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Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Titel: Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zeit, das Heft in die Hand zu nehmen.
    »Das reicht, Sir.« Sie trat zwischen Tobias und das verängstigte Mädchen. »Sie machen ihr Angst. Wenn Sie erlauben, übernehme ich die Sache.«
    Tobias hielt inne, ohne den eisigen Blick vom bebenden Mädchen zu nehmen. Er war sichtlich verstimmt, weil man ihm seine Beute streitig machte.
    »Nun gut«, sagte er grollend. »Aber beeilen Sie sich. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Man kann es dem armen Mädchen nicht verargen, dachte Lavinia. Tobias wirkte gerade äußerst bedrohlich. Sein momentanes Benehmen erinnerte sie an ihre erste Begegnung mit ihm.
    Sie hatte alles noch ganz deutlich vor Augen. An jenem schicksalhaften Abend in Rom war er in den kleinen Antiquitätenladen gefegt, den sie und ihre Nichte Emeline führten, und hatte grußlos begonnen, jede einzelne Figur, die dastand, zu zerschmettern. Erst hatte sie ihn für einen Irren gehalten, dann aber hatte sie die kalte Intelligenz in seinen Augen erkannt: Er wusste genau, was er tat. Irgendwie hatte er dadurch noch bedrohlicher gewirkt.
    »Beruhige dich«, sagte sie zu dem Mädchen. Sie führte die Finger an den Silberanhänger an ihrer Kehle und sprach in jenem leisen, beschwichtigenden Ton, den sie anschlug, wenn sie jemanden in leichte Hypnose versetzen wollte. »Sieh mich an. Du brauchst keine Angst zu haben. Alles ist gut. Kein Grund zur Angst. Du hast nichts zu befürchten.«
    Das Mädchen blinzelte einige Male, riss ihren verängstigten Blick von Tobias' unerbittlicher Miene los und starrte den Anhänger an.
    »Wie heißt du?«, frage Lavinia leise.
    »Neil. Ich heiße Neil, Madam.«
    »Sehr gut, Neil. Also, wo ist die Dachtreppe?«
    »Am Ende des Korridors, Madam. Aber Drum hat dem Personal verboten, aufs Dach zu gehen. Er befürchtet, dass jemand hinunterfallen könnte. Das Mäuerchen ist sehr niedrig.«
    »Ich verstehe.« Aus dem Augenwinkel sah Lavinia, dass Tobias den Gang entlang zur Treppe lief. Sie wollte ihm schon folgen, nahm sich aber Zeit für eine letzte Frage. »Kennst du alle Mitglieder des Haushalts, Neil?«
    »Ja, Madam. Wir alle kommen aus dem Dorf oder von einer der Farmen.«
    Das Mädchen sprach nun ganz unbefangen. Es war nicht mehr nötig, ihre Aufmerksamkeit mit dem Anhänger festzuhalten. Lavinia ließ die Halskette los.
    Das Mädchen zwinkerte wieder und begegnete Lavinias Blick.
    »Kennst du ein Mädchen, etwas größer als du und eventuell etwas älter? Mit hellblondem Haar. Viele schwere Korkenzieherlocken. Heute trug sie ein großes, mit einem blauen Band verziertes Häubchen. Es sah neu aus und hatte eine Rüsche, viel breiter als deine.«
    »Ein neues Häubchen mit einem blauen Band?« Neil griff nach dem für sie offenbar wichtigsten Aspekt der Beschreibung. »Nein, Madam. Wenn eine von uns das Glück hatte, ein neues Häubchen zu bekommen, wüssten wir alle davon, d as kann ich Ihnen versichern.«
    »Gibt es unter den Mädchen ein großes, blondes?«
    »Nun ja ... Annie ist groß, aber dunkel. Und Betty ist blond, aber kleiner als ich. Ich kenne keine, die aussieht wie das Mädchen, das Sie beschrieben.«
    »Ich verstehe. Danke, Neil. Du hast uns sehr geholfen.«
    »Ja, Madam.« Neil deutete einen Knicks an und warf Tobias, der am Ende des Ganges eine Tür öffnete, einen unsicheren Blick zu. Sie. schluckte unbehaglich. »Wird der Gentleman mir noch Fragen stellen?«
    »Keine Angst. Wenn er dich wieder sprechen möchte, werde ich sicher dabei sein.«
    Neil schien erleichtert. »Danke, Madam.«
    Lavinia folgte Tobias rasch. Als sie die Treppentür erreichte, war er allerdings schon verschwunden.
    Da sie keine Kerze hatte, musste sie sich die schmale Treppe hinauftasten. Am Ende angelangt, merkte sie, dass die Tür offen stand.
    Sie trat hinaus ins Mondlicht und sah Tobias an der niedrigen Mauer stehen. Er spähte hinunter in den Garten. Sie ging zu ihm.
    »Ist das die Stelle, von der aus Fullerton hinunterfiel?«, fragte sie.
    »Ja, ich denke schon. An der Wand finden sich Spuren im Schmutz. Siehst du?«
    Er hob die Kerze und ließ das Licht über die Schutzmauer fallen. Im Staub, Ruß und Schmutz, der den Stein überzog, befanden sich einige Schmierspuren. Sie sahen aus wie Spuren, die ein Mensch hinterlässt, der verzweifelt nach Halt sucht, um nicht in den sicheren Tod zu stürzen. Ein Schauer durchlief sie.
    »Ja«, flüsterte sie. »Ich sehe sie.«
    »Es sieht aus, als hätte die Frau ihn mit Absicht aufs Dach gelockt.« Tobias ging die Mauer entlang. »Du sagtest,

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