Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
Lake.«
Sein Bein fühlte sich wirklich im Augenblick recht gut an, überlegte Tobias. Der Brandy, zweifellos. Doch wenn er jetzt genauer über die ganze Sache nachdachte, wurde ihm klar, dass der Schmerz im Bein schon viel früher heute Abend aufgehört hatte. Ungefähr zu dem Zeitpunkt, als er damit begonnen hatte, Lavinia zu lieben. Es gibt doch nichts Besseres als eine kleine Ablenkung, um die Gedanken eines Mannes an seine Schmerzen zu vertreiben, dachte er bedrückt.
»Ich würde mir an deiner Stelle keine Sorgen über Lavinias Pläne machen. Emeline ist eine interessante junge Dame, und sie wird auch einige Aufmerksamkeit erregen. Aber wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, dass sie keine Erbin ist, werden all die klugen Mamas der feinen Gesellschaft dafür sorgen, dass ihre Söhne nicht zu lange in ihre Richtung schauen.«
»Das mag ja sein, aber was ist mit all den Schwerenötern und den professionellen Verführern? Du weißt genauso gut wie ich, dass keine junge Dame vor ihnen sicher ist. Sie machen sich einen Spaß daraus, die unschuldigen jungen Mädchen zu verführen.«
»Lavinia kann Emeline beschützen.« Tobias dachte an Emelines kühlen Kopf in Rom. »In der Tat vermute ich, dass Miss Emeline sehr gut auf sich selbst aufpassen kann.«
»Trotzdem wäre es mir lieber, wenn es erst gar nicht so weit kommen würde.« Anthony umklammerte den Kaminsims. »Und da wir die gleichen Ziele verfolgen, können wir in diesem Projekt genauso gut zusammenarbeiten.«
Tobias stieß die Luft aus. »Wir sind ein paar Dummköpfe.«
»Du sprichst für dich.« Glücklich ging Anthony zur Tür. »Ich werde gleich morgen früh die Theaterkarten besorgen.«
»Anthony?« »Ja?«
»Habe ich dir eigentlich gesagt, dass Lavinias Eltern den Mesmerismus ausgeübt haben?«
»Nein, aber ich glaube, Miss Emeline hat es erwähnt. Was ist damit?«
»Du hast dich doch vor einiger Zeit einmal dafür interessiert. Glaubst du, dass es einem geübten Anwender dieser Kunst möglich ist, einen Mann in eine Trance zu versetzen, ohne dass dieser etwas davon merkt?«
Anthony lächelte breit. »Es ist durchaus möglich, dass ein Mann mit einem schwachen Verstand den Fähigkeiten eines sehr geschickten Mesmeraners erliegen kann. Aber ich kann mir keinen Augenblick lang vorstellen, dass ein Mann mit einem starken, resoluten Willen und einem ausgeprägten Beobachtungsvermögen jemals in eine Trance versetzt werden kann.«
»Bist du da auch ganz sicher?«
»Es sei denn, er möchte in eine Trance versetzt werden.«
Anthony verschwand sehr schnell durch die Tür und schloss sie hinter sich.
Tobias hörte, wie er den ganzen Weg durch den Flur, bis hin zur Haustür, lachte.
Hewlett-Packard
12. Kapitel
»Was um alles in der Welt ist denn nur heute Morgen mit dir los?« Emeline griff nach der Kaffeekanne. »Wirklich, du bist in einer sehr eigenartigen Stimmung.«
»Ich habe das Recht dazu, in einer eigenartigen Stimmung zu sein.« Lavinia häufte sich Eier auf ihren Teller. Sie war auch ungewöhnlich hungrig, stellte sie fest. Sie war mit einem äußerst gesunden Appetit aufgewacht. Das kam zweifellos von all der Anstrengung in Mrs. Doves Kutsche. »Ich habe dir doch gesagt, wir haben im Augenblick keinen Klienten mehr.«
»Es war richtig, deine Zusammenarbeit mit Mrs. Dove zu beenden.« Emeline goss Kaffee in ihre Tasse. »Sie hatte kein Recht, ihren Lakai dazu abzustellen, Mr March nachzuspionieren. Wer weiß, welche Absicht er wirklich hatte.«
»Ich bin ziemlich sicher, dass sie ihrem Lakai befohlen hat, das Tagebuch zuerst zu entdecken oder es Mr March mit Gewalt abzunehmen. Sie wollte dieses Buch wirklich unbedingt haben. Sie wollte nicht, dass Tobias oder ich die Seiten lasen, auf denen ihr Geheimnis stand.«
»Obwohl sie es euch selbst verraten hatte?«
Lavinia zog die Augenbrauen hoch. »Ich denke, wir können annehmen, dass die Geheimnisse von Mrs. Dove wesentlich schwerwiegender sind als eine Indiskretion, die sie in ihrer Vergangenheit begangen hat.«
»Nun, das kann man jetzt nicht mehr feststellen, nicht wahr? Das Tagebuch ist zerstört worden.«
»Ich war vielleicht ein wenig zu hastig, ihr das Geld ins Gesicht zu werfen«, meinte Lavinia nachdenklich.
Emelines Augen blitzten. »Es ging schließlich ums Prinzip«, meinte sie.
»Ja, das stimmt. Mr March war ein äußerst schwieriger Partner, aber er war in dieser Sache mein Verbündeter. Ich konnte wohl kaum einer Klientin erlauben, ihn wie eine Spielfigur zu
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