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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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hier wimmelt es von Geheimdienstleuten…«
    »Schon passiert, Herr Präsident.«
    »Sie haben vielleicht Nerven, mein Lieber, damit direkt zu mir zu kommen – und Ihre Vorgesetzten zu übergehen.«
    »Ich kann mich Ihrer Bewertung meiner Handlungsweise nur anschließen«, erwiderte Leroy.
    »Und Ihr Name ist Matt Leroy? Es könnte nämlich sein, daß ich einen derart unverschämten Burschen wie Sie in Zukunft mal brauche. Manche«, fuhr der Präsident mit einem Anflug eines Lächelns fort, »nennen so etwas Initiative. So, und jetzt gehen wir und unterhalten uns mit unserem hohen Gast.«
     
     
    Spät in jener Nacht hörte sich Moynihan die Kassette allein im Ovalen Büro an. Der unbekannte Mann, der das Band besprochen hatte, begann mit der Eröffnung, sein künftiger Codename sei Angelo; er werde nur mit Kassetten in Erscheinung treten, und die Authentizität jeder Kassette werde an den Buchstaben AN zu erkennen sein, die er auf jeder Kassette einritzen werde. Anschließend informierte er über die sowjetische Politik, über die Ansichten der einflußreichsten Minister des Politbüros sowie über die gegenwärtige Gliederung und Stationierung der Roten Armee in Osteuropa.
    Was folgte, war noch außergewöhnlicher. Er instruierte den Präsidenten dahingehend, daß eine vollständig neue Geheimdiensteinheit außerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten ins Leben gerufen werden müsse, um Kassetten von Europa nach Nordamerika zu transportieren. »Ihre bestehenden Geheimdienste sind von Ihrer eigenen Presse und dem Kongreß gründlicher enttarnt und zerstört worden, als der sowjetische KGB das je hätte schaffen können«, fuhr die Stimme auf englisch fort. »Um mich zu schützen, müssen Sie die Sondereinheit ins Leben rufen. Ich schlage vor, daß sie von einem Amerikaner befehligt, im übrigen personell aber mit Europäern ausgestattet wird – die Leute werden immerhin in Europa operieren müssen. Britische Staatsangehörige könnten sich als besonders verläßlich erweisen – sie sind Inselbewohner…«
    Es folgten weitere Informationen. Die Kassetten würden mit dem Moskau-Expreß transportiert werden, und zwar in dem Schlafwagen versteckt, der an jedem ersten Mittwoch eines Monats in Basel ankomme. Dann kamen weitere Details – die Abteilnummer des Schlafwagens, das genaue Versteck. An jedem Freitag nach der Ankunft einer Kassette an einem Mittwoch solle der Empfang über das nach Osteuropa ausgestrahlte Programm der Voice of America bestätigt werden – durch das Abspielen einer Schallplatte, die er nennen werde und die um siebzehn Uhr Moskauer Zeit gespielt werden solle. Der Empfang dieser ersten Kassette sei durch das Spielen von Count Basies Aufnahme des One o’clock jump zu bestätigen. Das Band endete mit einer Warnung.
    »Von keinem Angehörigen Ihrer Sondereinheit darf der Versuch unternommen werden, meine Identität herauszufinden. Das ist eine Bedingung. Was meine Motive betrifft, so sind sie meine persönliche Angelegenheit. Die nächste Kassette wird mit dem Schlafwagen des Moskau-Expreß geschickt werden, der am… in Basel ankommt…«
    Der Vorgänger Moynihans, ein Mann, der den Konsensus liebte, hätte jetzt ohne Zweifel den Verteidigungsminister, den neuen CIA-Chef – den Moynihan eingesetzt hatte, um diese Organisation nach Möglichkeit zu reorganisieren – und weiß der Himmel wen noch konsultiert. Aber Angelo hatte seinen Mann richtig eingeschätzt. Am folgenden Morgen stellte Moynihan ein paar diskrete Nachforschungen an, ohne seine Motive zu verraten. Am Ende des Tages war er von der Echtheit der streng geheimen Informationen auf dem Tonband überzeugt und auch davon, daß Angelo nur ein Mitglied des sowjetischen Politbüros sein konnte. Moynihan ließ Julian Haller von der National Security Agency kommen.
    Moynihan, ein ehemaliger Mann der Navy, kannte Julian Haller vom Vietnamkrieg her. Sie waren seitdem Freunde geblieben. Haller war ebenfalls ein Veteran der Navy – im Zweiten Weltkrieg hatte er an Bord des USS Savannah gedient und war später zum Geheimdienst der Navy abkommandiert worden. In dieser Funktion war er zum erstenmal dem Mann begegnet, der dann eines Tages durch Zufall zum Präsidenten wurde. »Haller«, sagte Moynihan gern, »ist einer der wenigen Männer, die mir wirklich sagen, was los ist. Er ist nicht normal – er hat keinen politischen Ehrgeiz…«
    Julian Haller hörte schweigend zu, als Moynihan ihm erzählte, was sich ereignet hatte und daß er vorhabe,

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