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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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natürlich. Zu den Sanitäranlagen geht es dort lang.“ Tom wies mir die Richtung. Es war nicht zu verfehlen.
    „ Soll ich dir nicht helfen?“, fragte ich mit einem Anflug von schlechtem Gewissen. Ich kam mir doch etwas faul vor.
    Tom lachte. „Aber nein. Allein bin ich vermutlich schneller fertig. Ich habe wirklich schon hundert Mal Zelte aufgebaut. Das mache ich glatt im Schlaf.“
    Ich grinste. „Mach es lieber vor dem Schlafen. Dann kannst du zum Schlafen bereits drin liegen.“ Ich untermalte meine Bemerkung mit einem ironischen Zwinkern. Heiter tippte er sich den Zeigefinger an die Stirn, als ginge ihm ein Licht auf.
    „ Genial. So und nicht anders werde ich es tun.“
    Ich winkte kurz und lief dann los. Die Dämmerung zog auf. Der Park war üppig und grün. Es gab Bäume und das Rauschen des Flusses begleitete mich auf meinem Weg. Man hörte es hier wohl überall. Tief die klare Luft einatmend, spazierte ich zu den Waschräumen. Ich hatte meine Haarbürste im Rucksack und genauso meinen Lipgloss. Was brauchte ich mehr?
    Unterwegs entdeckte ich, dass es eine Feuerstelle gab, genauso wie die Möglichkeit Wäsche zu waschen. Für Dauercamper war das wohl unerlässlich. Von kleinen kümmerlichen Zelten bis hin zu modernsten, üppigen Campingmobilen war alles vertreten. Ich war gespannt, wie genau unser Zelt wohl aussehen würde. Ich fand die Toiletten völlig zufriedenstellend vor und trödelte hinterher am Waschbecken, wusch ausgiebig meine Hände und das Gesicht, erneuerte meinen Lipgloss, der spätestens den Kuss mit Tom nicht mehr überstanden hatte und bürstete durch mein Haar. Als es wieder geordnet und weich auf meine Schultern fiel, betrachtete ich mich im Spiegel.
    Ich ging etwas näher heran, um mich genauer in Augenschein zu nehmen. Da war kein Sonnenbrand vom ausgiebigen Sonnenbad auf Tybee Island, wo ich erst vor ein paar Stunden mit Kyle Sandburgen gebaut hatte. Himmel, was war heute nur schon alles passiert? Wie Tom gesagt hatte, waren wir erst ein Uhr nachts von der Bar zurückgekehrt, hatten in den frühesten Minuten dieses Tages küssend und verschlungen auf Tanzfläche und Bett verbracht. Ich hatte ein liebevolles Frühstück von ihm bekommen, einen Blackout vorgetäuscht, einen halben Tag am Strand verbracht, war mit einem Campingwochenende überrascht worden, hatte von Sarah eine Standpauke erhalten, von Kyle ein Gedicht, hatte herausgefunden, dass Pinocchio ein elender Lügner war, hatte eine Fahrt durch halb Georgia unternommen und stand nun zum ersten Mal in meinem Leben auf einem Campingplatz. Ach und ja: Tom hatte mir gestanden, dass er eine Beziehung mit mir wollte, gleich zweimal, wenn ich es recht bedachte. Dann war da dieser herrliche Kuss gewesen und er hatte begonnen, mich Kleines zu nennen.
    War das wirklich alles heute geschehen? Es kam mir vor, als wären dafür mehr als vierundzwanzig Stunden vonnöten. Dabei hatte es keine zwanzig gebraucht. Noch war der Tag nicht vorbei. Mir stand eine gemeinsame Nacht mit Tom im Zelt bevor. Konnte es noch turbulenter werden?
    Ich stand dicht vor dem Spiegel, konnte ihn fast mit meiner Nasenspitze anstupsen. Ich sah das Blau meiner Augen, so wie Tom es vorhin gesehen haben musste. Ich sah eine Frau, die willensschwach und durcheinander war, die tausend Küsse wollte und nicht wusste, ob sie zu mehr bereit war. Ich legte meine Stirn neben dem Spiegel auf die kühle Wand und schloss die Augen. Wenn ich nun zurückging, wäre Tom vermutlich mit dem Zelt fertig, hätte angefangen, es mit Isomatten und Schlafsäcken einzurichten. Auch wenn ich verwirrt war, freute ich mich darauf, zu ihm zu gehen.
    Hier und jetzt , dachte ich. Hier und jetzt wollte ich bei ihm sein. Ich war es so leid, zu grübeln. Ich wollte spontan sein, mich einfach treiben lassen, würde tun, wonach mir war, würde meine Befürchtungen mit Tom teilen genauso wie meine Wünsche. Vielleicht half mir seine Meinung dabei weiter, meine eigene zu finden.
    Ich richtete mich auf, warf noch einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel und ging. Ich sah hübsch aus in meiner weißen Leinenhose und dem taillierten türkisblauen Top, das den gebräunten Teint und meine Augen zum Strahlen brachte. Ich war schlank, hatte weiches Haar und einen sinnlich kribbelnden Mund. Die milde Luft streichelte wie Seide meine Haut. Ich schaltete völlig um auf meine Sinne, den Duft und das Gefühl auf und in meinem Körper.
    Ein paar jugendliche Camper sahen mich, grüßten und pfiffen, doch ich

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