Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht
um. »Wir müssen March suchen. Hoffentlich ist er von seinem Besuch in den Slums schon zurück.«
Anthony folgte ihm schwer seufzend den Korridor entlang.
Der Mörder betrat seine Wohnung durch die Hintertür auf dieselbe Weise, wie er das Haus vor einer Weile verlassen hatte. Als er in der Finsternis innehielt, kam sein Atem schwer und in rasselnden Zügen. Wut und Angst durchströmten ihn unvermindert heftig, so dass er das Verlangen spürte, etwas zu zerschmettern.
»Dieser verdammte Kerl«, kreischte er in die Dunkelheit.
Nur nicht trödeln, ermahnte er sich dann. Jetzt galt es rasch zu handeln. Später war immer noch Zeit für Rache an March. Zeit genug, um zu beweisen, dass man den Mann schlagen konnte.
Er ging ins Schlafzimmer und verschob das Bild an der Wand. Die flache Hand auf einen Teil der Täfelung legend, drückte er sachte dagegen. Das Paneel glitt lautlos auf gut geölten Scharnieren zur Seite.
Er öffnete den Safe und nahm die Pistole heraus, ferner den Brief, die übrigen Mementomori-Ringe sowie den Schmuck und das Geld, die er als Entgelt für seine Dienste von den Kunden erhalten hatte.
Dann ging er zum Schrank. Er konnte nur eine Garnitur zum Wechseln mitnehmen, obschon er seine feine Garderobe sehr ungern zurückließ, doch konnte er sich nicht mit Gepäck belasten. Die Grundsätze seiner Ausbildung waren in diesem Punkt sehr streng. War eine Flucht unumgänglich, nahm man so wenig wie möglich mit.
Er öffnete die Schranktür und sah sich dem Tod von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
Noch ehe er auf diesen Schock reagieren konnte, spürte er die Pistole an der Schläfe. Im nächsten Moment ertönte ein Schuss.
Hewlett-Packard
Kapitel 29
T obias hielt die Laterne in die Höhe, damit ihr Schein auf die Hintertür der Wohnung des Friseurs fiel. Anthony und Dominic standen dicht hinter ihm und sahen gespannt zu, als er am Türknauf drehte.
»Unversperrt.« Tobias übergab die Laterne Dominic und zog seine Pistole. »Ich bezweifle zwar, dass er noch da ist, möchte aber nicht, dass einer von euch etwas riskiert. Haltet euch hinter mir.«
»Inzwischen ist er schon über alle Berge«, grollte Anthony. »Und dabei hatten wir ihn um ein Haar.«
»Hätte er nicht so viel Geistesgegenwart besessen und den Brand gelegt, wir hätten ihn gefasst«, pflichtete Dominic ihm bei.
»Ihr habt richtig gehandelt«, beruhigte Tobias sie. »Ihr hattet keine andere Wahl, als das Feuer zu löschen. Macht euch keine Vorwürfe, weil Pierce entkommen konnte. Hättet ihr nicht eingegriffen, wäre Sir Rupert jetzt tot. Und die alte Köchin vermutlich ebenso.«
Er öffnete die Tür so unvermittelt, dass sie gegen die Wand dahinter schlug. Das Licht der Laterne glitt schräg durch die leere Küche.
Er bewegte sich wachsam durch den kleinen Raum. Anthony und Dominic folgten ihm.
»Gib mir die Laterne«, raunte Tobias.
Anthony reichte sie ihm. Er stellte sie auf den Boden und schob sie mit der Stiefelspitze hinaus in den engen Gang. An der Wand flackerten keine Schatten. Im kleinen Salon rührte sich nichts.
Tobias lugte um die Ecke. Von hier aus hatte er freien Blick auf den vorderen Raum. Befriedigt, weil dieser leer war, trat er in den Gang, hob die Laterne hoch und ging an die Wand gedrückt rasch zur Tür des dunklen Schlafzimmers.
Der Geruch frischen Todes traf ihn, ehe er den Leichnam auf dem Boden sah.
»Der Friseur ist noch da«, sagte er dumpf.
Dominic und Anthony blieben neben ihm stehen und starrten die grässliche Szene an.
»Sein Kopf.« Dominic hörte sich sonderbar an. »Sein Kopf. So viel Blut und ... anderes.«
»Gott sei ihm gnädig«, flüsterte Anthony.
Es ist die erste Begegnung der beiden mit gewaltsamem Tod, fiel Tobias ein.
»Ihr beide bleibt hier«, befahl er.
Vorsichtig trat er ein, um keine Spuren zu verwischen. Doch gab es keine blutigen Fußabdrücke, keinen im Kampf zerrissenen Stoff. Überhaupt keine Anzeichen dafür, dass außer Pierce noch jemand hier gewesen war.
Der Friseur lag mit dem Gesicht nach unten in der dunklen, geronnenen Blutlache, die leblosen Finger locker um den Griff einer Pistole.
»Er muss gewusst haben, dass es für ihn aus ist.« Anthony schluckte hörbar. »Ihm war klar, dass wir ihm dicht auf den Fersen waren und es nur eine Frage der Zeit war, dass er am Galgen landen würde, ein Schicksal, dem er entgehen wollte.«
»Er nahm sich das Leben.« Dominic wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Der letzte Ausweg eines
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