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Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Titel: Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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eines Klubs?«
    »Ja. In Anthonys Klub.«
    »In diesem Fall kann ich diskret Erkundigungen über ihn einziehen.«
    »Danke, Sir. Ich wäre Ihnen sehr verbunden.«
    Der Türsteher, ein buckliger Mann unbestimmbaren Alters, näherte sich Tobias' Sessel.
    »Verzeihung, Sir, ein zerlumpter kleiner Bengel behauptet, er hätte eine Nachricht für Sie. Es ist dringend.«
    »Ich kümmere mich darum.« Tobias umfasste die Armlehnen seines Sessels und stemmte sich hoch. Er nickte Crackenburne zu. »Guten Tag, Sir.«
    »Tobias.«
    Das ließ ihn innehalten. Crackenburne benutzte nur selten seinen Vornamen.
    »Ich bin über diesen neuen Mementomori-Mann ebenso besorgt wie Sie«, sagte Crackenburne leise. »Aber ebenso besorgt bin ich über die Art und Weise, wie die Sache Sie mitnimmt. Denken Sie daran ... Sie haben keinen Grund, sich wegen der Geschehnisse vor drei Jahren schuldig zu fühlen. Es war nicht Ihre Schuld, dass Zachary Eiland zum Mörder wurde.«
    »Das sagt auch Lavinia, doch verfolgt mich ständig die Frage, ob er seinen finsteren Veranlagungen verfallen wäre, wenn ich ihn nicht das Handwerk des Spions gelehrt hätte.«
    »Das stimmt nicht. Eiland wäre so oder so zur Hölle gefahren. Sie müssen mir in dieser Sache vertrauen. Ich bin alt genug, um zu wissen, dass kein Mensch wegen einer vorübergehenden Schicksalswendung zum kaltblütigen Mörder wird. Das Böse muss ihm von Anfang an innewohnen, entweder angeboren oder früh anerzogen.«
    Wieder nickte Tobias höflich und ging zur Tür. Vermutlich hatten sie beide Recht. Doch tief im Inneren hegte er nach wie vor die Furcht, dass er irgendwie an Eilands Werdegang schuldig war. Er wusste sehr wohl, dass Aspasia Gray mit ihm darin übereinstimmte.
    Die Sonne schien warm vom Himmel, doch dünkte es Lavinia, dass nur sehr wenig Wärme und Licht die Düsterkeit des Friedhofes durchdrang. Der Schatten der Baumkronen fiel auf Grabsteine und Monumente wie ein dunkles, durchscheinendes Bahrtuch.
    Der ganze Friedhof wirkte irgendwie bedrückend, vernachlässigt und ungepflegt. Die schweren eisernen Torflügel hingen schief in den rostigen Angeln. Eine hohe Steinmauer versperrte die Sicht auf die Straße und dämpfte die Geräusche. Die Tür der winzigen verloren wirkenden Kirche war geschlossen.
    Alles in allem eine extrem unheimliche Szenerie, dachte Lavinia. Es war jene Art Friedhof, die von den so genannten Auferstehungsmännern frequentiert wurden, die Nachschub an Leichen für Studenten der Medizin besorgten. Es hätte sie nicht gewundert, wenn ein Großteil der Gräber seit langem geleert war.
    Es ist ja nicht so, dass der medizinische Fortschritt es nicht rechtfertigen würde, überlegte sie, doch hofft natürlich jeder, dass die eigenen sterblichen Überreste nicht auf einem Seziertisch landen und dann in Einzelteilen einem Rudel eifriger Studenten überlassen werden.
    Doch die Vorstellung, in einem Sarg eingesperrt zu sein und begraben zu werden oder in einer dieser steinernen Krypten seine letzte Ruhestätte zu finden, war kaum angenehmer. Tief in ihrem Inneren regte sich Panik, wenn sie sich selbst in einem engen, abgeschlossenen Ort vorstellte. Auch wenn sie jetzt zum dunklen Eingang einer der nahen Grabgewölbe blickte, spürte sie, wie Panik einem lästigen Insekt gleich am Rande ihres Bewusstseins nagte.
    Genug. Schluss jetzt mit diesen dummen Gedanken. Wie kommst du dazu, dich von diesem Ort so stark beeindrucken zu lassen? Es ist doch nur ein Friedhof.
    Vielleicht sind es die Nerven, dachte sie. Den ganzen Morgen über hatte sie sich kribbelig gefühlt. Es war einfach, diesen Zustand auf die Tatsache zurückzuführen, dass sie und Tobias Swaines Leichnam entdeckt hatten. In Wahrheit aber war dieses nervöse, übererregte Gefühl merklich stärker geworden, als sie vor kurzem das Haus verließ. Sie hatte gehofft, ein flotter Spaziergang in der warmen Sonne würde den Kopf klären und sie beruhigen, doch war das Gegenteil eingetreten.
    Denk nicht an deine Nerven. Vor dir liegt Arbeit.
    Nach einem tiefen Atemzug nahm sie ihre hypnotischen Fähigkeiten zu Hilfe, um alle beunruhigenden Gedanken zu vertreiben.
    Sie ging einen mit Unkraut durchsetzten Kiesweg entlang und blieb neben Aspasia Gray stehen.
    »Ich erhielt Ihre Nachricht«, sagte sie.
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte Aspasia in gedämpftem Ton. »Mir ist klar, dass dies nicht der günstigste Ort für eine Unterredung ist. Tatsächlich hoffe ich, dass Sie daraus nicht folgern, ich hätte eine

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