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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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befand sich schon über dem Zug, als der Seitenwind den Rumpf mit solcher Wucht traf, daß die Maschine zur Seite geschleudert wurde. Dann brachte Wargrave den Hubschrauber wieder unter Kontrolle, und Elsa blickte aus dem Fenster nach unten. Tief unter ihr sah sie die Lichter des Atlantik-Expreß, eine gebogene Lichterkette, als der Zug wieder einmal in eine der endlosen Kurven hineinfuhr. Elsa lehnte sich behaglich in ihrem Sitz zurück, rückte ihren Kopfhörer zurecht und sah auf ihre Armbanduhr. Es war 20 Uhr 15. Sie sprach in das Mikrophon unter ihrem Kinn.
    »Was ist das für ein hoher Gipfel da hinten – drüben im Nordwesten?«
    »Das«, erwiderte Wargrave, »ist das Wasserhorn.«
     
     
    In Andermatt war es 20 Uhr, als ein schwerer Traktor Robert Freys Sikorsky-Hubschrauber aus der Scheune des Bauernhofs westlich des Skiparadieses zog; Anna Markos hatte sich geirrt, als sie annahm, Freys Männer würden den Hubschrauber ins Freie ziehen. Als der Hubschrauber auftauchte, stand Robert Frey neben seinem Stellvertreter Emil Platow, den er um Haupteslänge überragte.
    »Beeilen Sie sich«, befahl Frey dem Traktorfahrer. »Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit, um die Sache zu erledigen…«
    Nachdem der Fahrer das Schleppseil gelöst hatte, bestieg Frey den mit Kufen ausgerüsteten Hubschrauber. Hinter ihnen sprangen Emil Platow und vier andere Männer in die Maschine. Innerhalb von drei Minuten befand sich Frey, der sich auf den Pilotensitz gesetzt hatte, in der Luft. Der Hubschrauber, der in südöstlicher Richtung auf den mächtigen Wasserhorngipfel zuflog, der sich über der Gotthardbahnlinie auftürmte, gewann rasch an Höhe.
    Die Lichter Andermatts verschwanden unter ihnen, als Frey seinen Flug fortsetzte. Er hatte das Lawineninstitut in Davos bereits darüber informiert, daß er sich zu einem weiteren Flug entschlossen habe, weil die Temperatur um mehrere Grad gestiegen sei. Eine routinemäßige Vorsichtsmaßnahme … hatte es in seinem Funkspruch geheißen. Die Kabine hinter ihm war voll beladen – unter anderem mit einem aus fünf Mann bestehenden Team, das seinen Sprengstoffexperten Emil Platow einschloß. Mitunter wird tatsächlich eine geringe Menge Sprengstoff benutzt, um eine kleinere Lawine auszulösen, die eine spätere größere und gefährliche Lawine verhindern kann. Jetzt hatte der Hubschrauber aber zusätzlich fast eine Tonne Gelatinedynamit geladen und war – damit so etwas wie ein fliegender Sprengkörper, der von Frey zu dem mächtigen Wasserhornmassiv geflogen wurde.
    Kurze Zeit bevor Robert Frey von Andermatt zurückgefahren war, um den Sikorsky-Hubschrauber zu besteigen, hatte er Anna Markos in ihrem Hotelzimmer im Storchen einen Besuch abgestattet. Anna saß vor ihrem Toilettentisch und machte sich offensichtlich gerade für den Abend zurecht, als jemand an die Tür klopfte. Sie stand auf, ging an die Tür und sagte, ohne zu öffnen: »Wer ist da?«
    Eine tiefe, vertraute Stimme antwortete.
    »Ich bin’s – Robert. Robert Frey.«
    Sie schloß die Tür auf, ließ ihn eintreten und kehrte zu ihrem Toilettentisch zurück. Sie betrachtete den hünenhaften Schweizer mit der wilden Mähne, der hinter ihr stand und sie mit unverhohlener Bewunderung ansah, im Spiegel. Er beugte sich über sie, umfaßte ihre üppigen Brüste und drückte sie leicht. »Und wer hätte es außer mir sein können? Habe ich etwa einen Rivalen?«
    »Dutzende…« Ihre Fingernägel krallten sich in seinen vorwitzigen Händen fest, und er zog sie mit einem Grunzen zurück. Einen Augenblick lang sah sie im Spiegel einen fast tierisch wilden Ausdruck in seinem Gesicht, als er sich etwas Blut von der Hand wischte, dann lächelte er und zuckte die Achseln. »Irgend jemand hat mir meinen Schmuck gestohlen«, informierte sie ihn. »Sieh mal…« Sie öffnete die Schublade und klappte ihr leeres Schmuckkästchen auf. »Ich habe die Sachen gestern abend hineingelegt und vorhin, als ich sie anlegen wollte…« Sie zog ihre wohlgeformten Schultern hoch. »Ich weiß, daß die Sachen nicht sehr wertvoll sind – aber dennoch…«
    »Du solltest die Polizei benachrichtigen. Wenn ich du wäre, würde ich es sofort tun. Die Wache ist ganz in der Nähe – erste Straße links, wenn du das Hotel verlassen hast…«
    »Meinst du wirklich?« fragte sie zweifelnd.
    »In der Schweiz nimmt die Polizei Diebstähle sehr ernst. Komm, ich helfe dir in den Mantel…«
    Sie zog sich einen dicken Pullover über und ließ sich von ihm den

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