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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Russe erstarrte. »Los, weiter – ein Ablenkungsmanöver«, flüsterte Elsa und nahm seinen Arm. »Alles nach Plan…«
    Dort, wo die beiden Wagen zusammengeprallt waren, war jetzt der Teufel los. Die beiden Fahrer waren ausgestiegen und standen wild gestikulierend und schreiend vor ihren Wagen, während uniformierte Carabinieri auf sie zuliefen. Die Aufmerksamkeit aller Passanten wurde auf den Unfall gelenkt; viele der Spätankömmlinge unter den Fahrgästen blieben stehen, um sich den Tumult anzusehen. Elsa und ihr Ehemann auf Zeit befanden sich schon am oberen Ende der Treppe, gingen in die untere Halle, gingen an Phillip John und drei Carabinieri mit Gewehren in der Hand vorüber und betraten die Rolltreppe, die sie in die obere Halle brachte.
    »Gleis fünf«, sagte Elsa, als sie die Rolltreppe verließen. In diesem Moment, in dem sie auf die Sperre zuzugehen begannen, wäre ein schläfriger Gepäckträger, der einen Elektrokarren fuhr, um ein Haar in Elsa hineingefahren. Der Russe reagierte blitzschnell; er packte Elsa an der Taille und riß sie zur Seite. Dann, als sie seinen Arm nahm, ging er einige Schritte lang mit seinem gewohnten schweren und stampfenden Gang. Dieser Beinaheunfall hatte ihn seine Lektion vergessen lassen. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, wurde sein Gang leichtfüßiger, und mit raschen Schritten gingen jetzt beide auf die Sperre zu. Marenkow hielt die Fahrkarten in der Hand.
    Vor dem Restaurant stand Ugo Sala, der KGB-Agent, und trank seine zweite Tasse Kaffe, um sich warmzuhalten und die bittere Kälte zu vergessen. Das wohlhabend aussehende Paar hatte er bis zu dem Zwischenfall mit dem Elektrokarren ohne großes Interesse angesehen. Jetzt erstarrte er. Während seiner Ausbildung in Moskau hatte er ja General Marenkow mehrmals zu Gesicht bekommen, und Ugo Sala war ein scharfer Beobachter. Er hatte die Veränderung des Gangs bemerkt, und als er den Mann im Vicunia-Mantel jetzt genauer ansah, war er von dessen wahrer Identität überzeugt, obwohl die Veränderung der äußeren Erscheinung erstaunlich war.
    Hätte Sala eine Waffe bei sich gehabt – was nicht der Fall war – und wäre er ein guter Schütze gewesen – was ebenfalls nicht zutraf –, hätte er jetzt vielleicht versucht, Marenkow zu erschießen. Das wäre ihm allerdings nicht gelungen, denn wenige Meter entfernt standen zwei SIFAR-Männer in Zivil, die die Hände in der Tasche hielten. Statt dessen verließ er den Bahnhof und eilte zu seinem geparkten Taxi. Als er am Steuer saß und die Tür zugeschlagen hatte, benutzte er sein Funktelefon.
    »Hier Rom drei. Hier Rom drei. Der Fahrgast hat jetzt den Zug bestiegen…«
     
     
    Am unteren Ende der Rolltreppe stand Phillip John zusammen mit Harry Wargrave und wartete, als Mr. und Mrs. Wells, der Ölmanager der Shell International und seine ›Frau‹, außer Sicht verschwanden und in die obere Halle gingen. Hinter ihnen, draußen vor dem Bahnhof, setzte sich der durch den von Molinari inszenierten Unfall ausgelöste Tumult fort. »Sie sehen müde aus«, sagte John. Wargrave warf dem weißgesichtigen Scharfschützen einen Blick zu. Es war eine einfache Feststellung gewesen, dahingesprochen, als wäre es John total gleichgültig.
    »Wenn wir Schiphol erreicht haben, können wir uns Müdigkeit leisten«, erwiderte Wargrave knapp.
    Aber John hatte recht. Wargrave fühlte sich am ganzen Körper wie gerädert. In der Nacht zum Samstag hatte er kaum ein Auge zugetan; er hatte die halbe Nacht mit Molinari aufgesessen und war mit ihm noch einmal sämtliche Pläne durchgegangen. Und vor wenigen Stunden erst war er nach Bukarest und zurück geflogen. Die untere Halle war jetzt fast menschenleer; die Carabinieri waren verschwunden, und die letzten späten Reisenden waren die Rolltreppe hinauf gestürmt. Die beiden Engländer waren allein, als Wargrave sich eine Zigarette anzündete, »bis später« sagte und die Rolltreppe betrat, die sich langsam aufwärts bewegte. Phillip John würde allein in den Schlafwagen einsteigen.
    Als die Rolltreppe ihn nach oben beförderte, stand Wargrave entspannt mit einer Hand auf dem Geländer da; er wartete auf den ersten Blick in die obere Halle. Elsa und Marenkow gingen jetzt vermutlich gerade durch die Sperre. Als er oben angekommen war, stieg Wargrave von der Rolltreppe hinunter und hielt dann inne. Er ging ein paar Meter nach rechts, bis er vor der nach unten führenden Rolltreppe stehenblieb. Elsa und Marenkow hatten soeben die Sperre

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