Lea - Untermieterin bei einem Vampir
Ihr Blick war mild und glücklich, als sie Tom und mich ansah. Es schien ihr zu gefallen, dass wir ihre Buchungspause voller Zuneigung genutzt hatten. Und das ganz ohne Mistelzweige. Es war das schiere Wunder, dass sie über den Rücksitz keinen gehängt hatte.
„Es ist gerade nicht völlig ausgebucht, aber fast fünfzig der etwa sechzig Campingplätze sind belegt. Wir haben zwei hübsche Plätze am Ufer vom Savannah River ergattert. Da können wir glatt nach South Carolina rüber gucken. Der Fluss bildet die Grenze.“ Sie zwinkerte vergnügt.
„ Sieht dort aber auch nicht anders aus“, erklärte Dave im Brustton der Überzeugung.
Tom grinste. „Die Natur schert sich nicht um Landesgrenzen. Ich würde nichts anderes erwarten.“
Mir war egal, in welche Richtung ich schaute, also fiel mir nichts ein, das ich hätte beisteuern können. Dave nahm die nach Südosten führende Straße durch den Park. Einzelne Wege gabelten sich ab, wir kamen an einem Monument vorbei und fuhren weiter in den sich beständig verjüngenden Zipfel der Halbinsel. Schließlich bog er vor einer kleinen Kapelle nach links. Ich beobachtete auf meiner Seite des Fensters einen Spielplatz vorbeiziehen. Dann sah ich die Campingplätze. Hier mischten sich Wohnmobile mit Zelten. Wir blieben auf der Außenkurve der schlingenförmigen Straße. Im Inneren des Kreises befanden sich weitere Liegeplätze.
„ Wir haben Nummer achtundfünfzig und sechzig. Die liegen ganz am oberen Ende der Schlaufe. Nördlich von uns steht kein anderes Zelt mehr auf der Wasserseite. Ihr könnt ruhig die sechzig nehmen. Die ist abgeschiedener“, erklärte Jenny zwinkernd.
Wir erreichten die beiden Lagerplätze und Dave parkte den Wagen in Bucht achtundfünfzig, obwohl unsere Nische sogar noch größer war und tatsächlich sehr unbehelligt lag. Ich öffnete die Autotür und stieg aus. Es war wunderschön. Ich erkannte, dass Toms Eltern allerbeste Uferplätze reserviert hatten. Dave streckte und räkelte sich und seufzte zufrieden.
„Hach herrlich“, meinte er genüsslich.
Jenny trat an ihren Mann heran und streichelte ihn liebevoll über seinen leicht fülligen Bauch. „Du hast uns wunderbar gefahren, Schatz.“
Der wuchtige Jeep Cherokee parkte wie ein Monument industrieller Metallverarbeitung mitten in der behaglichen Naturidylle am Flussufer des Savannah River. Tom trat von hinten an mich heran und schlang behutsam seine Arme um meinen Bauch. Er zog mich an sich, sodass ich mich zufrieden gegen ihn lehnen konnte. Er neigte seinen Kopf zu mir herab und fragte: „Gefällt es dir, Kleines?“
„ Ja, sehr gut.“
„ Schön.“ Er richtete sich wieder auf und legte sein Kinn auf meinem Scheitel ab. Tom war tatsächlich einen Kopf größer als ich. Es war kein Wunder, dass er mich Kleines nannte. Sollte ich ihn vielleicht mit Großer necken? Irgendwie gefiel mir Graf Dracula besser.
„ Tom“, meinte sein Dad. „Soll ich mit dem Wagen schnell in eure Bucht fahren und dort eure Sachen abladen?“
Tom schüttelte den Kopf. „Es sind nur ein paar Schritte. Das trage ich so in unsere Nische. Kein Problem. Magst du mir helfen?“, wandte er sich an mich.
„Klar.“
Tom ließ mich nur soweit los, dass er mich bei der Hand nahm und zum Kofferraum schlenderte. Er holte unsere Taschen hervor, stellte sie am Boden ab und ordnete uns Zelt, Schlafsäcke, Isomatten und einen kleinen Verpflegungskorb vor die Füße.
„Das sollte es sein“, meinte er und schulterte seinen Rucksack. Dann griff er nach dem Zelt und nahm es auf. Ich trug meinen kleinen Rucksack und meine Reisetasche. Außerdem warf ich mir noch meinen Schlafsack um den Hals. Dave eilte hinzu und nahm den Rest.
Wir stapften zu Platz sechzig und luden alles ab. „Wollt ihr noch was zusammen mit uns essen oder mögt ihr nach der langen Fahrt Zeit für euch haben?“
„Wenn es euch Recht ist, würde ich sagen, treffen wir uns zum Frühstück wieder“, meinte Tom.
„ Klar.“ Dave nickte. „Dann mache ich mal unser Zelt fertig und gehe noch eine Runde mit deiner Mom spazieren. Wollen wir uns morgen halb zehn treffen?“
Tom nickte. „Wir kommen dann bei euch vorbei.“
„Sehr schön. Gute Nacht, ihr Zwei“, verabschiedete sich Dave von uns.
„ Gute Nacht“, wünschten wir zurück.
Tom sah mich an. „Okay, setz dich doch eine Runde ans Ufer, wenn du magst. Dann baue ich schnell unser Zelt auf.“
„Ich glaube, ich geh mich mal etwas frisch machen und auf Toilette.“
„ Ja
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