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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Bild setzen?« fragte Haller.
    »Nur darüber informieren, daß ich eventuell ihre Hilfe brauche – das ist alles. Über Angelo werde ich natürlich nichts verlauten lassen. Jedenfalls jetzt noch nicht. Unter Umständen werde ich ihnen aber reinen Wein einschenken müssen, wenn ich ihn erst einmal aus Rumänien herausgeholt habe…«
    Er schrieb beim Sprechen etwas auf den Notizblock. »Diese Geschichte könnte zu einer verdammt mörderischen Angelegenheit werden, falls wir gezwungen sein sollten, Angelo mit der Bahn nach Schiphol zu bringen. Und vergiß nicht, die Leute von der Voice of America dazu zu bringen, die Platte Take Five zu spielen, um Angelo anzukündigen, daß wir kommen, um ihn zu holen.«
    »Als ob ich das vergessen könnte.« Halter lehnte sich in seinem Stuhl zurück, blickte an die Decke und sagte etwas, was Wargrave sofort mit dem Schreiben aufhören ließ. »Da ist noch ein kleines Detail, das ich vorhin leider nicht erwähnt habe. Es wird noch ein drittes sowjetisches Politbüromitglied diese Delegation nach Bukarest begleiten…«
    »So ist es richtig, heb dir den Knüller für zuletzt auf«, scherzte Elsa.
    »General Sergej Marenkow, der Chef des KGB.«

 
     
     
TEIL ZWEI
     
    Fluchtweg

6. Schiphol, Zürich, Mailand
     
     
     
    Nachdem sie Montreal mit dem Air-Canada-Flug 866 verlassen hatten – die Maschine war am Mittwoch, dem 5. Januar, um 21 Uhr 35 gestartet –, überflogen Wargrave, Haller und Elsa den Atlantik während der Nacht. Auf dem Londoner Flughafen Heathrow hatten sie Anschluß an den KLM-Flug 128, der sie nach Schiphol vor den Toren Amsterdams brachte. Für Elsa wie für Wargrave war dies die zweite Atlantiküberquerung innerhalb von vierundzwanzig Stunden, und Elsa war der Kopf völlig verwirrt vor Erschöpfung.
    »Ich glaube nicht, daß meine innere Uhr mir jemals wieder die richtige Zeit sagen wird«, bemerkte sie zu Julian Haller, der neben ihr saß, als sie sich der holländischen Küste näherten.
    »Du hättest etwas schlafen sollen…«
    »Sehr lustig, Schildkröte«, entgegnete sie bissig. »Ich hätte dich beinahe geweckt, damit es dir genauso elend geht wie mir. Du hast geschlafen wie ein Stein.«
    »Tu ich immer«, versetzte Haller gleichmütig.
    Elsa blickte aus dem Fenster auf Holland hinunter, als die Maschine an Höhe verlor. In der flachen Landschaft waren nur einzelne Schneeflecken zu sehen, als hätte eine riesige Hand Kreidestriche über die Felder gezogen. Von der Nordsee her wehte aber ein harter Wind, der hohe Wellen gegen die Deiche anbranden ließ. Als sie hinuntersah, entdeckte sie so etwas wie weiße Rauchfahnen – in Wahrheit war es Gischt, der vom Wind durch die Luft geweht wurde. Zwei Reihen hinter ihnen saß Harry Wargrave auf einem Platz am Gang, von dem aus er seine Begleiter im Auge behalten konnte. Dann leuchtete das Warnlicht auf, sie mußten die Gurte anlegen, und die Maschine setzte zur Landung an.
    General Max Scholten, der Chef der niederländischen Abwehr, wartete im Büro des Geheimdienstes im Flughafengebäude bereits auf Wargrave. Die beiden Männer trafen sich allein. »Große Probleme?« wollte der Holländer wissen, als er Wargrave mit Wärme die Hand schüttelte.
    »Mit einem Wort: Ja. Und wie sieht’s hier aus?«
    »Die Lage könnte explosiv werden – buchstäblich«, erwiderte der Abwehrchef und zündete sich eine Zigarre an.
    General Scholten, einer von Wargraves engsten Freunden, war ein kleiner, sechzigjähriger Mann, der aber zehn Jahre jünger aussah. Er war untersetzt und hatte einen kleinen Wohlstandsbauch. Er hatte das rosige Gesicht eines Cherubs, blaue Augen, die oft und gern zwinkerten, und das fröhliche Lächeln eines zufriedenen Mannes. Seine cherubhafte Erscheinung hatte schon so manchen Spion getäuscht und zu Fall gebracht. Scholten hatte eine liebenswürdige Verhörtechnik, die meist damit endete, daß sich der Delinquent in Widersprüche verstrickte. Scholtens Erscheinung täuschte auch darüber hinweg, daß er unter den europäischen Abwehrchefs der gnadenloseste Kommunistenjäger war. »Mit einer Viper macht man keine Konversation«, hatte er einmal in seinem makellosen Englisch zu Wargrave bemerkt. »Man tritt vorsichtig von hinten an sie heran und schlägt ihr mit einer Axt den Kopf ab.«
    Wargrave sah sich in dem kahlen Raum um; ein Tisch und zwei Stühle mit harten Rückenlehnen machten das einzige Mobiliar aus. Der Verhörraum, dachte er. »Um was für eine explosive Lage geht es?« fragte

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