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Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Titel: Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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lange genug auf dem Dach, um seine Breeches aufzuknöpfen.«
    Sie blickte rasch auf. »Willst du damit das andeuten, was ich glaube, das du andeuten willst?«
    »Ich bin noch nicht sicher.« Tobias hob die Stimme und sprach den Knienden an. »Wer sind Sie?«
    Der Dünne sah ihn mit benommener Miene an. »Burns, Sir, Kammerdiener Seiner Lordschaft. Besser gesagt, ich war es. Eine ausgezeichnete Position. Wir bestellten erst kürzlich einige neue Mäntel und einen Morgenrock. Seine Lordschaft stand kurz vor der Hochzeit. Er wollte sich für seine junge Braut nach dem letzten Stand der Mode einkleiden. Möchte wissen, was jetzt aus den feinen Sachen werden soll?«
    »Sie werden sie einpacken und natürlich seiner Familie übergeben«, sagte Lavinia.
    »Nein, Madam, das werde ich nicht tun.« Burns richtete sich mühsam auf und trat einen Schritt zurück. »Jetzt ist niemand mehr da, der mich bezahlt. Ich muss eine neue Stelle suchen.«
    »Wann haben Sie Seine Lordschaft zuletzt lebend gesehen?«, fragte Tobias.
    »Heute Abend, als er zum Kostümball hinunterging. Er hatte nie besser ausgesehen ... dafür sorgte ich. Er war mit dem Knoten in seinem Halstuch überaus zufrieden. Ich hatte ihn erfunden und nach ihm benannt.«
    »Nachher sahen Sie ihn nicht mehr?«, bohrte Tobias weiter.
    »Nein. Er gab Anweisung, ich solle nicht auf ihn warten.«
    »War das ungewöhnlich?«
    »Nein, Sir. Seine Lordschaft machte vor dem Zubettgehen gerne noch Bewegung mit einem willigen Mädchen. Da wollte er mich nicht im Weg haben.«
    »Komm.« Tobias umfasste Lavinias Arm fester und entfernte sich von der Szene.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie.
    »Ich möchte mir Fullertons Zimmer ansehen.«
    »Warum? Was erwartest du dir davon?«
    »Keine Ahnung.«
    Tobias hielt den halb bekleideten Butler auf und fragte ihn, welches Zimmer man Lord Fullerton gegeben hatte. Der Mann beschrieb ihm den Weg, als der noch immer aufgeregte Lord Beaumont sich wieder zu ihnen gesellte.
    »Was ist, March?«, fragte er. »Ist noch etwas passiert?«
    »Nein, Sir«, sagte Tobias. »Ich möchte mich nur in Fullertons Zimmer umsehen. Vielleicht wäre es am besten, wenn Sie uns begleiten.«
    Es war ein kaum verhüllter Befehl, doch schien Beaumont gar nicht zu merken, dass die Anweisung von jemandem kam, der ihm gesellschaftlich nicht ebenbürtig war.
    »Ja, natürlich«, sagte Beaumont, der sich rasch umdrehte und ihnen voraus ins Haus ging.
    Wenn Tobias mit seiner tiefen, sonoren und festen Stimme sprach, neigten die Menschen dazu, ihm widerspruchslos zu gehorchen, dachte Lavinia. Er besaß die unheimliche Fähigkeit, stets dann das Kommando zu übernehmen, wenn andere kopflos umherliefen. Sie argwöhnte, dass diese subtile Fähigkeit komplexere Ursachen hatte, als er wusste oder zugeben würde.
    Im Verlauf ihrer letzten wichtigen Ermittlung hatte sich etwas zugetragen, das in ihr die Überzeugung weckte, dass Tobias über das rohe, ungeschliffene Talent eines starken Hypnotiseurs verfügte. Sie war sicher, dass die Quelle seiner Fähigkeiten tief in seinem Inneren lag. Ebenso sicher war sie, dass er diese Fähigkeiten nie eingestehen würde, nicht einmal vor sich selbst. Aus Gründen, die sie nicht ganz durchschaute, zog er es vor, diese Seite seiner Natur unter etlichen Schichten eigensinniger Logik und eiserner Willenskraft zu verbergen. Ehe er sie kannte, hatte er alle Hypnotiseure als Scharlatane und Betrüger bezeichnet, denen nur Schwache und Leichtgläubige zum Opfer fielen.
    Als er entdeckte, dass sie diese Fähigkeit besaß, hatte er diese Gabe zunächst geringschätzig abgetan. Später hatte sie seine widerstrebende Akzeptanz ihrer Fähigkeiten gespürt, wusste aber sehr wohl, dass er es strikt vorzog, diese möglichst zu ignorieren.
    Im Inneren des Schlosses folgten sie und Tobias ihrem Gastgeber über die Haupttreppe ins obere Geschoss. Beaumont keuchte, als sie den Treppenabsatz erreichten, und musste innehalten, um wieder zu Atem zu kommen.
    Eine große Anzahl von Gästen drängte sich auf dem Korridor, unter ihnen eine Frau mit glänzendem braunem Haar, das sie zu einem losen Knoten hochgebunden hatte.
    Lavinia erkannte sie erst, als sie sich umdrehte. Aspasia hatte die schwarze Perücke und das Schlangendiadem abgelegt und sich in einen üppig bestickten grünen Morgenmantel aus Seide gehüllt.
    Sie entdeckte Tobias und kam rasch auf ihn zu.
    »Was geht hier vor?«, fragte sie leise. »Alle sagen, Fullerton sei vom Dach gefallen und hätte sich

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