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Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Titel: Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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haben, unsere Träume wahr werden zu lassen. Auch wenn es nicht glückt, bleibt einem die Genugtuung* dass es nicht aus einem Mangel an Kraft und Entschlossenheit scheiterte.«
    »Ach, eine Philosophin nach meinem Herzen.« Er lächelte. »Ich stimme mit Ihnen völlig überein, meine Liebe. Es wäre wahrlich traurig, am Ende des Lebens zurückzubleiben und zu wissen, dass es einem an Entschlossenheit fehlte, ein paar Wagnisse einzugehen.«
    Sie spürte, dass seine erstaunlich wachen blauen Augen sie geradezu bannten. »Etwas sagt mir, dass es nicht mangelnde Entschlusskraft war, die Ihre Träume scheitern ließ.«
    »Und etwas sagt mir, dass wir in dieser Hinsicht ähnlich sind.« Er holte ein kleines Federmesser aus der Tasche und ging daran, den Pfirsich zu schälen. »Es freut mich, dass Ihnen noch viele Jahre bleiben, um Ihre Pläne Gestalt annehmen zu lassen. Mein Arzt hat mir eröffnet, dass mir nur noch ein halbes Jahr bleibt. Das Herz, heißt es.«
    Sie furchte die Stirn. »Ach was, hören Sie nicht auf die Ärzte. Bei solchen Voraussagen irren sie sich oft. Keiner von uns weiß, wie viel Zeit ihm bleibt.«
    »Allerdings.« Er biss vom Pfirsich ab und kniff die Augen genießerisch zusammen.
    »In der Wren Street gibt es eine Kräuterfrau namens Mrs Morgan«, sagte sie. »Meine Mutter behauptete immer, sie wüsste mehr als jeder Arzt. Suchen Sie sie auf und schildern Sie ihr die Symptome. Sicher kann sie Ihnen ein Stärkungsmittel empfehlen.«
    »Danke für den Rat. Ich werde ihn befolgen.« Wieder biss er vom Pfirsich ab. »Sie sind wohl gekommen, um die Sonne zu genießen?«
    »Eigentlich nicht.« Sie drehte den Kopf zu Aspasias Haus. »Ich möchte jemanden besuchen, der hier wohnt.«
    Er folgte blinzelnd ihrer Blickrichtung. »Meinen Sie zufällig Haus Nummer siebzehn?«
    »Ja.«
    Seine Aufmerksamkeit galt wieder dem Pfirsich. »Die Dame, die dort wohnt, ist ausgegangen. Ich sah sie vor kurzem wegfahren.«
    »Wirklich?«, murmelte Lavinia glatt. »Schade, dass ich sie verfehlte. Nun, dann muss ich die Karte bei ihrer Haushälterin hinterlassen.«
    »Die ist auch nicht da.« Wieder biss er mit Genuss ab. »Ich sah einen Bengel an der Tür. Er muss ihr eine Nachricht überbracht haben, da sie kurz darauf in großer Eile aus dem Haus ging.«
    »Ach so.«
    Sie hatte geplant, sich ins Haus Einlass zu verschaffen, indem sie der Haushälterin vorgaukelte, sie hätte wichtige Neuigkeiten für Aspasia und wolle auf ihre Rückkehr warten. Nein, Sie brauchen mich nicht in den Salon zu führen. Die Bibliothek oder Mrs Grays Arbeitszimmer genügt. Sie hatte auf eine Gelegenheit gehofft, sich ein wenig umzusehen, während die Haushälterin in der Küche verschwand, um Tee zu kochen. Und wenn dies nicht klappte, konnte man als Gast immer den Vorwand benutzen und sagen, dass man das stille Örtchen aufsuchen müsse.
    Gewiss, der Plan war nicht ausgereift und sie hatte keine Ahnung, was sie eigentlich zu entdecken hoffte. Doch sie spürte das Verlangen, mehr über Aspasia Gray zu erfahren.
    »Es ist niemand zu Hause.« Der Alte zog seine buschigen Brauen hoch. »Sieht so aus, als müssten Sie ein andermal wiederkommen.«
    »Offenbar.« Sie trat zurück. »Jetzt muss ich aber gehen. Vergessen Sie nicht den Kräuterladen in der Wren Street.«
    »Bestimmt nicht.« Er steckte das Messer ein. »Und unsere kleine Diskussion über Träume vergesse ich auch nicht.«
    »Ich auch nicht. Guten Tag, Sir.« Sie schenkte ihm noch ein Lächeln und ging.
    Sie überquerte die Straße und lief bis zur Ecke. Dort blieb sie stehen und warf einen prüfenden Blick über die Schulter. Der Alte hatte den Pfirsich verspeist und war erneut eingenickt, wie das auf die Brust gesunkene Kinn verriet.
    Rasch lief sie in das schmale Gässchen hinter den Häusern und zählte die Gartenpforten, bis sie jene von Nummer 17 erreicht hatte. Die Pforte war von innen verriegelt und die Krone der Steinmauer befand sich ein Stück über ihrem Kopf. Sie brauchte etwas, auf das sie sich stellen konnte, wenn sie über die Mauer wollte.
    Sie schaute suchend um sich und erspähte eine alte Leiter, die wohl ein Gärtner zurückgelassen hatte. Es war die Sache einer Minute, sie an die Mauer von Nummer 17 zu lehnen und hinaufzuklettern. Als sie auf der anderen Seite hinunterlugte, entdeckte sie eine passend platzierte Bank.
    Ihre Röcke hochraffend, hob sie erst das eine, dann das andere Bein über die Mauerkrone und rutschte zur Bank hinunter.
    Auf der Rückseite von

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