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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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es Hingabe für die kommunistische Sache, die ihn fünfzehn Jahre lang dazu getrieben hatte, diesen Untergrundapparat aufzubauen, mit dem er den gesamten Kanton Tessin durchsetzt hatte? Sein Bezirk reichte von Airolo am Südende des Gotthardtunnels bis Chiasso an der italienischen Grenze.
    Es war Robert Frey gewesen, der zunächst auf Anweisung aus Wien und dann aus Zürich das Ablenkungsmanöver geplant und angeordnet hatte, mit dem in Chiasso die drei italienischen Revolvermänner in den Zug gebracht worden waren. Es war auch Robert Frey, der den Überfall mit dem Maschinengewehr bei Vira befohlen hatte. Es war seine unglaubliche Eitelkeit gewesen, die Gier nach geheimer Macht, das Gefühl, der Tessin sei seine ganz persönliche ›Provinz‹, die ihn dazu gebracht hatte, sein Land zu verraten.
    Nachdem die Bohrlöcher fertig waren, begann der nervenzerreißende Höhepunkt des Unternehmens, das Absenken des Sprengstoffs in die vorbereiteten Löcher. Diesen Teil der Arbeit besorgte Frey persönlich; während Emil Platow ihm die kleinen, runden Kapseln reichte, senkte er sie behutsam hinab. Die vier anderen Männer trugen die Sprengstoffkapseln ängstlich vom Hubschrauber heran. Nachdem Frey die letzte Kapsel untergebracht hatte, blieb nur noch die Herstellung des elektrischen Zündsystems, mit dem die Detonation ausgelöst werden sollte – nicht mit einem Schlag, sondern in Abständen von einigen Sekunden. Frey hatte nicht weniger als eine Kettenreaktion im Sinn – wenn ein Teil des Berggipfels barst, sollte er auf den nächsten stürzen und dort die Wirkung verstärken, bis der tiefe Riß im Berg sich auftat und die halbe Bergspitze auf den Schienenstrang herunterfallen ließ – es sollte eine Steinlawine von nie gekanntem Ausmaß geben.
    »Da kommt ein Hubschrauber«, sagte Platow plötzlich.
    Frey sah nach oben; Platow übertraf seinen Chef nur in einem: Er besaß ein extrem gutes Gehör. Und Emil Platow hatte recht. Ein Hubschrauber flog auf das Wasserhorn zu.
    Wargraves Alouette-Hubschrauber befand sich jetzt schon weit nördlich des Atlantik-Expreß, als er seinen Flug über dem Schienenstrang fortsetzte. Wargrave war sich seiner Sache noch immer nicht sicher; er wußte nicht, wonach er Ausschau halten sollte. Nach fahrenden Zivilfahrzeugen, sich bewegenden Männern, nach etwas, das nicht so war, wie es sein sollte? Die Sicht in der mondhellen Nacht war fantastisch – in der Ferne konnte er die Hauptkette der Alpengipfel sehen, die halb in Wolken und in den schrecklichen Schneestürmen nördlich des Gotthards verschwunden waren.
    Hinter ihm blickte Elsa durch ihr Nachtglas in einem weiten Bogen nach Nordwesten und suchte die Berge ab. Sie hielt inne, als sie den Wasserhorngipfel ins Blickfeld bekam. Sie wartete einen Moment, bevor sie etwas sagte. Wargrave hatte es lieber, wenn man seiner Sache sicher war, bevor man den Mund aufmachte. Dann ließ sie das Glas sinken und sprach in das Kehlkopfmikrophon. »Auf dem Wasserhorn ist ein Hubschrauber gelandet…«
    »Bist du sicher?« wollte Wargrave wissen.
    »Wenn ich nicht sicher wäre, hätte ich es nicht gesagt. Und ich glaube, auf dem Gipfel bewegen sich mehrere Männer…«
    »Das ist das Wasserhorn«, bestätigte Max Bruder, der Schweizer Funker.
    »Melden Sie’s an Springer«, befahl Wargrave knapp. »Ich wünsche eine sofortige Überprüfung – und das bedeutet eine Antwort innerhalb weniger Minuten. In wenigen Minuten…«
    Wargrave änderte den Kurs und flog den Hubschrauber vom Schienenstrang weg direkt auf das riesige Bergmassiv zu, das im Mondschein leuchtete. Hinter ihm steckte Elsa ein frisches Magazin in ihre Automatik und entsicherte sie. Bruder funkte seine Meldung. Elsa griff nach einem Reservemagazin und legte es sich auf den Schoß. Wargrave kniff die Augen zusammen und bemühte sich zu erkennen, was auf dem Gipfel vorging. In weniger als einer Minute sah er, daß Elsa nur zu recht hatte. Da stand ein Hubschrauber – und in seiner Nähe bewegten sich mehrere Männer.
    Nachdem Springer im Zug die Anfrage erhalten hatte, reagierte er sofort. Über Necker nahm er Verbindung mit der Armeebefehlsstelle in Andermatt auf. Die Antwort auf seine dringende Anfrage ließ nicht lange auf sich warten. Frey hatte wie gewöhnlich vor dem Abflug mit seinem Sikorsky den örtlichen Militärkommandeur von seinem Routineflug zur Prüfung der Schneesituation in Kenntnis gesetzt. Springer las die Antwort und diktierte einen Funkspruch, der sofort an Wargrave

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