Lea - Untermieterin bei einem Vampir
Captain Kirk und seit seinem letzten Fernsehauftritt hatte die Zeit definitiv für ihn gearbeitet, denn er sah deutlich jünger aus.
„ Irgendwie witzig, oder Lea? Da komme ich aus der fiktiven Zukunft und du aus der fantasievollen Welt einer märchenhaften Vergangenheit mit Prinzen und Schlössern.“
„ Stimmt. Klingt ziemlich gegensätzlich.“
„ Was sich ja bekanntlich anziehen soll.“ Das sagte er zwar, aber so wie er mir zuzwinkerte dachte ich, dass er wohl eher aus ziehen im Sinn hatte. Ganz schön dreist, dieser Raumschiffmann aus der Zukunft. Aber genau das meinte ich; er flirtete mit mir. Bisher hatte mich niemand mit Abscheu angeschaut. Gut klar, Ronny hatte sich auf Sarah fixiert, aber keiner war gequält wegen mir. Danke Mama Natur.
„ Du selbst bist auch eine recht gegensätzliche Figur.“ Ich überging einfach seinen anzüglichen Kommentar.
„ Erkläre mir das“, forderte er freundlich.
„ Na ja, du bist ein Mann aus der Zukunft, kommst aber aus einer Serie der Vergangenheit – sozusagen gefühlte sechziger Jahre. Hast einerseits ein Raumschiff, was selbst die NASA in unseren Tagen nicht zustande gebracht hat und kannst dich beamen lassen, was eine spannende Technologie ist. Darüber kannst du dich ja mit Albert Einstein zwei Tische weiter noch austauschen. Aber gleichzeitig sind die Armaturen und Effekte von deinem Raumschiff völlig lahm und veraltet. Ich finde das widersprüchlich.“
„ Da hast du wohl Recht. Captain Picard dahinten hat das neuere Gefährt, aber bei uns gibt es noch gute alte Qualitätsarbeit.“
„ Verstehe. Dem machst du also noch was vor?“
„ Ja sicher.“
„ Wo wir dabei sind, wo hast du denn dein Raumschiff?“
„ Wieso?“ Er grinste mich an. „Soll ich dich damit abschleppen?“
Dicker Minuspunkt. Ich kann Schnellstarts irgendwie nicht leiden, egal wie andere das sehen. Aber wenn man sich vorstellt, dass diese Männer immer so viel Dampf in alles legen, Hauptsache schnell, schnell dann ist das keine Einstellung, mit der ich etwas anfangen kann. Kirk hatte sich definitiv auf den Mond geschossen und konnte gern Schmalz-Elvis einpacken. Mir war klar, weshalb Jeremy sich für ein Kostüm als Captain Kirk entschieden hatte. Er stand offensichtlich auf ultraschnelle Warpgeschwindigkeit.
„ Nein, lass mal“, wehrte ich ab.
Irgendwie brachte ich die restliche Zeit noch herum und plauderte mich tapfer weiter durch die Rendezvous. Ich brachte stoisch den Matrixmann, Captain Picard und Albert Einstein hinter mich. Keiner von ihnen war sonderlich spannend, witzig oder attraktiv.
Gong.
„ Hey Lea“, hörte ich eine wohlbekannte Stimme.
„ Na Tom. Wie läuft es denn so bis jetzt?“, fragte ich im Plauderton.
„ Ganz okay. Bei dir und dem einen Blues Brother schien es auch gut zu klappen. Immerhin habt ihr Händchen gehalten und euch die Augen aus dem Kopf gestarrt.“ Ich war verblüfft. Toms Miene und Tonfall war nichts anzumerken. War das nur Neugier oder noch etwas anderes?
„ Wie hast du das überhaupt mitbekommen? Du hast doch etliche Tische weiter gesessen“, wollte ich wissen.
„ Hatte gerade eine langweilige Tischdame“, meinte er schulterzuckend.
„ Demnach also nicht die scharfe Teufelsbraut, wie?“
Er lächelte ein wenig.
„Nein, die war spannender“, gab er zu.
„ Das kann ich mir vorstellen.“ Zum Glück störte mich das nicht die Spur. „Also, welche war die Heuschrecke?“, versuchte ich ihn auszuhorchen.
„ Ein Gentleman leidet und schweigt“, erklärte Tom.
„ Haha.“ Ich könnte es einfach abzählen, wenn ich wollte, aber es spielte schließlich keine Rolle.
„ Wie ich sehe, hast du meinen Apfel noch gar nicht verdrückt. Aber Schneewittchen, du hältst dich ja kein klitzekleines bisschen ans Drehbuch“, tadelte er mich.
„ Ich bin nur ein Fake“, zwitscherte ich.
„ Ach so?“, meinte Tom und griff mit seiner Hand nach meinem dunklen Haar. Er ließ eine der Strähnen der Perücke durch seine Finger gleiten. Sein Blick verankerte sich mit meinem, als er lächelnd durch das falsche Haar strich.
„ Dein Echtes ist viel weicher“, flüsterte er.
„ Danke“, meinte ich etwas flattrig und merkte, wie mein Pulsschlag sich anschickte, schneller zu hämmern. Seine braunen Augen betrachteten mich eingehend und er griff mit seiner anderen Hand nach meiner.
„ So hast du mit dem Blues Brother ausgesehen“, sagte er.
Der hatte mich allerdings weit weniger nervös gemacht. Toms Hand war warm auf
Weitere Kostenlose Bücher