Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht
der Mörder sein?«
»Nein.« Aspasia verschränkte die Finger. »Ehrlich gesagt, dachte ich an die Möglichkeit, dass Zachary mich mit einer anderen Frau betrog. Ich glaubte, das Herz würde mir brechen. Ich musste die Wahrheit in Erfahrung bringen.«
»Was unternahmen Sie?«
»Er besaß einen Safe. Falls er Geheimnisse hatte, würde er sie darin verstecken, folgerte ich. Den Schlüssel führte er immer mit sich. Als er eines Nachts nach der Liebe einschlief, nützte ich die Chance und machte einen Wachsabdruck des Schlüssels. Ein paar Abende darauf ergab es sich, dass ich in sein Arbeitszimmer gehen und den Safe öffnen konnte.« Aspasia schnitt eine Grimasse. »Sie können sich meine Erleichterung vorstellen, als ich als Erstes ein Rechnungsbuch sah.«
»Wann merkten Sie, dass es sich um kein gewöhnliches Geschäftsjournal handelte?«
»Ich wurde neugierig, als ich sah, dass es kein Haushaltsbuch war, wie viele Gentlemen es führen. Es war vielmehr eine Aufstellung von Daten und Honoraren. Es sah aus wie das Rechnungsbuch eines Kaufmannes. Aber das ergab keinen Sinn.«
»Weil Zachary Eiland ein Gentleman war?«
»Genau. Er hatte kein Unternehmen. Erst glaubte ich, dass es eine Aufstellung seiner Gewinne am Spieltisch sein müsste. Aber bald merkte ich, dass die Daten der Transaktionen mit jenen der Todesfälle zusammenfielen, die Tobias untersuchte.«
»Sie kannten die Einzelheiten der Ermittlungen?«
»Natürlich.« Aspasia seufzte. »Tobias diskutierte die Morde oft nächtelang mit Zachary und ich war oft zugegen und äußerte sogar meine eigene Meinung dazu. Tobias gehört zu jener seltenen Spezies Mann, die wirklich zuhört, wenn eine Frau etwas sagt, was Sie sicher wissen. Zachary war ihm darin ähnlich. Es gehörte zu den vielen Dingen, die ich ... an ihm liebte.«
»Was geschah, nachdem Sie die Aufzeichnungen fanden?«
»Ich entdeckte die kleine Schatulle mit den Mementomori- Ringen ganz hinten im Safe.« Aspasias Stimme sank zu einem gequälten Flüstern herab. »Ich wollte meinen Augen nicht trauen und ging sofort mit den Aufzeichnungen zu Tobias, weil ich von ihm hören wollte, dass ich alles falsch gedeutet hätte. Insgeheim ahnte ich schon damals, dass alles verloren war. Als Zachary den offenen Safe sah und feststellte, dass seine Aufzeichnungen verschwunden waren, wusste er, dass es um ihn geschehen war.«
»Erjagte sich eine Kugel durch den Kopf.«
Aspasia verzog den Mund. »Es ist der Ausweg für einen Gentleman. Immerhin ein besseres Ende als der Galgen.«
Alles war so schrecklich tragisch, dachte Lavinia. Nachdem sie sich viele Jahre gegen Männer und den Schmerz, den sie einem zufügen konnten, gewehrt hatte, war Aspasia einem kaltblütigen Mörder verfallen.
»Mein Beileid zu Ihrem Verlust«, sagte Lavinia schließlich.
»Verzeihen Sie.« Aspasia zwinkerte mit feuchten Augen. »Sie sollten wissen, dass Tobias vor mir sicher ist. Auch wenn ich ihn verführen wollte, wäre es nicht möglich, da er Sie liebt. Und was mich betrifft, so werde ich nie wieder das Risiko eingehen, mein Herz einem Mann zu schenken.«
Da Lavinia dazu nichts einfallen wollte, blieb sie stumm.
»Guten Tag, Lavinia. Ich wünsche Ihnen Glück mit Tobias. Er ist ein feiner Mensch. Ich beneide Sie, aber nicht einmal seinetwegen möchte ich mit Ihnen tauschen.«
Aspasia drehte sich um und entfernte sich rasch. Lavinia sah, wie sie die eisernen Tore durchschritt, die den Eingang zum Friedhof begrenzten.
Sie verharrte noch eine Weile am Grab Zachary Eilands und dachte daran, was für sonderbare Wendungen das Schicksal oft nehmen konnte.
»Du hast in deinem Leben viel Böses angerichtet«, flüsterte sie. »Wer könnte dich so bewundern, dass er dich nachzuahmen trachtet?«
Das abgestorbene Laub wirbelte in einem gespenstischen Tanz über den Rasen.
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Kapitel 19
Sm iling Jack erwartete ihn in der Gasse hinter dem Gryphon. Seine massive Gestalt zeichnete sich im Hintereingang der Kneipe ab, während er den zwei Männern, die große Transportkisten von einem Karren hoben, Befehle zubrüllte.
»Gib Acht auf den französischen Cognac«, fuhr er den einen an. »Er hat mich ein Vermögen gekostet.«
Tobias ging die Gasse entlang und blieb neben Jack stehen. Nachdenklich betrachtete er die Kisten.
»Cognac, Jack? Ist der für das Gryphon nicht zu nobel? Ich hatte den Eindruck, Ihre Gäste zögen Ale und Gin vor.«
Jack lachte auf, so dass die grässliche Narbe, die vom Mund zum Ohr
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