Lea - Untermieterin bei einem Vampir
tänzelte und lockte, erkundete und lud mich in seinen Mund ein. Seine Hände schlangen sich fester um meinen Kopf und hielten mich unnachgiebig an ihm. Ich war froh darum, bequem zu sitzen, denn mein Körper wurde völlig knochenlos unter seinem Kuss. Wenn er mich nicht gehalten hätte, wäre ich zusammen gesunken wie ein Ballon ohne Luft. Ich war zu keiner anderen Spannung als der meines Mundes mehr fähig.
Tom drückte mich mit seinem Oberkörper nach hinten auf die Sitzbank, bis ich halb liegend unter ihm war. Sein Brustkorb hob und senkte sich gierig, sein Atem ging beschleunigt und ich ahnte die harte Lust seines Körpers. Verdammt, hörte sich sein Stöhnen gut an. Ich krallte meine Hände in seine Schultern und wurde zu Wachs, kannte nur noch den herrlichen Kuss zwischen uns und die Magie unserer Körper, die einander riefen und wollten. Es fühlte sich gut an. Wie etwas, dass so sein sollte.
Keinesfalls würde ich ihm einen keuschen Gutenachtkuss geben können. Mitten in sein sanftes Stöhnen und meine Gedanken drang das Geräusch der aufschwingenden Autotür. Toms Muskeln schreckten unter meinen Handflächen mit Anspannung und Bedauern auf. Die Rückkehr seiner Eltern holte mich zurück in die Wirklichkeit. Er zog mich in eine aufrechte Position und löste reumütig den Kuss dabei. Toms Lippen wurden etwas schmal, doch als meine Benommenheit von mir abfiel und ich aus dieser Blase der Zweisamkeit auftauchte, war ich Dave für sein Wachrütteln dankbar. Wer wusste schon, worin Tom und ich uns sonst noch verzettelt hätten? Mitten auf einem Parkplatz im Auto seiner Eltern Küsse bis in die Besinnungslosigkeit auszutauschen, war etwas kopflos.
„Ach entschuldigt“, meinte Toms Dad aufrichtig bedauernd. „Ich habe euch gar nicht gesehen. Von draußen sah das Auto leer aus. Ich dachte, ihr seid ein paar Schritte gegangen oder zur Toilette.“
„ Was ist denn los?“, erkundigte sich Jenny neugierig.
„ Ich hab die beiden beim Küssen gestört“, erklärte Dave es ihr.
„ Schon okay, Dad“, beruhigte Tom ihn, wenn ihm sein Bedauern auch ins Gesicht geschrieben stand. Ich war unfähig zu sprechen. Tom hatte mir einmal mehr den Verstand hinfort geküsst. Er trieb vermutlich mit ein paar abgeknickten Zweigen durch einen der umgrenzenden Flüsse, floss unhaltbar Richtung Meer davon. Ich musste lächeln. Ob er dabei wohl an einem Leuchtturm vorbeikam? In meinem Kopf brannte jedenfalls kein klarer Funke eines Lichts mehr. Ich hatte mich völlig an Toms Lippen verloren. Es war ein Kuss, der sich in einer unzählbaren Reihe feuriger Küsse einreihte und dennoch nicht an Sinnlichkeit verloren hatte. Tom konnte mich immer wieder aufs Neue atemlos machen. Ich erinnerte mich lebhaft an all unsere Küsse. Es hatte vor einer Woche unter einem Mistelzweig begonnen und war danach durch Sternennächte, Geburtstagsfeierlichkeiten und bis in mein Bett gedrungen. Nun hatte es uns auf der Rückbank eines Autos erwischt, was fast schon klassisch war, wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Ich war mir völlig sicher, dass dies nicht unser letzter Kuss gewesen war und es freute mich. Ich wollte Tom keinen Abschiedskuss geben. Ich war mir einer Wiederholung ganz und gar gewiss. Die Frage war lediglich, wann und wo es erneut passierte.
Ich sollte es tunlichst meiden, mich im Zelt dazu hinreißen zu lassen, denn niemand würde hereinschauen und uns unterbrechen. Aber falls keiner kam, uns zu stoppen, dann würde ein Kuss den nächsten geben und zu mehr führen.
Ich konnte bloß hoffen, dass meine Vernunft mir Einhalt gebot. Ich nahm keine Pille und hatte keine Kondome dabei. Falls Tom sich nichts eingepackt hatte, würden wir es klaren Kopfes durchstehen können. Andererseits: Wie groß waren wohl die Chancen, dass Tom nichts dabei hatte? Nachdem es vor gerade erst einer Nacht – mein Gott, das war nicht mal einen vollen Tag her! – beinahe zu Bettsport gekommen wäre? Würde ihn da nicht schon allein die Hoffnung treiben vorzusorgen? Sein Rucksack war definitiv groß genug, um ausreichend dabei zu haben, einen ganzen Campingplatz zu versorgen. Ich war so was von erledigt und misstraute seinem Gepäck.
Ich musste dringend ein paar Dinge mit Tom klären, bevor das Reden nur noch ein Danach sein konnte. In welcher Patsche säßen wir erst, wenn wir es trieben und hinterher feststellten, dass wir keinen Deut zusammen passten?
Dave startete den Motor und setzte den Wagen in Bewegung. Jenny sah uns zufrieden an.
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