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Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Titel: Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kleinen für Zwecke, die ich gar nicht wissen möchte.«
    Wenn einige Kinder auf eine Art und Weise missbraucht worden waren, die sogar bei Mutter Maud Abscheu verursachte, dann wollte Tobias darüber lieber nichts erfahren. Doch er musste heute eine andere Wahrheit rauskriegen.
    »Der Mann mit dem Ring«, fuhr er fort. »Was glaubst du, warum er die zwei Jungen wollte?«
    Maud nahm wieder einen Schluck und setzte die Flasche ab. Ihre Triefaugen glommen böse auf. »Er sagte, er sei Geschäftsmann, hätte aber keine Söhne, die seine Firma übernehmen könnten. Er brauchte Lehrlinge, denen er sein Gewerbe beibringen konnte.« Sie schaute ihn schief an. »Wäre das wahr gewesen, hätte er sich aus einem Waisenhaus holen können, was er wollte, oder nicht?«
    »Stattdessen kam er zu dir.«
    »Ja, das tat er. Er bezahlte Mutter Maud sehr anständig. Und er bekam den Gegenwert für sein Geld. Zwei stramme Knaben in guter Verfassung. Beide sehr hell im Kopf. Brüder. Der eine etwa acht, der andere vier oder fünf.«
    »Was wurde aus ihren Eltern?«
    »Die Mutter starb in einem Bordell. Beide Jungen lebten auf der Straße, als ich sie fand. Der Ältere kümmerte sich um den Jüngeren. Sie waren Taschendiebe und klauten den betrunkenen Gentlemen, die in unserem Viertel ihrem Vergnügen nachgehen, so viel sie nur konnten.«
    »Und der Vater?«
    »Wer weiß das schon?«
    Tobias betrachtete den Ring. »Was glaubst du, was aus den zwei Jungen wurde?«
    »Tja, danach frage ich nie«, schnaubte Maud. »Deswegen kamen ja die meisten Kunden ... weil sie wussten, dass ich keine peinlichen Fragen stelle.«
    »Ist dir jemals zu Ohren gekommen, welches Handwerk es war, das der Mann den zwei Jungen beibringen wollte?«
    »Ja.« Maud beäugte den Ring. »Im Laufe der Jahre hörte man manches Gerücht über den M ann mit dem goldenen Totenkopf ring. Manche sagten, man müsste ihm nur genug zahlen, dann würde er jeden umbringen, den man loswerden wollte. Auch einen reichen Mann oder eine feine Lady. Aber nur, wenn er überzeugt war, dass der oder die es verdiente.«
    »Hörte man, was aus dem Mann wurde, dessen Handwerk der Tod war?«
    Maud hob ihre Ginflasche. »Zog sich aufs Altenteil zurück. Das Geschäft überließ er seinen Leh rj ungen.«
    Anthony stand mit Dominic in dem in Dunkelheit gehüllten Park gegenüber dem Haus Treadhall Square Nummer 20. Das Stadthaus, das sie beobachteten, war eines von mehreren eleganten dreigeschossigen Gebäuden in einer Front. Jedes Haus hatte einen kleinen Vorgarten mit einem hüfthohen Eisenzaun und einer Pforte.
    Sie waren Tobias' Instruktionen gemäß Pierce in großem Abstand gefolgt und hatten nichts unternommen, um ihn aufzuhalten. Das rege Leben und Treiben auf den Straßen hatte ihre Schritte verschluckt.
    Doch vor wenigen Sekunden hatten sie den Platz erreicht und eben noch gesehen, wie der Verfolgte sich über den Zaun des Vorgartens eines der Häuser schwang. Pierce verschwand die Treppe hinunter, die zu dem unter Straßenniveau gelegenen Kücheneingang führte.
    »Wenn du mich fragst, gibt es nur einen einzigen Grund, warum er in seinem Umhang dort heimlich rumläuft«, sagte Dominic. »Ganz sicher nicht, weil er um ein Uhr morgens gebeten wurde, eine Dame zu frisieren.«
    »Ich weiß.« Die Realität dessen, was sich vor ihren Augen abspielte, ließ Anthony erschauern.
    »Was zum Donnerwetter sollen wir jetzt tun?«, flüsterte Dominic.
    »Wir können nur an die Haustür hämmern und versuchen, den Haushalt zu wecken.«
    »Man wird uns für Verrückte halten, wenn wir toben und schreien, dass sich ein Mörder im Haus befindet.«
    »Hast du einen besseren Plan?«
    »Nein.«
    »In diesem Fall beeilen wir uns lieber.« Anthony setzte sich in Bewegung. »Pierce braucht sicher nicht lange, um seine Sache zu erledigen. Der Mann ist schließlich ein Meister seines Fachs.«
    Gemeinsam rannten sie über die Straße und die Stufen zum stillen Haus hinauf. Anthony ergriff den schweren Türklopfer aus Messing und ließ ihn sieben oder acht Mal energisch krachen.
    »Das müsste doch wohl einem Mädchen oder einem Diener Beine machen«, murmelte Dominic.
    Zu Anthonys Verwunderung kam aber niemand an die Tür, um eine Erklärung für die nächtliche Störung zu fordern.
    »Versuch es noch einmal«, drängte Dominic. »Fester, um Himmels willen.«
    Anthony betätigte noch einige Male den Türklopfer. Noch immer keine Reaktion. Er trat einen Schritt zurück und blickte zu den dunklen Fenstern der

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