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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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gegen das Sonnenlicht, das durch einige Baumwipfel drang. „Was passierte dann mit Petersburg? Wieso ist es verschwunden?“
    „ Nach seiner Blütezeit verkleinerte sich die Stadt. Das Tabakmonopol wurde von Baumwolle verdrängt, dann tauchten immer mehr Dampfschiffe auf, für die der Fluss oberhalb von Augusta nicht befahrbar war. Petersburg lag noch weiter den Fluss hinauf. Später kam natürlich die Eisenbahn, die eine Konkurrenz zu den Wasserwegen darstellte. Weißt du, Petersburg war als Marktstadt am Fluss für den Handel gegründet worden. Als diese Rolle unwichtig wurde, verlor es seine Bedeutung. So schnell es entstanden war, so schnell wanderten die Menschen wieder ab. Vor allen Dingen lockte es die Leute nach neuem Land und die Erkundung des Westens. Schließlich schloss sogar das Postamt, was irgendwo das Ende von allem symbolisiert.“ Er zwinkerte. „Auch andere Städte verschwanden auf diese Weise.“
    „ Aber du hast doch gesagt, es war die drittgrößte Stadt von Georgia.“
    „ War es auch. Trotzdem war es selbst mit Sklaven nie größer als vielleicht sechshundert Leute.“
    „ Das ist wirklich nicht viel.“
    „ Ein echtes Kaff für unsere Verhältnisse“, stimmte Tom mir zu.
    „ Dann waren also schon alle weg, als der See aufgestaut wurde?“
    Tom grinste. „Ich nehme es schwer an. Kann mir nicht vorstellen, dass sie einfach so arme Farmer überflutet haben.“
    „Eine Geisterstadt unter dem Wasser“, flüsterte ich.
    „ Du siehst, historisch eine interessante Gegend.“
    „ Danke“, sagte ich aufrichtig.
    „ Wofür?“ Tom wirkte verwirrt.
    „ Dass du mir das hier zeigst. Ich habe so ein bisschen das Gefühl, als entdeckte ich mit dir die Welt.“
    Er lachte heiter. „Lea, wir sind nicht mal aus Georgia raus.“
    „Ich bin auch bisher kaum aus Georgia raus. Meine Eltern hatten kein Geld, um mit uns zu verreisen. Kyle und ich waren die meiste Zeit auf Tybee Island oder im Kunstmuseum, wenn wir etwas sehen wollten.“
    „ Das wusste ich nicht. Ich wollte mich nicht über dich lustig machen.“
    „ Das hast du nicht“, beteuerte ich und lächelte ihn an.
    „ Wenn du mich lässt, packe ich dich gern mit ein, wenn ich irgendwohin fahre.“
    Ich nickte mit leuchtenden Augen. „Weißt du, es hat mir eigentlich nie viel ausgemacht, festzusitzen. Ich liebe Savannah. Es ist toll. Aber ich habe einen Fernseher. Ich weiß, dass es eine größere Welt da draußen gibt und ich bin recht neugierig. Ich erweitere gerne meinen Horizont.“
    „Na, wir sind schon mal bis zur Horizontgrenze Georgias gekommen. Lass mich dir gleich noch mal South Carolina auf der anderen Seite zeigen.“ Er grinste mich an.
    „ Du machst dich ja doch lustig.“
    „ Aber nein. Es sieht nur überhaupt kein bisschen anders aus. Grenzen sind von Menschen gemacht. Nur weil irgendwo eine ist, heißt es nicht, dass es danach ins Unbekannte weitergeht. Dafür werde ich fernere Reisen mit dir machen müssen. Vielleicht zeige ich dir Kanada. Das ist herrlich von der Wildnis. Wir könnten nach Europa und uns historische Städte mit Burgen und Schlössern ansehen. Der Kontinent ist so viel älter als das Leben des weißen Mannes in Amerika. Wir könnten Koalabären in Australien ärgern und uns die chinesische Mauer ansehen, darauf herumspazieren, einem Monument, das so groß ist, das man es aus dem Weltall erkennen kann. Und ich weiß noch ganz genau, wie eindrucksvoll ich Patagonien und Feuerland an der Südspitze Südamerikas fand.“
    Toms Augen strahlten euphorisch und schwelgten in Erinnerungen. Ich hatte einen Kloß im Hals. Da stand ein Mann von Welt vor mir, der sich als Camper und Medizinstudent tarnte. Ich kam mir entsetzlich kleingeistig vor. Er hatte so große Pläne. Für ihn war das alles nicht kompliziert. Er schien nicht einmal zu merken, wie viel gebildeter als ich er war. Das war alles unerreichbar für mich. Tom mochte über die finanziellen Mittel verfügen, um nach Hawaii zu fliegen und sich einen Vulkanausbruch im Morgengrauen anzusehen. Aber ich konnte das nicht.
    „Mal sehen“, meinte ich daher leise.
    „ Hey Lea, was ist los?” Er packte mich mit der Hand am Kinn und zwang mich sanft aber bestimmt, ihn anzusehen. „Möchtest du nicht mit mir weg?“
    „ Das ist es nicht, Tom“, wich ich aus.
    „ Was ist es dann?“
    „ Das sind ja alles schöne Träume, aber ich kann das nicht.“
    Eine verständnislose Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. „Lea, warum?“
    „Mann Tom,

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