Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Titel: Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
vergangenen Monat jener Lady Rowlands«, berichtete Crackenburne. »Sie starb im Schlaf. An Herzversagen, wie die Familie verlauten ließ. Gerüchte wollten freilich wissen, dass das Mädchen, das sie fand, auch eine halb leere Flasche mit Lady Rowlands Schlafmittel entdeckte.«
    »Also Selbstmord?«, fragte Vale.
    »Man munkelte davon«, sagte Crackenburne. »Aber ich kannte Lady Rowland seit Jahren. Meiner Meinung nach war sie nicht der Typ, der sich das Leben nimmt.«
    »Sie war sehr reich«, hob Vale hervor. »Mehr noch, sie benutzte ihr Geld, um die ganze Familie nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Meiner Erfahrung nach lehnen die meisten Menschen diese Bevormundung ab.«
    »Mehr brauche ich nicht«, murmelte Tobias. »Eine ganze Familie von Verdächtigen.«
    »Besser als gar keine Verdächtigen«, meinte Vale lakonisch.
    Lavinia schlenderte durch den kleinen Park und blieb unter der dichten Laubkrone eines Baumes stehen. Enttäuscht sah sie, dass vor dem Haus Nummer 14 am Hazelton Square eine elegante Equipage vorfuhr. Joan Dove empfing offenbar Besuch.
    Sie hätte ihrer Freundin eine Nachricht schicken und ihren Besuch ankündigen sollen, doch hatte der warme Sonnenschein gelockt, so dass sie das schöne Wetter für einen Spaziergang in die elegante, von vornehmen Häusern gesäumte Straße genutzt hatte, in der Joan lebte. Die Chancen hatten sehr gut gestanden, keinen anderen Besuchern zu begegnen. Obwohl Joans Trauerzeit beendet war und sie nun wieder häufiger ausging, führte sie ein zurückgezogenes Leben mit einem kleinen Freundes-und Bekanntenkreis.
    Nun, da kann man nichts machen, dachte Lavinia. Sie würde ihre Karte bei dem Hünen von Butler lassen, der die Haustür bewachte, und ein andermal wiederkommen.
    Sie öffnete ihr Ridikül und kramte darin mit einer behandschuhten Hand nach dem schmalen Kartenpäckchen.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür von Nummer 14. Lavinia blickte auf und sah Joans Tochter Maryanne herauskommen und die Treppe hinuntergehen. Die junge Frau, hübsch und anmutig wie ihre Mutter, hatte zu Ende der Saison mit dem Colchester-Erben in denkbar prächtigstem Stil Hochzeit gefeiert. Es war eine glänzende Verbindung, gesellschaftlich wie finanziell. Und Joan hatte Lavinia anvertraut, dass Maryanne und der junge Lord Colchester zu ihrer großen Freude sehr verliebt seien.
    Maryanne schien es heute eilig zu haben, da sie rasch zum wartenden Wagen lief. Lavinia erhaschte einen kurzen Blick auf ihr verhärmtes, unglückliches Gesicht, als auch schon ein livrierter Diener herbeisprang und den Wagenschlag öffnete. Maryanne stieg ein, die Kutsche fuhr los.
    Als das Gefährt an Lavinia vorüberfuhr, sah sie durch das unverhüllte Fenster, dass Maryanne sich mit dem Taschentuch die Augen betupfte. Die junge Frau weinte.
    Ein Anflug von Besorgnis erfasste Lavinia. Zwischen Maryanne und Joan musste etwas Unangenehmes vorgefallen sein. Sie erwog, ihren Besuch auf den nächsten Tag zu verschieben, überquerte aber nach kurzer Überlegung dennoch die Straße. Die Ermittlungen waren zu wichtig, um auch nur kurzfristig unterbrochen zu werden, wenn es sich vermeiden ließ.
    Sie ging die Stufen des säulenbestandenen Hauses hinauf und betätigte den Türklopfer. Sofort wurde die Tür geöffnet.
    »Mrs Lake.« Der massiv gebaute Butler neigte ernst den Kopf, als er sie erkannte. »Ich werde Sie Mrs Dove melden.«
    »Danke.«
    Erleichtert, dass ihr nicht der Eintritt mit der Begründung verwehrt wurde, Joan empfinge niemanden, betrat sie die Halle mit dem schwarz-weiß gefliesten Boden und nahm ihren Hut ab. Ihr Bild in den großen Spiegeln mit den vergoldeten Rahmen zeigte ihr, dass das Halstuch, das sie in das knappe Oberteil ihres violetten Kleides gesteckt hatte, verrutscht war. Madame Francesca, ihre energische Schneiderin, wäre außer sich geraten.
    Sie hatte diesen Makel eben in Ordnung gebracht, als der Butler wieder erschien.
    »Mrs Dove empfängt Sie im Salon.«
    Sie folgte ihm in den in Gelb, Grün und Gold gehaltenen Raum. Die schweren Samtdraperien waren mit gelben Schnüren zurückgehalten und umrahmten die herrliche Aussicht in den Park. Das durch die Fenster einfallende Licht beschien die weichen, gemusterten Teppiche. Große Vasen voller Sommerblumen hellten die dunklen Winkel auf.
    Joan Dove stand an einem der großen Fenster und blickte nachdenklich hinaus. Lavinia fiel auf, dass sie ausgezeichnet zu ihrem neuen Liebhaber Lord Vale passte. Joan, die nun Anfang vierzig war,

Weitere Kostenlose Bücher