Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
Gesichtsausdruck.
    Neckers Äußeres täuschte allerdings über seinen wirklichen Charakter hinweg. Kurz vor seiner Pensionierung hatte er einmal dienstfrei gehabt und war mit seinem Wagen die Düsseldorfer Königsallee entlanggefahren, als er plötzlich auf die Geiger-Gruppe gestoßen war. Die Männer waren aus einer Bank, die sie soeben überfallen hatten, auf die Straße gerannt. Necker war auf den Bürgersteig und direkt auf einen der Terroristen losgefahren, der stehengeblieben war und mit seiner Maschinenpistole aus kürzester Entfernung auf Necker gezielt hatte. Necker hatte das Gaspedal durchgetreten, die Windschutzscheibe war zersplittert, und er hatte – selbst unverletzt – den Terroristen überfahren. Außerdem war er mehrere Jahre lang als Funker beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden tätig gewesen.
    »Seien Sie sehr vorsichtig mit diesem Funkspruch«, mahnte ihn Wargrave. »Verschlüsseln Sie ihn mit einem Einmalcode und benutzen Sie dabei die Seiten eins bis hundert in diesem Buch…« Er reichte Necker ein Exemplar von Somerset Maughams ›Silbermond und Kupfermünze‹. »…und hier sind die technischen Daten, die Sie brauchen.«
    Es war Oberst Springer gewesen, der vor nur einem Monat zu seinem Chef, General Traber, gesagt hatte, Wargrave sei ein einsamer Wolf. Und diesen Funkspruch behielt der Engländer bewußt für sich. Nur Peter Necker wußte noch davon. Der Funkspruch war an ein ranghohes Mitglied des jugoslawischen Politbüros gerichtet.
    Julian Haller hielt seine Ankündigung absichtlich bis nach dem Essen zurück, bis Oberst Molinari gegangen war, um noch die vielen Dinge zu klären, die er organisieren mußte. Als Haller mit Elsa, Matt und Wargrave allein war, nippte er an einem der seltenen Gläser Wein, die er sich ab und zu erlaubte. Er stellte das Glas auf den Tisch und sah lächelnd in die Runde.
    »Ich sollte vielleicht noch ein letztes Detail erwähnen. Bei diesem Unternehmen werden wir jede Hilfestellung benötigen, die wir überhaupt bekommen können. Ich habe es also so eingerichtet, daß noch ein weiterer Mann herkommt, ein gewisser Phillip John. Er kommt von einer anderen Organisation – und ist ein Killer…« Er sah Elsas Gesichtsausdruck und verbesserte sich. »Ein Scharfschütze, wollte ich sagen. Er kommt morgen aus Genua hierher.«
    Wargrave spürte plötzlich ein Gefühl der Anspannung und beugte sich über den Tisch. »Dürfte ich fragen, von welcher anderen Organisation?« fragte er sanft.
    »Von der CIA.« Haller setzte eine schuldbewußte Miene auf. »Jetzt mach dir bitte keine Sorgen, um Himmels willen. Er ist Brite – und man hat ihn immer nur für bestimmte Aufgaben im Hintergrund eingesetzt. Man kennt ihn also nicht. Und außerdem war er der einzige, der nahe genug war, um in so kurzer Zeit herkommen zu können.« Haller nahm einen tiefen Zug an seiner Zigarette und musterte den Engländer. Zeigte sich da ein Anflug von Mißtrauen oder von Zweifel? »Wie es scheint, kann der Bursche einer Biene auf eine Entfernung von fünfzig Metern einen Flügel abschießen. Es könnte sogar sein, daß er besser ist als du«, fügte er mit einem Grinsen hinzu.
    »Die CIA hat keine Ahnung, wozu wir ihn brauchen, nehme ich an?« fragte Wargrave.
    »Um Gottes willen, nein!« Haller explodierte fast. »Ich habe denen nur gesagt, daß ich ihn für eine Arbeit hier in der Gegend brauche. Sie wissen ebensowenig, daß es den Sparta-Ring überhaupt gibt. Ich habe in meiner ehemaligen Eigenschaft als Mann der National Security Agency angefragt.«
    »Ich möchte ein Gespräch unter vier Augen mit dem Mann, bevor ich mich entscheide«, sagte der Engländer warnend. »Und wenn er eintrifft, soll man ihn sofort zu mir schicken – bevor er Zeit hat, irgendwelche Zusammenhänge zu erkennen.«
    Elsa lächelte in sich hinein. Mr. Phillip John würde sich noch wundern, an wen er geraten war; sie hatte in der Vergangenheit einmal miterlebt, wie Wargrave einen neuen Mann einem intensiven Verhör unterzogen hatte. Haller versuchte nochmals, Wargrave zu beruhigen.
    »Wir werden zwei Schlafwagen bewachen müssen – und falls sich zeigt, daß wir die weite Reise nach Schiphol mit der Bahn machen müssen, werden wir einen Dienstplan aufstellen, damit jeder mal ein bißchen Schlaf bekommt. Ein zusätzlicher Mann könnte genau das ermöglichen…«
    Wargrave dachte darüber nach. Ein Helfer im Hintergrund war kein normaler Agent. Man hielt solche Leute nur für bestimmte Unternehmen in Reserve, und

Weitere Kostenlose Bücher