Lea - Untermieterin bei einem Vampir
möglicherweise auch Tanz der Vampire ?“
„ Oder Blade ?“, schlug er vor.
„ Underworld “, bot ich an.
„ From Dusk Till Dawn ”, trug Tom unsere Liste möglicher Kandidaten fort.
„ Königin der Verdammten .“
„ Lea? Kann es sein, dass du eine leichte Vampirfixierung hast?“, fragte er schmunzelnd.
„ Ich fixiere allerhöchstens gleich einen frechen Vampir.“
„ Darf ich da dabei sein?“ Er grinste mich unverhohlen an.
„ Du bist sogar der Hauptdarsteller“, erklärte ich hilfreich.
„ Ich hoffe, du hast dein Wissen über Vampire nicht ausschließlich aus dem genannten Filmfundus. Andernfalls wäre mir klar, weshalb du immer etwas... ähm bissig mir gegenüber reagiert hast.“
„ Ich hab dich nur einmal gebissen“, verteidigte ich mich.
Tom unterdrückte ein Lachen. „Das meinte ich gar nicht, aber danke, dass du mich daran erinnert hast.“
„Na ja, aber passen diese Filme nicht irgendwie?“, meinte ich verlegen.
Er machte große Augen, in denen das Licht der Kerze glomm.
„Findest du Jack the Ripper repräsentativ für Menschen?“, erwiderte er und deutete zum Fernseher, wo From Hell eine beklemmende Verfilmung der Morde des Londoner Prostituiertenmörders Jack the Ripper zeigte. Ich sah zum Fernseher und sofort wieder zurück, denn was ich sah, war wenig erfreulich.
„ Komm her, Angsthäschen. Ich passe auf dich auf.“ Tom schlang noch seinen zweiten Arm um mich.
„ Nein, du hast Recht, Tom. Du und deine Familie waren sehr nett zu mir. Es ist einfach nur das mit dem Bluttrinken, was mich... na ja...“
„ Shhh, keine Sorge. Solange du mich nicht beißt, lass ich dich auch in Ruhe“, versprach er lächelnd. „Das habe ich dir doch gestern schon gesagt.“
„ Eigentlich hast du nur gesagt, dass du mich beißt, wenn ich es auch tue. Du hast nicht gesagt, dass du es sonst nicht tust.“
„ Stimmt. Aber du standest schon gestern nicht auf meinem Speiseplan.“ Er zwinkerte mich an und ich boxte ihn in den Bauch. Tom nahm meine Faust und legte sich meine Hand um seine Taille.
„ So , Bunny“, erklärte er mir, wie ich ihn umarmen sollte.
Haha, Tom. Als ob ich mit dem Boxen bloß einen unfähigen Versuch zu einer Umarmung gestartet hätte! Dennoch ließ ich meinen Arm liegen. Tom legte entspannt den Kopf zurück auf die Polster und betrachtete aus schmalen Augen den Fernseher. Außer dem Kerzenschein glommen auch die Farb- und Szenenwechsel des Fernsehers über sein Gesicht und leuchteten ihn geheimnisvoll aus. Er griff mit seiner Hand in die Popcornschale und ließ ein paar goldgelbe Knubbel in seinem Mund verschwinden. Als er ihn öffnete, sah ich aus meiner vertieften Perspektive seine langen Eckzähne. Sie waren spitz und gewölbt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er sie benutzte, um damit Menschen zu beißen. Ich bekam eine Gänsehaut und gleichzeitig bangte in mir eine ganz andere Frage: Wer waren diese Frauen, von denen Tom bisher getrunken hatte? Obwohl ich selbst kein Verlangen, ja nicht einmal die Überwindung in mir trug, Tom von mir kosten zu lassen, war ich gleichzeitig eifersüchtig auf jene Frauen.
Nicht, weil sie den Mut hatten, etwas zu tun, was ich nicht mit mir machen lassen konnte. Es war vielmehr die unglaubliche Nähe und Intimität, die sie mit Tom geteilt hatten. Wieso machte mich das eifersüchtig? Wie verdammt egoistisch konnte ich eigentlich sein, einen Mann für mich zu wollen, den ich nicht wollte? Tom würde nicht mein Freund werden können, aber gleichzeitig wollte ich, dass er auch von keiner anderen der Freund wurde. Auf eine merkwürdige Art wollte ich ihn für mich. Auf eine sehr befremdliche Weise war es mir nicht egal, ob Tom Single war.
Hatte ich ihn deshalb immer wieder angeflirtet? Um ihn bei der Stange zu halten? War ich dadurch nicht noch gemeiner, als seine Exfreundin, indem ich häppchenweise etwas in Aussicht stellte, dass ich nie zu geben bereit war? Aber hatte ich Tom andererseits nicht gesagt, dass es zwischen uns nichts gäbe? Und wieso beschäftigten mich all diese Fragen? Tom hatte doch keine Ahnung, dass ich ihn für mich wollte, ohne mich ihm geben zu wollen. Gott, war das verworren! Mein Gefühlsleben war so was von hinüber. Ich war ein Freak! Zumindest emotional. Obendrein wollte ich mich mit Colin anfreunden. Ich würde also demnächst jemand Festen für mich haben, einen richtigen Freund, den ich auch hierher mitnehmen würde. Wieso versetzte es mir dann einen solchen Stich in der Herzgegend,
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