Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)
Frau Witt. Marie und Anna fragten mich, wie ich das gemacht hätte, und ihre Mütter schauten mich bewundernd an. Thorsten sagte dagegen gar nichts, sondern dackelte nur mit hängendem Kopf hinter seinem Dad zum Auto. Dies war sein schweigsamer Tag.
Am Abend machte ich dann meine Mutter glücklich. Zu Ostern, erklärte ich ihr, wünschte ich mir diesmal keine Eier. Sondern lieber richtige Reitstiefel …
Waffeln für den Prinzen
W ir brauchen übrigens noch Helfer beim Turnier!«, erklärte Frau Witt am Ende der nächsten Dienstagsstunde und schwenkte einen Meldezettel. »Natürlich sprechen wir vor allem Vereinsmitglieder an, aber das wollt ihr ja auch alle mal werden …«
Wollten wir? Also mich reizte eher die Mitgliedschaft im »Offiziellen Tierpension Fanclub«, aber meine Mom verweigerte das Geld für die happigen Mitgliedsbeiträge.
Hier dagegen war sie gleich ganz begeistert. Genau genommen ähnelte sie diesen Schülern, die sich ständig darum reißen, die Tafel zu putzen oder das Geld für den Klassenausflug einzusammeln.
»Was müssen wir denn da tun?«
Streberin!
Frau Witt studierte ihren Zettel. »Die Waffelbäckerei am Sonntag stände noch aus … und eine Kassiererin am Kuchenstand …«
Mom strahlte. Sie liebt Waffeln. Ich auch. Wir haben ein Kochbuch, in dem mindestens hundert Rezepte stehen und wir testen fast jeden Sonntag eins. Vanillewaffeln mit Ahornsirup … Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Aber gewerblich hatte ich das eigentlich nie betreiben wollen.
»Die Waffelbäckerei übernehmen Lea und ich!«, erklärte meine Mom. »Nicht, Lea? Das wird toll …«
Ich sah meinen schönen Sonntag schwinden. Kein Ausschlafen, kein Treffen mit Glory, kein gemütlichesAbhängen vor dem Fernseher. Stattdessen klebrige Kinderfinger, Leute, die sich ständig über etwas beschwerten … ich hatte schon mal auf einer Schulfete Kuchen verkauft.
Aber dann schob sich das Bild von Heiko vor mein inneres Horrorszenario. Ich sah ihn genüsslich in eine Waffel beißen. »Die sind köstlich, Lea!«
Natürlich würde ich ihm die Waffel schenken. Er sollte sich schließlich an mich erinnern. Und Liebe ging bekanntlich durch den Magen.
Ich nickte eifrig.
Anna und Marie rissen sich um den Job der Kuchenverkäuferin, aber schließlich bekam ihn Annas Mom. Thorstens Daddy wollte nun auch nicht zurückstehen.
»Und für uns Männer gibt’s nichts zu tun?«, fragte er Frau Witt und ließ die Muskeln spielen. »Aufbau der Anlage oder so?«
»Im Parcours werden immer Helfer gebraucht«, erklärte Frau Witt und notierte sich Thorstens und Herrn Reisers Namen. »Meldet euch einfach bei Klaus am Springplatz.«
Thorsten sah aus, als hätte er Zahnschmerzen. »Das mit dem Go-Kart-Fahren war der Irrtum meines Lebens«, seufzte er in meine Richtung.
Wir trafen uns am Sonntagmorgen um acht Uhr im Reiterverein. Ich wollte es zuerst kaum glauben, aber tatsächlich galt das noch als christliche Zeit, die ersten Turnierprüfungen hatten schon um sieben begonnen! Freilich lediglich mit begeisterten Müttern und Vätern als Zuschauern.Um diese Zeit starteten die »Jugendreiterprüfungen«, gefolgt von »E-Dressur und -Springen«. »E« stand für »Einsteiger«, und eigentlich waren nur Kinder auf dem Platz. Auch die aber bereits turniermäßig schick in eleganten, kleinen Reitjacketts. Sie mussten mindestens zweimal jährlich rauswachsen! Ein teurer Spaß.
»Nichts gegen das, was die Ponys kosten«, verriet mir Nele, die uns am Waffelstand half. »Ein richtig gutes Turnierpony kostet dreißig-, vierzigtausend Euro und mehr!«
Ich wäre fast in den Teig gefallen, den ich gerade anrührte.
So früh morgens war noch nicht viel los und meine Mom, Nele und ich schmissen den Stand allein, während unsere zweite Helferin, Frau Schmidt, ihrer Tochter beim Turnierstart Hilfe leistete. Sie war fürchterlich aufgeregt. Ihre Rachel war erst acht und dies war ihr zweiter Start.
»Aber das Pony ist routiniert«, erklärte sie, vor allem um sich selbst zu beruhigen. »Es hat mit der Vorbesitzerin A gewonnen und Rachel war letztes Mal auch gleich Dritte.«
Nele verdrehte die Augen. »Das Pony trägt schon das vierte Mädchen durch die Prüfungen«, erklärte sie – ich sollte bald herausfinden, dass Nele auf dem Wissensgebiet Reiterverein Wienberg schlicht nicht zu schlagen ist. »Dem liest du die LPO vor, und dann spult es die Aufgabe ab.«
Das war wieder ziemlich viel Pferdisch in einem Satz, aber bei Nele traute ich
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