Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
in der Leidenschaft des Augenblicks gefangen war. Beim nächsten Mal werde ich jedoch besser vorbereitet sein. Ich werde mich bemühen, einige Vorrichtungen zu besorgen, ehe wir uns noch einmal dieser Sache hingeben.«
»Oh, sieh nur, wir sind angekommen«, erklärte sie viel zu fröhlich. »Endlich wieder zu Hause.«
Der untersetzte Lakai öffnete die Tür der Kutsche und ließ für Lavinia die Treppe hinunter. Sie bewegte sich auf den Ausgang zu, als wäre es der Fluchtweg aus einem brennenden Gebäude.
»Gute Nacht, Tobias.«
Er streckte die Hand aus und hielt die ihre fest. »Lavinia, bist du auch sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist? Du scheinst nicht ganz du selbst zu sein.«
»Wirklich?«
Das Lächeln, das sie ihm über ihre Schulter hinweg zuwarf, glänzte wie polierter Stahl. Ganz das alte Lächeln, dachte er. Er wusste nicht, ob es ein gutes Zeichen war.
»Es war ein sehr anstrengender Abend«, begann er vorsichtig. »Deine Nerven sind offensichtlich sehr angespannt.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, warum meine Nerven auch nur ein wenig angespannt sein sollten. Immerhin habe ich gerade meine einzige Klientin verloren, und man hat mir einen recht ordentlichen Umhang ruiniert. Zusätzlich dazu werde ich gezwungen sein, mir in den nächsten Tagen über einige äußerst persönliche Dinge Sorgen zu machen.«
Er sah ihr in die Augen. »Die Schuld für all das kannst du auf mich schieben.«
»Oh, das tue ich auch.« Sie reichte dem großen Lakai ihre Hand. »Ganz sicher kann ich meine Schwierigkeiten einmal wieder nur auf dich zurückführen, Sir. Wieder einmal sind alle meine Probleme ganz allein deine Schuld.«
Warum war alles, was mit Lavinia zu tun hatte, nur immer wieder so verdammt kompliziert? Tobias betrat kurz darauf sein Arbeitszimmer, goss sich ein anständiges Glas Brandy ein und ließ sich in seinen Lieblingssessel fallen. Er blickte trübe in das erlöschende Feuer. Visionen eines beschmutzten Umhanges tanzten vor seinen Augen.
Die Tür hinter ihm öffnete sich.
»Endlich bist du zu Hause.« Anthony schlenderte mit gelockerter Krawatte und offenem Hemd in das Zimmer. »Ich bin vor einer Stunde auf meinem Weg nach Hause hier vorbeigekommen und wollte wissen, ob es irgendwelche Neuigkeiten gibt. Ich habe etwas von Whitbys restlichem Lachsauflauf gegessen. Ich muss sagen, ich vermisse seine Kochkünste.«
»Wie kannst du sie denn vermissen? Wie mir scheint, bist du zu jeder Mahlzeit hier und auch zu einer Menge Snacks am späten Abend.«
»Ich möchte doch nicht, dass du dich einsam fühlst.« Anthony lachte leise. »Es ist gar nicht deine Art, so spät noch unterwegs zu sein. Ein interessanter Abend, nehme ich an?«
»Ich habe das Tagebuch gefunden.«
Anthony pfiff leise durch die Zähne. »Meinen Glückwunsch. Ich nehme an, du hast die Seiten herausgerissen, die für dich, Mrs. Lake und deinen Klienten von besonderem Wert waren?«
»Es bestand gar keine Notwendigkeit, sie herauszureißen. Jemand hatte das verdammte Ding ins Feuer geworfen, noch ehe ich es finden konnte. Es war gerade noch genug davon übrig, um es zu identifizieren, doch nicht genug, um für irgend j emanden noch von Bedeutung zu sein.«
»Ich verstehe.« Anthony fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, während er darüber nachdachte. »Wer auch immer Felix umgebracht und das Tagebuch mitgenommen hat, wollte dir deutlich machen, dass du deine Nachforschungen jetzt einstellen kannst, ist es nicht so?«
»Ich denke schon. Ja.«
»Am Anfang der ganzen Sache hast du gesagt, dass ziemlich viele Menschen in dem Tagebuch erwähnt wurden. Jeder von ihnen hätte Holton Felix umbringen und das Tagebuch zerstören können?«
»Ja.«
»Wie hat Neville die Neuigkeit aufgenommen?«
»Ich habe ihn von den neuesten Entwicklungen noch gar nicht in Kenntnis gesetzt«, erklärte Tobias.
Anthony sah ihn voller Neugier an. »Und was passiert jetzt?«
»Jetzt? Ich werde ins Bett gehen. Das passiert jetzt.«
»Ich wollte gerade zu meiner Wohnung gehen, als ich diesen sehr eleganten Wagen vor der Tür ankommen sah.« Anthony grinste. »Ich dachte zuerst, er hätte sich vielleicht in der Adresse geirrt. Dann habe ich gesehen, wie du ausgestiegen bist.«
»Der Wagen gehört Lavinias Klientin.« Tobias nahm einen Schluck von seinem Brandy. »Seit heute Abend allerdings ihrer früheren Klientin.«
»Weil das Tagebuch gefunden wurde?«
»Nein. Weil Lavinia sie abgewiesen hat. Sie hat Mrs. Dove erklärt, dass sie die Bezahlung
Weitere Kostenlose Bücher