LaVyrle Spencer
gefiel.
»Hör mal, Catherine, du bist meine
Frau und hast wie jeder andere das Recht, dich im Club aufzuhalten. Verstehst
du mich?«
»Ja, aber
...«
»Kein Aber. Mir geht es allein
darum, ob das Kleid dir paßt. Schließlich habe ich zum ersten Mal ein
Umstandskleid gekauft.«
Sie mußte kichern. »Hast du gesagt,
du brauchst ein Kleid für eine Frau, die rund wie eine Tonne ist?«
Er rieb sich lachend das Kinn,
während er mit den Augen Maß nahm. »Ja, das kommt ungefähr hin.«
»Ich werde darin aussehen wie ein
Zirkuszelt, aber es gefällt mir ... wirklich.«
»Du bist schrecklich empfindlich,
was deine Figur betrifft. Kannst du sie nicht endlich akzeptieren? Mich stört
sie nicht.«
»Ein Mann kann das leicht sagen. Er
geht nicht auf wie ein Luftballon und muß nachher wieder das Übergewicht loswerden.
Wenn ich nicht auf meine Figur achte, wird mich im nächsten Sommer kein Mann
mehr ansehen.«
Catherine spürte sofort Clays
Betroffenheit über ihre Worte. Seine gute Laune war verflogen, als er sagte:
»Ach, dann hast du also vor, dir einen Mann zu angeln?«
»So habe ich das nicht gemeint. Aber
mein Liebesleben wird schließlich nicht mit meiner Ehe enden.«
Clays Freude, ihr das Kleid
geschenkt zu haben, wich ärgerlichem Unmut. Er war verletzt. Wie konnte sie
eine derartige Bemerkung machen, während sie ihm
nicht einmal erlaubte, sie zu berühren? Er hatte ihr ein schönes Zuhause
gegeben und alle die Dinge, die ihr das Leben erleichterten. Er hatte seinen
Teil der Hausarbeit übernommen, ihr die Freiheit gelassen, nach Belieben zu
kommen und zu gehen, ertrug ihr nervtötendes Schreibmaschinengeklapper – das
ihn manchmal so aufregte, daß er die Maschine am liebsten zum Fenster
hinausgeworfen hätte. Er hatte ihr eine unendliche Geduld entgegengebracht,
selbst dann noch, als sie ihm nicht die Zuneigung schenkte, die er von ihr
erwartet hatte. Und wie vergalt sie ihm seine Fürsorge? Indem sie ihn kalt und
ablehnend behandelte und sich jetzt darüber beklagte, daß kein Mann sie mehr
ansehen würde, wenn sie nicht auf ihre Figur achtete. Was dachte sie sich
eigentlich dabei, ihn auf diese Weise zu behandeln?
Während sich beide für den Silvesterball
ankleideten, war Clay noch immer verbittert. Das dauerte jetzt schon drei Tage,
seit er ihr das Kleid geschenkt hatte. Catherine hatte mittlerweile erfahren,
welches Gefühl der Einsamkeit eine derart frostige Ablehnung verbreitete.
Sie legte
letzte Hand an ihre Frisur, als Clay ins Schlafzimmer kam und eine
Krawattennadel aus der Kommode nahm. In seinem neuen, rauchblauen Anzug sah er
umwerfend aus. Clay drehte sich um und bemerkte, daß sie ihn betrachtete. »Ich
bin beinahe fertig. Entschuldige bitte«, sagte er und ging an ihr vorbei.
»Das sehe
ich. Ist das dein neuer Anzug?«
Er gab ihr
keine Antwort, sondern trat nur vor den Spiegel und befestigte die Nadel an der
neuen, gestreiften Krawatte. »Du siehst immer aus wie die Männer in den
Modemagazinen«, sagte sie und versuchte, ein Gespräch in Gang zu bringen.
»Danke«,
entgegnete er schroff.
»Das Kleid
paßt mir, siehst du?«
»Schön.«
Sie ärgerte sich über seine
Gleichgültigkeit. »Clay, du hast während der ganzen Woche kaum mit mir gesprochen.
Was habe ich denn verkehrt gemacht?«
»Wenn du nicht weißt, was, ist jeder
Atemzug wohl verschwendet, dir den Grund dafür zu erklären.«
Sie wußte genau, warum er verstimmt
war, aber es fiel ihr schwer, sich zu entschuldigen.
Er stach sich mit der Nadel in den
Finger und murmelte: »Verdammt.«
»Clay, ich weiß, ich benehme mich
manchmal undankbar, aber das bin ich nicht. Wir beide haben vor unserer
Hochzeit eine Vereinbarung getroffen.«
»Ja, sicher! Warum machst du mir
dann plötzlich Komplimente über mein gutes Aussehen?«
»Weil es
stimmt.«
»Catherine, laß das, okay? Ich weiß
nicht mehr, wie ich dich behandeln soll. Seit Wochen gehst du mir aus dem Weg
und lehnst jeden meiner
Annäherungsversuche ab. Dann beschließt du plötzlich, mit mir zu
reden, und erzählst mir, daß du dir Sorgen um deine Figur machst, weil das
deine Chancen bei den
Männern beeinträchtigen könnte. Was ich dabei empfinde, interessiert dich
nicht, denn wenn ich mich dir nähere, greifst du sofort nach dem Keuschheitsgürtel.«
»Ach, um Himmels willen, was ist denn mit dir los?«
»Willst du das wirklich wissen?«
schrie er sie an. »Mein Problem ist seit Wochen dasselbe – ich bin geil! Das
ist los mit mir! Du wolltest doch die
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