Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
diese Eigenschaften bei Gelegenheit erwähnt.«
»Leider fordert all diese Energie und die Kreativität ihren Preis von einem Mann.« Neville seufzte schwer. »Ich hasse es, das zuzugeben, aber ich bin nicht mehr so jung, wie ich einmal war. Zusätzlich dazu sind ihre Forderungen nach Juwelen in letzter Zeit immer ausgedehnter geworden. Ich habe ihr im letzten Monat ein paar Ohrringe geschenkt, und sie hatte doch wahrhaftig die Nerven, mir zu sagen, dass die Steine zu klein seien.«
Sally ist ein Profi, dachte Tobias. Sie hatte zweifellos geahnt, dass Neville langsam ruhelos wurde. Da sie wusste, dass die Affäre zu Ende ging, arbeitete sie schnell, um noch so viel wie möglich aus ihrem Bewunderer herauszuholen, ehe er sie beiseite warf.
Tobias lächelte ohne Humor. »Eine Frau wie Sally muss schon lange vorplanen, für den Zeitpunkt, an dem sie sich zur Ruhe setzen kann. Für Damen der Halbwelt gibt es keine Pension.«
»Sie kann zurück in das Bordell gehen, in dem ich sie gefunden habe.« Neville zögerte, dann zogen sich seine Augen zusammen. »Vielleicht sind Sie daran interessiert, meinen Platz einzunehmen? Sally wird nach dem heutigen Abend wieder einen neuen Beschützer suchen, und ich kann persönlich für ihr Geschick im Schlafzimmer garantieren.«
Tobias war nicht daran interessiert, die Geliebte eines anderen Mannes zu erben, selbst wenn sie voller Energie und kreativ war. Auf jeden Fall zweifelte er daran, dass Sally lange allein bleiben würde. Nach den Bemerkungen zu urteilen, die Neville in den letzten Wochen über sie gemacht hatte, war sie ein kluges Mädchen.
»So wie das klingt, werde ich sie mir nicht leisten können«, erklärte Tobias ein wenig spöttisch.
»Sie ist erste Klasse, doch ist sie nicht so teuer wie diese Erfolgstypen.« Neville trank sein Glas leer und stellte es dann ab. »Verzeihen Sie mir, March. Ich wollte Sie nicht langweilen. Mich interessiert viel mehr, welche Fortschritte Sie gemacht haben. Gibt es irgendwelche Neuigkeiten über dieses verdammte Tagebuch?«
Tobias wählte seine Worte sorgfältig. Seiner Erfahrung nach reagierten Klienten immer sehr gut auf Ausdrücke vom Jagen und Fischen.
»So viel kann ich Ihnen sagen«, begann er. »Ich habe die Spur aufgenommen, und der Geruch wird stärker.«
Eine fieberhafte Erregung trat in Nevilles Augen. »Was soll das heißen? Was haben Sie erfahren?«
»Es wäre mir lieber, zu diesem Zeitpunkt nicht deutlicher zu werden. Aber ich kann sagen, dass ich mehrere Angeln im Wasser habe und dass es erste Versuche des Anbeißens gegeben hat. Geben Sie mir noch ein paar Tage Zeit, dann bin ich sicher in der Lage, den Fang an Land zu ziehen.«
»Teufel, Mann, warum dauert das so lange? Wir müssen dieses verdammte Tagebuch finden, und zwar sehr bald.«
Jetzt war es an der Zeit, ein kalkuliertes Risiko einzugehen, dachte Tobias.
»Wenn Sie mit meinen Bemühungen nicht zufrieden sind, Sir, dann stelle ich Ihnen frei, jemand anderen einzustellen, der diese Nachforschungen für Sie anstellen kann.«
Neville presste die Lippen zusammen. »Es gibt keinen anderen, dem ich zutraue, diese Sache mit absoluter Diskretion zu behandeln. Das wissen Sie genauso gut wie ich.«
Tobias ließ den Atem entweichen, er hatte gar nicht bemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. »Beruhigen Sie sich, Sir. Ich werde schon sehr bald Neuigkeiten für Sie haben.«
»Ich hoffe, dass das der Fall sein wird.« Neville stellte sein leeres Glas beiseite und stand aus dem Sessel auf. »Leider muss ich jetzt gehen. Ich muss heute Nachmittag noch einen Besuch beim Juwelier machen.«
»Sallys Abschiedsgeschenk?«
»In der Tat. Eine hübsche Halskette, wenn ich das sagen darf. Sie hat mich eine ganze Stange Geld gekostet, aber ich nehme an, man muss für seine Freuden auch bezahlen, wie? Ich habe dem Juwelier gesagt, dass ich sie heute abholen komme und auch gleich bezahlen werde. Ich möchte auf keinen Fall das Risiko eingehen, zu spät zu kommen.«
»Wieso ist das ein Risiko?«
»Barton hat mir erzählt, er hätte im letzten Monat im gleichen Geschäft eine Saphirbrosche für seine Geliebte bestellt. Er hat das Stück nicht rechtzeitig bezahlt. Der Juwelier hat die Brosche an sein Stadthaus geschickt, wo es Lady Barton ausgeliefert wurde anstatt seiner süßen freizügigen Geliebten.«
Tobias hätte beinahe gelächelt. »Ganz zufällig natürlich.«
»Das hat der Juwelier behauptet.« Neville erschauerte. »Dennoch habe ich nicht die Absicht, ein
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