Lea - Untermieterin bei einem Vampir
bin schließlich Cäsar. Und dann bitte ich noch Jeremy und Colin, sich um die anderen beiden zu kümmern.“
„Ich dachte, es sei Damenwahl.“
„ Na ja, es ist schwer für einen, jemanden einfach so mitten im Gespräch stehen zu lassen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die wenigsten Leute so kaltblütig sind. Wenn sie also in eine Unterhaltung verwickelt sind und tanzen wollen, werden sie es höchstwahrscheinlich mit ihrem Gesprächspartner tun, zumindest aber genügend Höflichkeit besitzen und sich freundlich aus der Plauderei verabschieden. Solange sie dafür brauchen, hast du dir längst deinen Weg zu Tom gebahnt. Ich gebe dir rechtzeitig ein Zeichen. Und Wolf neben dir wird die Stereoanlage bedienen und den Song einspielen.“
„ Danke Miles.“
„ Keine Ursache. Übrigens Wolf, du hast noch ein Date offen. Versuche doch, es noch zu genießen. Es ist dein letztes für diesen Abend.“
Ich nickte lächelnd.
Gong.
Miles war ein alter Kuppler und hatte scheinbar für alles immer eine Lösung. Auf die Weise würde ich die schlechte Stimmung zwischen Tom und mir kitten können. Jetzt konnte ich wieder durchatmen. Meine Laune besserte sich deutlich. Miles und Sarah verschwanden und machten sich daran, das Buffet aufzufüllen und Sektgläser zu richten, damit der Abschluss dieser unzähligen Rendezvous gebührend gefeiert werden konnte.
Ich war Miles auch deshalb dankbar dafür, dass er mir eine Rettungsleine hingeworfen hatte, weil ich nun den Wolf vor mir würdigen konnte und nicht in grüblerischer Trance das Date des Abends verpasste, denn den Mann vor mir hatte ich schon beim Betreten des Raumes erspäht und für beachtenswert befunden.
Ich dachte an Sarahs Worte zurück. Er ist ein Wolf im Wolfspelz. Du wirst deinen Spaß haben.
Hoffentlich. Ich lächelte und der Archetyp eines tierischen Mannes lächelte zu mir zurück. Er hatte sogar ein wölfisches Grinsen. Mit einem seltsamen Gefühl stellte ich fest, dass er keine langen Eckzähne hatte. Es war insofern seltsam, da ich sogleich an meinen Konflikt mit Tom zurückdachte, als ich den Wolf automatisch und ganz beiläufig als Mensch klassifizierte. Doch ich schob jeden Gedanken an Tom – den einzigen männlichen Vampir dieser Feier – beiseite, denn ich würde mir dieses bevorstehende Date, das so interessant zu werden versprach, nicht durch Trübsal verderben lassen.
Hier saß ich nun vor meinem letzten Speed-Dating Kandidaten und versuchte, ganz unverfälscht ich selbst zu sein. Nachher würde ich resümieren müssen wie es war, Sarah würde alle Einzelheiten für ihre Recherche wollen. Ich hoffte in meinem eigenen Interesse, nun einen spannenden Abschluss zu finden, um letzten Endes noch eine positive Bilanz unter all den Kurzeindrücken ziehen zu können.
Wer hätte gedacht, dass es so anstrengend war?
Gong.
„ Hallo, ich bin Wolf.“
„ Ich bin Lea. Ähm, du heißt Wolf? Habe ich das richtig verstanden?“
Er nickte lächelnd. „Du bist die Fünfzehnte, die mich das fragt.“
„Tut mir leid.“ Mit der breiten Masse mitzulaufen war eigentlich nicht mein Fall.
„ Ich bin selbst schuld. Wenn ich mich mit diesem Namen als Wolf verkleide, sind erst mal alle irritiert. Ist schon in Ordnung.“
Er klang nett, sein Lächeln war warm und lullte mich ein. Er hatte kräftige breite Schultern, an die ich mich gerne angelehnt hätte, weil ich innerlich noch immer etwas zitterte nach der Spannung zwischen Tom und mir. Aber ich konnte dem Mann mir gegenüber mit den strahlenden blauen Augen – ein echter Eyecatcher – schlecht sagen, dass ich gehalten werden wollte. Vermutlich hätte er mir sogar gern zu einer passenderen Gelegenheit seine beruhigende Stärke geliehen. Aber soweit waren wir im Moment noch nicht.
„Möchtest du auch noch im Schnelldurchlauf die anderen Daten haben, die ich reihum gefragt wurde?“, erkundigte er sich.
„ Ich weiß nicht recht. Bekommst du dann nicht das Gefühl, dass du besser ein Diktiergerät hergeschickt hättest, statt selbst zu kommen?“
Er lächelte und zuckte mit den Schultern. „Auf einmal mehr kommt es auch nicht an“, meinte er.
„Wolf, sag’ mir lieber etwas, worüber du heute noch mit Keiner gesprochen hast, denn das interessiert mich viel mehr. Dann wüsste ich etwas, was nur zwischen uns beiden ist. Sag mir, worüber du eigentlich reden willst“, forderte ich ihn auf.
Gott, sah der Mann gut aus. Er hatte wundervoll große Hände, die mir gern meinen verspannten Rücken
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