchte den Flur in ein gespenstisches Licht.
    Leise ging er nach oben. Die Tür zu Annas Schlafzimmer war nur angelehnt. Er klopfte sachte mit dem Fingerknöchel und drückte die Tür ein wenig auf.
    Er hätte nicht erstaunter sein können, wenn plötzlich ein Elefant im Schlafzimmer gestanden wäre. Mit großen Augen sah er sich um. Der Raum war kaum wieder zu erkennen.
    Das Bett, in dem Anna lag, stand noch am gleichen Fleck. Alles andere hatte sich jedoch verändert.
    Unzählige Pflanzen waren im Raum verteilt. Stella musste sie aus allen möglichen Ecken und Räumen des Hauses ins Schlafzimmer gebracht haben. Drei Nachtkästchen standen nebeneinander an der Wand entlang. Darauf standen Bilder von Anna und ihrem geliebten Johann, Erwin und Gabriela, Stella, den Enkelkindern und den Urenkel. Dazwischen unzählige kleine Kerzen, deren Flammen leicht flackerten und den Raum in ein sanftes Licht tauchten. Auf der anderen Seite des Bettes stand eine fast eineinhalb Meter hohe Wassersäule, in der leise das Wasser sprudelte. Die Luftblasen krochen an der Säule hoch und warfen beruhigende Schattenspiele an die Wand. Das wechselnde Licht in der Säule erstrahlte mal rot, mal gelb, mal blau, mal grün.
    In dieser eigenartigen, aber doch so beruhigenden Atmosphäre saß Stella auf der gegenüberliegenden Seite des Bettes am Boden unter dem Fenster an die Wand gelehnt. Unter ihr und um sie herum waren dicke Polster. Sie waren wohl vom Wohnzimmer, wie Erwin feststellte.
    Sie sah ihn an. Ruhig. Erschöpft. Aber irgendwie auch zufrieden. Was war hier nur geschehen?
    "Ich nehme an, Jonathan hat dich geschickt", sagte sie flüsternd. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.
    Er nickte, noch immer sprachlos und erstaunt.
    "Komm her." Sie klopfte neben sich auf den Polster.
    Dann erzählte sie ihm vom Snoezelen, von den verschärften Sinnen der Verstorbenen und von einem schönen Raum zum Sterben, den sie ihrer Mutter bieten wollte.
    Beeindruckt hörte er zu. Er sagte nichts, sondern ließ sie sprechen. Nur hin und wieder nickte er.
    "Und deshalb habe ich Jonathan gebeten, mir CDs zu

Weitere Kostenlose Bücher