LaVyrle Spencer
Champagnerglas an ihre
Lippen, aber es war leer. Clay nahm es ihr aus der Hand und sagte: »Geh nach
oben und hol deinen Mantel. Ich warte auf dich an der Seitentür. Und vergiß den
Schlüssel nicht.«
Oben, in dem rosafarbenen
Schlafzimmer, konnte sich Catherine endlich gehenlassen. Sie sank auf die
Bettkante, lehnte sich zurück und schloß die Augen. Sie wünschte, es wäre ihr
eigenes Zimmer, in dem sie sich verkriechen und am Morgen in dem Bewußtsein
aufwachen könnte, daß diese Hochzeit nicht stattgefunden hatte. Dann stand sie
auf und betrachtete sich im Spiegel. Sie strich ihr Kleid über ihrem Leib glatt
und fragte sich, wie sie in ein paar Wochen aussehen würde. Mit den
Fingerspitzen berührte sie ihre Wangen, ließ sie dann leicht über ihre Lippen
gleiten und betrachtete mißmutig ihr Gesicht, in dem sie unzählige Mängel feststellte.
»Jill Magnusson«, wisperte sie,
drehte sich um und warf sich ihren Mantel locker über die Schultern.
Draußen war die Welt in fahles Mondlicht
getaucht. Warmer Lichtschimmer aus den Fenstern fiel auf die gefrorene Schneedecke, und vereinzelte
Schneeflocken tanzten sanft im Nachthimmel. Die zarten Blüten der Gardenie in
Catherines Haar erfroren in der frostigen Luft.
Catherine schlang ihren Mantel enger
um die Schultern, hob das Gesicht empor und atmete tief die kalte, anregende
Luft ein. Dann eilte sie durch die
Schatten zum Ende des Hauses, wo die Garagen lagen. Es war still. Sie genoß
diese erholsame Stille, die ihre angespannten Nerven beruhigte.
»Tut mir
leid, daß es so lange gedauert hat.«
Clays Stimme ließ sie
zusammenzucken. Er trat aus der Dunkelheit, war nur ein großer Schatten in
einem Mantel mit hochgeschlagenem Kragen. »Ich wurde von ein paar Hochzeitsgästen
aufgehalten und konnte nicht früher kommen.«
»Das macht nichts.« Sie versteckte
ihr Gesicht im Mantelkragen.
»Du frierst ja«, sagte er besorgt,
legte die Hand auf ihren Rücken und führte sie zu dem wartenden Auto. Sogar in
der Dunkelheit konnte sie sehen, daß es mit bunten Papierschlangen geschmückt
war. Er öffnete die Wagentür.
»Hast du
den Schlüssel?«
»Den
Schlüssel?« fragte sie verständnislos.
»Ja, den
Schlüssel«, antwortete er mit einem halben Lächeln. »Heute fahre ich, aber
morgen gehört das Auto dir.«
»M ... mir?« stammelte sie und schaute verwirrt
zuerst ihn und dann das Auto an.
»Alles Gute zum Hochzeitstag,
Catherine«, sagte er einfach. »Dafür war der Schlüssel?«
»Ich dachte, du hättest vielleicht
gern ein Auto – zum Einkaufen und so.«
»Aber, Clay
...« Sie zitterte jetzt vor Kälte.
»Hast du
den Schlüssel?«
»Clay, das
ist nicht fair«, protestierte sie.
»In der
Liebe und im Krieg ist alles erlaubt.«
»Aber wir lieben uns nicht, noch
sind wir im Krieg. Ich kann doch nicht einfach sagen: > Danke, Mr.
Forrester < , und in einem brandneuen Auto davonfahren, als hätte ich einen
Anspruch darauf.«
»Hast du
das nicht?«
»Nein! Du weißt, daß ich dieses
Geschenk nicht annehmen kann.«
»Die Corvette ist als Familienauto
nicht gerade geeignet«, argumentierte er. »Wir könnten damit nicht einmal die
Hochzeitsgeschenke ins Stadthaus transportieren.«
»Nun, gut ... dann tausch den
Wagen gegen ein anderes Auto um oder leih dir noch einmal den Bronco, aber
servier mir die Welt nicht auf einem Silbertablett.«
Seine Stimme klang ziemlich
gekränkt, als er antwortete: »Es ist ein Geschenk. Warum machst du so ein
Tamtam darum? Ich kann es mir leisten, und es wird unser Leben wesentlich
erleichtern, wenn wir zwei Autos haben. Außerdem ist Tom Magnusson Autohändler,
und wir bekommen für jedes Auto, das wir bei ihm kaufen, einen enormen Rabatt.«
Die Kälte schien ihren gesunden
Menschenverstand zu wekken. »Nun, wenn es so ist ... danke.«
Catherine
stieg ein und rutschte auf den Beifahrersitz. Sie holte den
Schlüssel aus ihrer Manteltasche und gab ihn ihm.
Er lag warm
in seiner Handfläche.
Als er den
Motor anließ, räusperte er sich verlegen. »Catherine, ich
weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Auch ich habe heute abend
einen Schlüssel bekommen.«
»Von wem?«
»Von meinen
Eltern.«
Mit
zitterndem Herzen wartete sie.
»Er ist für
die Hochzeitssuite im Regency.«
Sie atmete
keuchend aus und stöhnte dann: »0 mein Gott.«
»Ja, o mein
Gott«, stimmte er zu und lachte nervös.
»Was sollen
wir tun?« fragte sie.
»Was
schlägst du vor?«
»Ich möchte
im Stadthaus übernachten.«
»Damit
morgen vom
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