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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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schon ein gutes Stück nördlich von Brüssel, hatte Roozendal passiert und näherte sich der großen Maasbrücke, als Elsa diese Worte sprach. Sie war inzwischen zu ihrer ursprünglichen Skizze zurückgekehrt, der sie eine Hornbrille aufgemalt hatte. Haller setzte ein zweifelndes Gesicht auf, aber Wargrave reagierte augenblicklich.
    »Wo? Wann?«
    »Beim Frühstück am Ende des Speisewagens. Aber auch schon früher – heute nacht. Er sitzt in Abteil 19. Im übernächsten Wagen…«
    »Dann gehen wir sofort hin«, sagte Wargrave erregt.
    »Nehmen Sie zwei belgische Abwehrleute mit«, mahnte Haller.
    Draußen auf dem Gang schüttelte Wargrave den Kopf. »Keine belgischen Abwehrleute. Zeig mir nur das Abteil – dann holen wir erst einmal zwei andere Leute…« Elsa folgte Wargrave, nachdem Leroy sie in den nächsten Waggon gelassen hatte. Sie hielt sich dicht hinter Wargrave und ergriff ihre Smith & Wesson in der Handtasche. Als sie an Abteil 19 vorüberkam, zeigte sie stumm auf die Tür, und Wargrave nickte, ohne seine Schritte zu verlangsamen. Er sah einmal kurz auf seine Uhr, dann blickte er auf die vorübergleitende holländische Landschaft hinaus. Sie waren noch zwanzig Kilometer von der Maasbrücke entfernt.
    Als sie Anna Markos’ Abteil erreichten, gab er ihr ein Zeichen, ihm zu folgen, und betrat dann das nächste Abteil, in dem Nicos Leonides saß und seine Pfeife rauchte. Wargrave stellte Elsa kurz vor. »… und dies sind Anna Markos und Nicos Leonides – sie arbeiten mit mir zusammen.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen.« Leonides stand auf und verneigte sich. Anna Markos und Elsa starrten sich an – zwei Frauen, die sich gegenseitig musterten und vorsichtig abschätzten. Dann streckte Elsa die Hand aus und war über den festen Händedruck der Griechin verblüfft. Wargrave sprach ungeduldig weiter.
    »Elsa hat Scharpinsky erkannt und weiß, wo er sitzt – wir werden ihn jetzt schnappen. Und wir haben noch reichlich Zeit, die Sache zu erledigen…«
    Wargrave sprach noch, als der Expreß erbebte, heftig schwankte, viel zu schnell abbremste und mit kreischenden Bremsklötzen anhielt. Das überstürzte Bremsen des Zuges wirbelte sie durcheinander. Wargrave rappelte sich auf, und Leonides half sowohl Elsa wie Anna auf die Beine. Im gesamten Expreß kam es zum Durcheinander, als Koffer aus den Gepäcknetzen flogen und Reisende von ihren Sitzen gerissen wurden.
    »Es war vereinbart, daß ein Signal den Zug stoppt«, erregte sich Wargrave.
    »Das war kein Signal«, sagte Elsa warnend. »Jemand hat die Notbremse gezogen – Scharpinsky…«
    »Er steigt aus«, vermutete Leonides. »Ich habe vor ein paar Sekunden auf der Landstraße einen parkenden Wagen gesehen, der kurz mit den Scheinwerfern blinkte – auf der Ostseite…«
    Wargrave lief voran und rannte den Gang hinunter. Er riß die Waggontür auf der Ostseite auf und sprang auf den Gleiskörper hinunter. In der Ferne sah er die Umrisse eines Mannes, der zwischen den entlaubten Bäumen hindurch auf die nahe gelegene Straße zulief. »Da drüben ist er…« Sie liefen durch ein Wäldchen auf die Straße zu, die sie nicht sehen konnten. Als Wargrave zwischen den Bäumen ins Freie lief, raste ein Mercedes in nördlicher Richtung davon. Wargrave war erstaunt, eine Frau am Steuer zu sehen, eine Frau in Chauffeusenuniform. Auf dem Rücksitz zwei Männer.
    »Himmel!« explodierte Leonides hinter ihm. »Zwei Sekunden früher, und ich hätte ihn töten können.«
    Wargrave stand auf der Straße, als ein BMW, der ebenfalls nach Norden fuhr, mit etwas mäßigerer Geschwindigkeit auf sie zukam. Wargrave ruderte mit den Armen und brachte den Fahrer dazu, anzuhalten. Als das Fahrzeug stand, riß er auf der Fahrerseite die Tür auf. Der Fahrer saß allein im Wagen. Es war ein nüchtern aussehender Mann in einem grauen Tagesanzug. Wargrave hielt ihm eine Karte unter die Nase. Da er bemerkt hatte, daß der Wagen ein französisches Kennzeichen trug, sprach Wargrave den Fahrer auf französisch an.
    »Abwehr… wir müssen Ihren Wagen leihen. In dem Wagen, der eben hier vorbeigekommen ist, sitzen Terroristen…«
    »Und ich soll hier warten – mitten in der Wildnis?«
    »Steigen Sie aus, um Gottes willen! Hinter dem Wäldchen da steht ein Zug. Gehen Sie zum Schlafwagen am Ende des Zuges und fragen Sie nach einem Mann namens Haller. Sagen Sie ihm, wir verfolgten den Mann, den wir gesucht hätten…«
    Wargrave schlüpfte hinters Lenkrad. Leonides setzte sich neben ihn.

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