Lea - Untermieterin bei einem Vampir
Tom in die Seite stupste, weil er zu kichern begonnen hatte. So verflucht viele Spareribs verdrückte ich auch wieder nicht. Da stand Schokolade höher im Kurs.
„ Was wollt ihr beide machen?“, nahm Jenny den Faden auf.
„ Ich dachte, dass ich mit Lea auf dem Wanderweg bis zur Petersburgmarkierung spazieren gehe, vielleicht später noch etwas mit ihr rudere. Wir wollen einfach faul sein.“
„ Tut das. Das hört sich doch ganz wunderbar an.“
Das Frühstück verlief gemütlich und ohne Eile. Ich konnte nicht umhin, ein wenig über Tom herauszufinden.
„Sie waren also früher immer viel campen?“, begann ich das Thema.
Jenny schien erfreut, mit mir plaudern zu können. „Ja ständig. Jährlich, manchmal mehrmals. Dave und ich sind echte Fans. Wir wohnen zwar in einer kleinen Villa, aber wir sind auch mit einem Zelt glücklich. Ich fand immer, dass diese puristische Art der Ferien ein wunderbarer Ausgleich zu unseren akademischen Tätigkeiten war. Und die Kinder liebten es, mit Stöcken im Dreck herum zu bohren und auf Bäume zu klettern.“
Sie schmunzelte und bedachte Tom mit einem Blick, der in einer glücklichen Erinnerung hing. Tom lächelte versonnen zurück. Da war sogar ganz viel Liebe im Haushalt Tilly.
„ Natürlich sind wir mit ihnen auch in Fünfsternehotels auf Hawaii oder in die Karibik gefahren; nicht, das ein falscher Eindruck entsteht“, fügte Dave an. Natürlich, dachte ich und es versetzte mir einen Stich. Einerseits, weil ich diese Erinnerungen nicht teilte und andererseits, weil es für meine Familie kein bisschen natürlich war, sich Urlaube im Paradies leisten zu können. Meistens waren wir gar nicht weggefahren. Für teure Dinge hatte das Geld nicht gereicht, und Campen hatten meine Eltern zu gewöhnlich gefunden, obwohl wir wenig mehr waren als gewöhnlich. Trotzdem schien es Toms Eltern nicht zu stören, dass Tom mit mir zusammen war, obwohl ich sicher keine klassisch gute Partie darstellte. Diese Nonchalance überraschte mich ein wenig, denn meinen Eltern war immer sehr daran gelegen, dass wir einmal jemand Ordentlichen fanden.
Ich hatte geglaubt, dass die gesellschaftlich höhere Schicht genauso sehr darauf hoffte, unter sich zu bleiben, wie meine unbetuchten Verwandten hofften, dorthin aufsteigen zu können. Konnte Geld einem tatsächlich einmal nicht so wichtig sein, wenn man genügend davon hatte? Ich hatte angenommen, dass selbst die reichsten Menschen fanden, nie genug haben zu können. Aber die Verhältnisse lagen wohl anders, wenn man kleinbürgerliche Sorgen nicht kannte, die sich daraus begründeten, ob man ausreichend Geld für ein kleines Dach über dem Kopf hatte. Ganz so schlimm war es bei mir zu Hause zum Glück nicht. Wir waren nie Gefahr gelaufen, wohnungslos zu sein, hatten immer etwas zu essen und konnten uns auch an allgemeinen Hobbys wie Kinogängen und Freizeitparks beteiligen.
Vor einer kleinen Weile hatten sich meine Eltern sogar eine eigene Wohnung gekauft. Sie war nichts besonderes, aber sie war eigener Besitz. Allerdings hatten sie es nicht bar von der Kralle hingeblättert, sondern einen Teil über Kredit abgedeckt. Aus diesem Grund hatten sie auch nicht mehr so viel Taschengeld für Kyle und mich übrig, weshalb ich in der letzten Zeit etwas unter Geldnot litt. Immerhin waren Kyle und ich in der Lage, zu studieren. Dafür war ich dankbar.
Nun hatte ich erstmals sehen müssen, wie ich selbst zu meinem Einkommen beitragen konnte und mir war prompt nichts Besseres eingefallen, als mich von Tom bezahlen zu lassen. Ich hatte während der Schulzeit mal gejobbt, nicht weil ich musste, sondern weil ich genügend Geld haben wollte, um mir die coolen Klamotten zu leisten. Jetzt ging es um meine Miete. Ich hätte eher auf ein solides Kellnern zurückgreifen sollen, statt mich selbst so zu verkaufen. Vor allem konnte Toms Eindruck von mir kaum sonderlich gut sein, dass ich mich für so etwas hergab. Ich würde das beizeiten thematisieren müssen.
Dabei spielte es keine Rolle, dass er offensichtlich jemand war, der solche Dienste in Anspruch nahm. Die Idee war nun einmal von mir gekommen, daraus ein dauerhaftes Geschäft zu machen. Wenn Tom aber schon länger Gefühle für mich hegte, wie hatte er sich dann auf diesen Handel einlassen können? Na ja, dachte ich mir, vielleicht genau deswegen.
Dave riss mich aus meinen Gedankengängen, als er weiterplauderte.
„So schön marmorierte Hotels auch sind, man achtet dabei zu sehr auf den Luxus, der einen
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