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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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bekämpfen. Nicht nur all die Liebe für den wunderbaren Tom rührte mich schmerzlich, sondern auch, dass mich seine Eltern als integralen Bestandteil seines Lebens wähnten und in ihren Wünschen mit einbezogen. Welch ein Hohn musste das für Tom gewesen sein, es zu lesen, wusste er doch besser als jeder andere, dass ich nicht zu ihm gehörte, mich nicht einmal mit ihm zeigen wollte? Mit zittriger Hand stellte ich die Karte zurück und strich mit den Fingerkuppen über das lustige Motiv einer Kindergeburtstagskarte. Seine Eltern hatten kein erwachsenes Motiv gewählt, sondern einen gemalten, trötenden Elefanten mit Partyhütchen auf dem Kopf und großen, einnehmenden Kulleraugen.
    Ich musste lächeln, als ich daran dachte, wie Kyle mir zu meinem vierundzwanzigsten Geburtstag gratuliert hatte. Er sagte: „Nun hast du so viele Jahre wie ein Tag Stunden. Für mich ist es auch, als wäre erst ein Tag vorbei.“
    Was würde Kyle wohl zu jemandem sagen, der siebenundzwanzig wurde? Mir stand völlig klar vor Augen, dass Toms Eltern ihn so sehr liebten, wie Kyle mich liebte, oder natürlich auch wie meine Eltern mich liebten. Es spielte keine Rolle, dass Toms Familie Vampire waren und meine Menschen. Liebe schien es überall zu geben. Aber was war mit dem Spagat zwischen diesen Welten? Konnte ich auch einen Vampir lieben? Ich hielt es irgendwie nicht für möglich. Als säßen Engelchen und Teufelchen auf meiner Schulter. Teufelchen krähte, dass er ein Blutsäufer wäre. Und Engelchen schwelgte über Schokogoldene Augen.
    Dann sah ich die nächste Überraschung und ich konnte nicht anders, als zu lachen und gleichzeitig doch zu weinen, als ich das Geschenk seiner Schwester sah. Es war die DVD der ersten Staffel von Sturm der Herzen . Ein kleiner Gruß klebte auf der Hülle. „Geburtstag ist, was du draus machst“ , stand dort geschrieben.
    Ja, oder was andere daraus machten, dachte ich bitter. Ich hatte Toms persönlichen Feiertag völlig ruiniert. Seine Schwester hatte wohl eher einen romantischen Abend mit unserer vermeintlichen Lieblingstelenovela im Sinn gehabt. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und lehnte mich schnuppernd über den bunten Strauß Blumen. Sie rochen himmlisch. Sein Tag bisher schien wunderbar gewesen zu sein, so wie es sein sollte. Dann kam ich und zerstörte alles. Nicht nur verdankte er mir eine völlig nutzlose DVD von seiner Schwester, sondern auch noch einen einsam verbrachten Partyabend. Ich fand Schokolade auf dem Tisch und einige Bücher, da Tom gerne las. Alles war liebevoll ausgesucht und hübsch verpackt. Ich hatte nichts für ihn außer Grausamkeiten gehabt. So bist du nun mal zu Vampiren, höhnte Teufelchen. So jemand willst du nicht sein, flehte Engelchen.
    Mir fielen Sarahs Worte wieder ein. Wer willst du sein, Lea? Ich wollte jedenfalls nicht gemein sein. Ich wollte mich nicht so elend fühlen und andere mit mir elend fühlen lassen. Ich hatte Tom Unrecht getan. Tom kannte mich seit einem halben Jahr. Ich hatte mich oft daneben benommen, doch er war immer bereit gewesen, mir neue Chancen zu geben. Obwohl ich ihn unzählige Male verletzt hatte, tat er mir bereitwillig Gefallen und hatte sogar seinen wichtigsten Tag mit mir feiern wollen. Das alles, obwohl er wusste wie ich war.
    Jetzt denk nach Lea, denn es ist gar nicht so schwer; Freundschaft und Liebe suchen dasselbe. Bei welchem Mann fühlst du dich am wohlsten, wer schätzt dich am meisten, nimmt dich am Bedingungslosesten, liebt dich als der Mensch, der du bist, wenn du dich selbst liebst?
    Verdammt. Bei Tom konnte ich sein, wer ich war, obwohl ich ihn nicht sein lassen wollte, wer er war. Er nahm mich mit all meinen Fehlern. Ich wusste nicht, ob er mich wirklich als mehr wollte, aber er schien mich doch zumindest leiden zu können. Er hatte mich geküsst; es hatte sich besser angefühlt als jeder andere Kuss zuvor.
    Der Mann, der mich mochte wie ich war, saß nun allein im Lonestar und so langsam begann es ihm wohl Leid zu tun, mich gern zu haben. War das nicht eine Ironie? Denn mir war es auch nicht Recht, dass ich ihn mochte, mehr als mochte wie mir dämmerte. Er konnte mich nur so wütend und verzweifelt machen, weil meine Gefühle so unerträglich intensiv waren. Ich wusste nicht, wann es angefangen hatte. Ich wusste nur, dass mir die letzten Tage deutlich gemacht hatten, dass er mir wichtig war, dass ich mich wohl bei ihm fühlte; bei dem Mann Tom. Ich sah endlich hinter die Fassade seiner Zähne.
    Ich wollte

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