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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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war vollkommen in Gedanken, wollte einfach nur zu Tom und blendete alles um mich herum aus. Ich achtete nicht einmal darauf, ob mich attraktive menschliche Männer angeflirtet hatten. Im Augenblick interessierte mich nur, ob es für Tom und mich einen gemeinsamen Weg gab.
    Ich hatte Recht behalten; das Zelt stand, war grau und grün und spannte wie ein umgekippter Muffin über dem Boden. Ich sah unsere restlichen Habseligkeiten nicht mehr und nahm an, dass Tom sie bereits verräumt hatte. Ich musste ziemlich getrödelt haben, denn Tom hatte sogar noch mehr vollbracht und eine Picknickdecke auf dem Boden ausgebreitet, obwohl es auch eine Holzbank und einen Tisch zum Sitzen gab. Essen und Trinken waren darauf angerichtet. Er entzündete eben eine große Kerze in einem Windlicht. Das Feuer tauchte sein Gesicht in ein sinnliches Orange und erinnerte mich daran, einmal von ihm fantasiert zu haben, wie er im Feuerschein badend seinen verschwitzten Körper rhythmisch über mir bewegte.
    Tom sah zu mir auf und lächelte. Seine Augen leuchteten im flackernden Licht noch geheimnisvoller. Wie hatte ich nur so blind sein können? Er war teuflisch attraktiv, verführerisch sinnlich. Ich musste mit meterdicken Scheuklappen herumgelaufen sein, wenn ich ihn noch nie sabbernd angesprungen hatte.
    „ Setz dich zu mir, Kleines. Ich habe uns etwas zum Essen angerichtet.“
    Ich lächelte und folgte seiner Bitte. Mit einem Schlag war ich furchtbar dankbar, dass Tom mir nachlief. Große Güte, er war eigentlich viel zu toll. Ich glitt etwas zittrig neben ihm auf die Decke. Mir schien alles viel zu spät zu sein. Welche Erkenntnisse sollte ich jetzt noch sammeln, die mich aus meinen Gefühlen frei lösten? Gleichzeitig fragte ich mich, welche Erkenntnisse Tom mir geben konnte, die mich in letzter Instanz von meinen Ängsten hinsichtlich seiner Natur befreiten?
    Und dennoch, es zu leugnen war vollkommen zwecklos. Ich hatte mich über meine Phobie hinweg in ihn verliebt, einen Vampir. Ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Tom vermochte, den Himmel über mir zu entzünden. Ich betete inständig, dass er auch alles andere schaffte. Lass mich keine Furcht mehr vor uns haben, Tom. Würde er das schaffen? Ich wusste es nicht. Ich betrachtete staunend das Picknick vor mir und dachte an das andere Essen, das Tom brauchte. Ich würde ihn morgen danach fragen. Jetzt wollte ich nur den Moment genießen, als gäbe es keine Bedenken.
    „ Das sieht toll aus, Tom.“
    „ Freut mich. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, hier mit mir auf dem Boden zu sitzen. Es gibt zwar den Essplatz, aber ich fand es so gemütlicher.“
    Er stellte die Kerze zu uns auf den Boden und ein zitroniger Duft schwängerte die Luft. Tom sah von mir zur Kerze und grinste. Er hatte irgendeinen Gedanken im Stillen, den er nicht grundsätzlich mit mir zu teilen schien.
    „Was?“, bohrte ich daher nach.
    „ Ach nichts.“ Er wirkte etwas verlegen.
    „ Sag’s mir“, bat ich ihn.
    „ Ich dachte nur gerade, dass uns die Kerze ähm...“ Er sah mich unsicher an und zuckte schließlich mit den Schultern. „Na ja, uns die Blutsauger vom Hals halten würde.“
    Ich sah ihm an, dass er sehr genau wusste, selbst ein Blutsauger zu sein. Mitnichten würde ihn irgendeine Kerze fernhalten. Doch Toms Bedenken schienen vielmehr das Thema selbst zu sein. Ich versuchte, den Horror von ihm fortzunehmen und scherzte vergnügt: „Konkurrenten von dir?“ Spöttisch zog ich eine Augenbraue empor.
    Tom wirkte erstaunt und erleichtert zugleich. „Dann darf ich das Thema also erwähnen?“, fragte er mich überrascht.
    „ Musst du sogar. Wir haben da einiges zu klären. Aber wenn’s Recht ist, würde ich jetzt nur gern dein umwerfendes Picknick genießen.“
    Tom hatte belegte Sandwichs, Obst und köstlichen Kirschsaft. Wir aßen nach Herzenslust und ließen es uns gut gehen. Dabei sahen wir zu, wie der Himmel im schwindenden Licht sein Violett verlor und schnell schwarz wurde. Zunächst wichen die Farben aus allen Dingen, tauchten unser Umland in Grauabstufungen und hinterließen schließlich nur noch wie in einem Scherenschnitt die schwarzen Konturen von Ästen und Blattwerk. Wie ein silbrig dunkles Band trieb der Fluss vor uns dahin. Das Rauschen der Wellen vermischte sich mit dem Wogen der Blätter. Blasen glucksten im Wasser und Zikaden zirpten.
    „Soll ich deine Jacke holen?“, bot Tom sich an, lange nachdem wir mit dem Essen geendet hatten. Ich bemerkte, wie kühl sich meine Haut

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