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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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– Julian würde mir ins Gesicht springen, wenn ich ihm damit käme…«
    Mehrere Waggons weiter vorn betraten sechs Männer in den Uniformen Schweizer Grenz- und Zollbeamter gerade das Abteil, in dem die drei Männer saßen, die in Chiasso zugestiegen waren. Die drei Männer mit den dunklen Gesichtern sahen überrascht hoch angesichts dieser Invasion von Beamten und holten ihre Reisepässe hervor. Das Abteil war jetzt so überfüllt, daß sich kaum noch jemand bewegen konnte.
    »Gepäck!« schnauzte einer der Beamten unfreundlich.
    Er hievte eine Reisetasche aus dem Gepäcknetz herunter, öffnete das Schnappschloß, starrte hinein und stieß einen Pfiff aus. In der Tasche, auf einigen Kleidungsstücken, lagen drei Walther-Pistolen. Einer der Italiener griff nach einer der Pistolen und wurde von einem Schweizer daran gehindert, der ihn mit einem heftigen Schlag in den Sitz zurückstieß. Ein zweiter Italiener versuchte, einen anderen Schweizer durch einen Tiefschlag außer Gefecht zu setzen, erhielt aber einen Faustschlag aufs Kinn. Innerhalb einer Minute hatten alle drei Männer Handschellen an, und zwei weitere Reisetaschen waren, geöffnet worden. Wieder ließ einer der Schweizer einen Pfiff hören und zeigte seinen Kollegen den Inhalt.
    »Sprengstoff auch noch. Handgranaten, Gelatinedynamit…«
    Elsa betrat den Gang dieses Wagens, als der erste Italiener herausgebracht und in Fahrtrichtung geschubst wurde. Sie verlangsamte ihren Schritt und sah, wie auch die beiden anderen Italiener in Handschellen in die gleiche Richtung geführt wurden. Als sie an dem Abteil vorüberging, ließ einer der Schweizer Beamten gerade das Rollo zum Gang herunter, aber sie hatte schon die auf einem Sitz liegende Reisetasche mit den Pistolen gesehen. Sie kehrte um und ging zum hinteren Ende des Zuges zurück, um Haller zu berichten, was sie gesehen hatte.
    Als sie durch den Schlafwagen vor den abgeriegelten beiden letzten Wagen ging, sah sie einen grauhaarigen Mann mit einem Stock aus einem der Abteile heraustreten, der es sich aber anders überlegte und wieder hineinging. Sie ging schnell weiter. Als sie an seinem Abteil vorüberging, bemerkte sie, daß die Abteiltür nur halb geschlossen war. Sie hörte etwas und drehte sich um. Eine Hand packte sie an der Kehle, eine zweite ergriff ihre Handtasche, als sie nach ihrer Waffe langte. Sie wurde mit brutaler Gewalt ins Abteil gezerrt. »Wenn Sie zu schreien versuchen, erwürge ich Sie«, zischte ihr eine Stimme ins Ohr.
    Im Abteil wehrte sich die halb erstickte Elsa heftig, trat wild um sich und versuchte, die Schienbeine des Angreifers zu treffen. Die Handtasche mit der Waffe wurde ihr entwunden. Laurier gab ihr einen harten Schubs auf den Rücken, was sie bäuchlings aufs Bett fallen ließ. Er schlug die Tür zu und schloß sie ab, als sie herumfuhr und sich mit einer zur Kralle gekrümmten Hand zum Angriff bereitmachte. Dann erstarrte sie vor Entsetzen, als Laurier die graue Perücke und die Brille abnahm.
    »Du würdest mich doch nicht im Ernst umbringen wollen? Oder?« fragte Harry Wargrave mit einem spöttischen Unterton.
    Sie starrte zu ihm hoch. Aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen. Wargrave grinste auf sie herunter. »Tut mir leid, daß ich so unsanft mit dir umgehen mußte, aber ich mußte dich schnell hier hereinbringen – auf dem Gang hätte jemand kommen können…«
    »Was…« Ihre Stimme erstarb, aber diesmal vor Bewegung: »Mein Gott, ich dachte, du wärst tot…«
    »Das sollte auch jeder denken – ich habe es mit Phillip John und Oberst Molinari so verabredet. Es war John, der den Schuß abfeuerte – er hat mit voller Absicht nur die Schulter gestreift. Er ist zum Glück ein fabelhafter Schütze. Dann haben sie mich in Windeseile zur Rotkreuzstation des Bahnhofs gebracht. In einem angrenzenden Raum habe ich mir schnell diese Sachen angezogen und hatte dann noch eine Minute Zeit, den Zug zu besteigen. Zigarette?«
    Sie übersah die ihr hingestreckte Schachtel und sah Wargrave ausdruckslos an. »Es ist wohl zuviel verlangt, wissen zu wollen, was das ganze Theater soll?« fragte sie in seltsam eisigem Ton.
    »In diesem Zug stimmt irgend etwas nicht – ich kann aber noch nicht sagen, was es ist. Ich mußte allein arbeiten, ohne ständig Haller im Genick zu haben. Und ich wollte mir alle Fahrgäste ansehen, ohne selbst erkannt zu werden. Ich bin schon lange in diesem Geschäft, und ich möchte annehmen, daß der KGB ein Bild von mir hat…«
    »Du hast mir nicht

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