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Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Titel: Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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war, nahm er sich nicht die Zeit, eine Droschke zu rufen. In dem Gewirr enger Gassen und schmaler Straßen würde er zu Fuß oh nehin rascher ans Ziel kommen.

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    Kapitel 20
     
    S weet Ned atmete tief durch und ging gemütlich auf das Friedhofstor zu. Dieses Geschäft galt es so professionell wie nur möglich zu erledigen.
    Geschäft. Das hörte sich richtig gut an. Er hatte einen richtigen Auftrag von einem richtigen Kunden bekommen. Er war kein gewöhnlicher Straßenstrolch mehr, der als Taschendieb arbeitete und an Wertgegenständen mitgehen ließ, was ihm in die Hände fiel. Seit gestern war er ein Experte mit eigenem Geschäft.
    Als er mit der Frau handelseins geworden war, hatte er das Gefühl, eine Zaubertür hätte sich geöffnet und ihm einen verlockenden Blick auf seine neue Zukunft gewährt, die sich ihm sehr beeindruckend darbot. Er würde Herr seines Schicksals sein, erfolgreich und prosperierend. Angesehen.
    Kein Feilschen mit den verdammten Hehlern, die ihm nie den reellen Gegenwert für die Dinge gaben, bei deren Diebstahl er seinen Kragen riskierte. Nie wieder in finsteren Gassen lauern müssen und Betrunkene ausrauben, die in den ersten Morgenstunden aus Spielhöllen oder Bordellen torkelten. Nie mehr der Polizei entwischen müssen. Von nun an würde er nur Aufträge von Kunden annehmen, die gewillt waren zu bezahlen, damit ein Experte die Schmutzarbeit für sie erledigte.
    Ich muss mir überlegen, wie ich meine Dienste am besten anpreise, dachte er, als er das Eisentor durchschritt. Schade, dass man nicht in einer Zeitung inserieren konnte. Er musste sich auf Mundpropaganda verlassen. Aber das würde kein Problem sein, sobald es sich herumgesprochen hatte, wie gut er seinen ersten Auftrag ausgeführt hatte. Die Frau würde es in ihrem Freundeskreis verbreiten und ihre Freunde würden es wieder weitererzählen - und in kürzester Zeit würde er sich vor Aufträgen nicht retten können.
    Zu schade, dass sein Pa sich zu Tode gesoffen hatte und nicht mehr erleben konnte, wie weit sein Sohn es gebracht hatte.
    Bei dem Gedanken an seinen Vater, wie er tot in der stinkenden Gosse gelegen hatte, eine halb leere Ginflasche in der Hand, kam die alte Wut wieder hoch und raubte ihm fast den Verstand. Die Erinnerung an die Prügel ließ ihn den Messergriff fester umklammern. Die Schläge waren häufiger und heftiger geworden, nachdem seine Ma gestorben war. Es war ihm nichts anderes übrig geblieben, als sein Leben auf die Straße zu verlagern.
    Zuweilen wurde er von dem Verlangen, jemanden oder etwas zu schlagen, fast überwältigt. Er wollte zuschlagen, prügeln, immer wieder, bis der Wutanfall sich erschöpft hatte.
    Doch er weigerte sich, dieser rasenden Wut nachzugeben. Er hatte sich vor langer Zeit geschworen, dass er nicht in die Fußstapfen seines versoffenen Vaters treten würde. Nach dem heutigen Tag würde alles anders sein. Nach dem heutigen Tag würde es sich herumsprechen, dass er verlässlich und ein Experte war, und mit seiner neuen Karriere würde es rasch bergauf gehen.
    Aber zunächst musste er seinen Auftrag ausführen.
    Er blieb knapp hinter dem Friedhofstor stehen und versuchte den kleinen Finger der Furcht zu ignorieren, der ihn im Nacken berührte. Er mochte Friedhöfe nicht. Einer seiner Freunde, der gutes Geld damit machte, indem er Gräber ausraubte und die Leichen an Mediziner verkaufte, hatte ihn überreden wollen, sich seiner Bande von Auferstehungsmännern anzuschließen. Er hatte sich damit herausgeredet, dass er größere Pläne hätte, in Wahrheit aber hätte er auf diesem Gebiet nie erfolgreich arbeiten können. Der Gedanke, Gräber auszubuddeln und Särge zu öffnen, erfüllte ihn mit Grauen.
    Er ließ rasch den Blick über den Friedhof wandern, auf der Suche nach seinem Opfer. Panik stieg in ihm auf, als er die Frau nirgends entdecken konnte.
    Unmöglich. Sie musste hier irgendwo sein. Er kannte diesen alten Todesacker. Die hohen Steinmauern hatte sie nicht überklettern können und das Tor hinter ihm war der einzige Weg hinaus. Die kleine Kirche war seit fast einem Jahr verlassen, die Tür versperrt und verriegelt.
    Die Grabgewölbe, dachte er. Sie muss sich in einem verstecken. Ja, das war es. Sie hatte gemerkt, dass er eine Bedrohung darstellte. Das dumme Ding hatte in einer der großen Krypten Zuflucht gesucht. Als wenn er sie so einfach entwischen ließe.
    Er studierte die Anordnung von steinernen Gewölben, die über den Friedhof verteilt waren. Manche

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