Lea - Untermieterin bei einem Vampir
niemand wirklich starb, niemand wirklich Blut ließ und alle Darsteller nach dem Dreh einen Wahnsinnsspaß hatten und sich vermutlich mit falschen Körperteilen bewarfen.
Toms Mund wanderte an mein Ohr und er murmelte verschwörerisch: „Das war doch der Sinn der Sache, Angsthäschen. Schau nur, wie gut Sarah und Kyle klarkommen.“
„Ja, ich hab es gesehen. Ich freue mich total für die beiden.“
Tom nickte und zog mich fester an sich. „Aber so ist es doch auch ganz nett, oder? Für uns, meine ich.“
Ich schluckte schwer und bekam rosige Wangen. Ich konnte ihm einfach nicht antworten. Toms Hand wanderte sanft massierend an meinen Rückenwirbeln entlang.
„ Schon okay“, flüsterte er. „Entspann dich, Angsthäschen. Grübele nicht so viel und schließ die Augen.“
„ Dann sehe ich aber nichts mehr.“
„ Du schaust doch sowieso nicht hin.“
Ich atmete tief durch und schloss schließlich die Augen. Ich hörte das Geballer aus dem Fernseher, verzerrte Schreie und die Stille vor dem Tod. Doch das alles driftete davon und wurde zu unbedeutender Kulisse. Toms Finger kneteten geschickt die Muskelstränge meines Rückens und entspannten mich zunehmend. Es war wunderbar dunkel unter meinen Augenlidern. Ich verdrängte die Geräusche des Films und nahm mehr und mehr Toms gleichmäßigen Atem war. Ich rutschte mit meinem Kopf noch weiter auf seine Brust, denn ich wollte das Klopfen seines Herzens hören. Ich presste mein Ohr gegen seine Rippen und leise seufzend schwebte ich ins Unterbewusstsein davon.
„Ist das gut so?“, erkundigte sich Tom.
Ich schlang meine Arme fester um seine Mitte und nickte zufrieden. Ich gab ein zustimmendes Murmeln von mir und spürte seinen warmen Körper unter und seine Hände über mir. Irgendwann schlief ich ein. Nur entfernt bemerkte ich Kyles Murmeln, als der Fernseher verstummte, weil Resident Evil endete.
„ Wollen wir noch etwas schauen?“, fragte mein Bruder. Es war längst Mitternacht vorbei, doch welchen Horrorfilmgucker störte das schon? Es war die Hauptsendezeit für Grusligkeiten aller Art.
„ Lea brauchen wir nicht fragen, sie ist eingeschlummert. Aber wir können gerne noch weiter schauen“, hörte ich Tom sagen.
Ich wollte noch nicht aufstehen. Ich lag viel zu bequem in seinen kräftigen Armen. Trotz der unheimlichen Filme fühlte ich mich geborgen und entspannt. Um nichts auf der Welt wollte ich mich jetzt aus dem Sofa kämpfen und in mein Bett wanken.
Sarah sagte: „Also ich bin noch nicht müde. Diese Filme haben mich doch eher wach gemacht. Was schlagt ihr als nächstes vor?“
„ Wollen wir den Horrorabend durchziehen?“, fragte Tom munter.
„ Klar“, meinte Kyle.
„ Ach, wieso nicht?“, ließ sich Sarah erweichen.
„ Ich beschütze dich auch vor möglichen Monstern, die aus dem Fernseher ihren Weg ins Wohnzimmer finden“, feixte Kyle.
„ Ich weiß auch nicht, warum ich mich so grusele“, entschuldigte sich Sarah.
„ Schon okay. Ich tröste dich gern. Ist irgendwie lustig.“
„ Lustig, hm?“, wollte Sarah wissen.
„ Gefällt es dir nicht?“, meinte Kyle.
„ Doch.“ Ich wusste, dass Sarah bezaubernd schmunzelte, als sie dies sagte.
„ Also dann, was soll ich einlegen?“, fragte Kyle. „Tom kann ja schlecht aufstehen.“
„ Mir sind wortwörtlich die Hände gebunden“, stimmte Tom zu und ich spürte sein Streicheln auf meinem Rücken und meinem Haar. Beide Hände hüllten mich ein. „Mach doch einfach Alien rein“, schlug Tom vor. „Der steht da irgendwo links im Regal.“
Ich hörte Sarah Popcorn schmatzen.
„Meine Kleine sieht so friedlich aus in deinen Armen, Tom“, sagte sie halb fröhlich, halb nachdenklich.
„ Du scheinst jedenfalls mehr als nur ein Vermieter zu sein“, stimmte Kyle zu. „Aber du bist in Ordnung, Tom. Von meiner Seite passt das“, erklärte er und innerlich bekam ich einen Schlaganfall. Hatte mein Bruder Tom etwa gerade seinen Segen dafür gegeben, mit mir zusammen zu sein?! Ich war ziemlich perplex, was die Leute so sagten, wenn sie sich unbelauscht fühlten.
„ Ihr seht hübsch aus miteinander“, hörte ich Sarah in die gleiche Kerbe schlagen. Unter meinem Ohr vernahm ich Toms Herzschlag schneller gehen. Das Thema ließ ihn jedenfalls nicht kalt.
„ Ich glaube nicht, dass Lea diese Ansicht teilt“, sagte er leise.
„ Das wird schon noch“, ermunterte Sarah ihn.
Sarah Jones! Ich hatte es ihr doch lang und breit widerlegt. Wieso glaubte sie noch immer, mich in die
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