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Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

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würde dank ihres hinreißenden Profils und ihrer anmutigen Größe noch viele Jahre als Schönheit gelten.
    Lavinia fand es immer wieder erstaunlich, dass sich zwischen ihr und dieser Frau eine Freundschaft entwickelt hatte, da sie, oberflächlich gesehen, sehr wenig gemeinsam hatten. Joan war zuerst als Klientin zu ihr gekommen. Als vor wenig mehr als einem Jahr ihr Mann gestorben war, hatte sie nicht nur sein Vermögen geerbt, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach auch seine Position als Oberhaupt einer rätselhaften, unter dem Namen Blaue Kammer bekannten Geheimorganisation.
    Am Höhepunkt ihrer Macht hatten sich die Fühler der Blauen Kammer unter Fielding Doves Leitung über ganz England und darüber hinaus bis auf den Kontinent erstreckt. Laut Tobias, der es als Agent ja wissen musste, waren die Aktivitäten der Organisation sehr vielfältig und umfassten solche, die sich im gesetzlichen Rahmen bewegten, wie auch andere, die diesen überschritten. Die Verbindungen zwischen beiden Bereichen waren oft recht undurchsichtig.
    Nach Doves Tod herrschte die Meinung vor, die Blaue Kammer hätte sich aufgelöst. Die wenigen, die über seine geheimen Aktivitäten im Bild waren, nahmen an, er hätte seine Rolle als Herr überein .halbkriminelles Imperium seiner geliebten Frau und seiner Tochter verschwiegen. Schließlich war es allgemein üblich, dass Gentlemen, auch wenn sie völlig legale Geschäfte tätigten, ihren weiblichen Anhang nur selten in die Einzelheiten ihrer Unternehmungen einweihten.
    Dove war nicht nur seiner Herkunft nach ein Gentleman, er hatte größten Wert auf Geheimhaltung gelegt. Es gab also keinen Grund anzunehmen, er hätte Joan ins Vertrauen gezogen.
    Lavinia und Tobias freilich waren sich da nicht so sicher. In gewissen Zirkeln der Unterwelt kursierten Gerüchte, dass die geheimen Operationen der Kammer nun unter neuer Leitung weiterbetrieben wurden. Und die einzige Person, die imstande wäre, ein so großes Unternehmen zu leiten, war Joan.
    Lavinia hatte nicht die Absicht, Joan danach zu fragen. Das gehörte zu den Themen, die man tunlichst vermied.
    Andererseits ließ sich schwer übersehen, dass Joan nach dem Ende der Trauerzeit eine entschiedene Vorliebe für eine bestimmte Blauschattierung zeigte. Ihre eleganten Kleider und viele Edelsteine des Schmuckes, den sie trug, waren am besten als azurblau zu beschreiben.
    Azur war Fielding Doves Deckname in seiner Zeit als Chef der Blauen Kammer gewesen.
    »Mrs Lake, Madam.« Der Butler warf einen Blick auf das silberne Teetablett. »Soll ich noch eine Tasse bringen?«
    »Das wird nicht nötig sein, Pugh«, sagte Joan leise. »Maryanne wollte keinen Tee. Mrs Lake kann ihre Tasse nehmen.«
    »Sehr wohl, Madam.« Pugh entfernte sich unter Verbeugungen aus dem Salon und schloss die Tür.
    »Bitte, setzen Sie sich, Lavinia.« Joans herzliches Lächeln verriet einen Anflug von Mattigkeit und Kummer. »Ich freue mich, Sie zu sehen, muss aber gestehen, dass Ihr Besuch mich überrascht. Wie war es auf dem Land?«
    »Es gab Komplikationen.« Lavinia ließ sich in einen Sessel sinken und studierte besorgt Joans verhärmte Züge. »Fühlen Sie sich nicht wohl? Ich möchte nicht aufdringlich sein. Vielleicht sollte ich lieber später kommen?«
    »Nein, es passt mir sehr gut.« Joan setzte sich aufs Sofa und griff nach der Teekanne auf dem kunstvollen Silbertablett. »Ich hatte eben eine sehr unangenehme Unterredung mit meiner Tochter und brauche dringend Ablenkung.«
    »Ich verstehe.« Lavinia nahm Tasse und Untertasse, die Joan ihr reichte. »Nun, zufällig kann ich mit Ablenkung dienen.«
    »Ausgezeichnet.« Joan nahm ihre eigene Tasse und sah Lavinia erwartungsvoll an. »Darf ich annehmen, dass Lake & March einen neuen Fall bearbeitet und dieser mit dem plötzlichen Tod Lord Fullertons zu tun hat?«
    Lavinia lächelte. »Wie Sie es schaffen, stets über die jüngsten Ereignisse informiert zu sein, nötigt mir ständig wieder Erstaunen und Bewunderung ab.«
    »Ich wage die Behauptung, dass die Nachricht von Fullertons Sturz von Beaumonts Dach noch vor Ihnen in London eintraf. Und die Tatsache, dass Vale seine Kutsche früher als geplant zurückbekam, verriet uns, dass Sie und Mr March wahrscheinlich in die Sache verwickelt waren.«
    »Ja, natürlich.«
    Joan bedachte sie mit einem mitfühlenden Lächeln. »Es tut mir Leid, dass Ihr Besuch auf dem Lande so verkürzt wurde.« Sie machte taktvoll eine Pause. »Ich nehme nicht an, dass Sie und Mr March viel

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