Lea - Untermieterin bei einem Vampir
Arme eines Vampirs treiben zu können, nur weil ich zufällig darin lag?
„ Auf geht’s für Alien “, verkündete Kyle mit betont gespenstischer Stimme.
„ Was passiert denn da?“, wollte Sarah wissen.
„ Sag bloß, den kennst du nicht? Das ist ein Klassiker“, erklärte Kyle. „Also das Konzept ist ziemlich simpel. Ein böses Alien tötet die halbe Besatzung.“
„ Toll. Dann hatten wir heute einen schnetzelnden Serienmörder, Zombies und ein Alien“, fasste Sarah das Ausmaß des Horrors treffend zusammen.
„ Fehlen eigentlich nur Vampirfilme“, lachte Kyle.
„ Hör nicht auf ihn, Tom“, bat Sarah. „Kyle ist ja so taktlos wie seine Schwester in dem Punkt.“
„ Gar nicht wahr! Ich habe überhaupt nichts gegen Vampire. Ich finde Tom schwer in Ordnung. Wenn du auf meine Schwester stehst, dann Weidmanns Heil. Du wirst Glück und Geduld brauchen, wenn du durch ihren Sturkopf dringen willst. Sie hat da ein paar zimperliche Auffassungen. Also was ist, keine Vampirfilme?“
„ Ich kann ja noch die Familiendias raus kramen“, bot Tom fröhlich an. Er schien nicht beleidigt zu sein.
„ Sind die auch schön blutig?“, wollte mein Bruder wissen.
„ Klar. Meine Mom hält die Kamera immer voll drauf, wenn wir uns mit Blut voll laufen lassen“, scherzte Tom.
So ungezwungen hatte ich ihn selten erlebt.
„Pst Jungs, Alien geht los“, sagte Sarah.
Nanu? Ging meine Freundin noch unter die Schockerfans? Ich konnte nur ahnen, dass sie ihre nächste Flucht in Kyles Arme kaum erwarten konnte.
Langsam schlummerte ich wieder ein. Vielleicht zweimal spürte ich Tom ganz leicht zucken, wenn wohl auch er sich etwas erschrak. Doch dann strich er gleich beruhigend durch mein Haar, als wollte er mich weiter in den Schlaf murmeln und nicht aufschrecken.
Es funktionierte. Gegen Drei in der Früh war der gemeinsame Abend erst beendet. Tom drückte mich sachte an meinen Schultern. Ich spürte seinen Mund an meinem Ohr flüstern: „Lea, aufwachen Kleines.“
Ich grummelte wie ein Murmeltierchen und rollte mich auf Toms Schoß zusammen. Sarah stieß ein leises, vergnügtes Lachen aus.
„ Das ist wirklich ein Bild für die Götter.“
„ Findet ihr allein hinaus? Dann würde ich sie in ihr Bett legen“, flüsterte Tom.
„ Klar“, willigte Kyle ein. „Ich bringe Sarah nach Hause.“
Tom nickte wohl, denn er sagte nichts mehr. Ich hörte Rascheln und Kramen und das leise Tapsen von Füßen auf dem Boden, als Sarah und Kyle sich zur Haustür aufmachten. Tom hob mich hoch auf seine Arme und trug mich zu meinem Zimmer. Ich hörte, wie die Tür hinter Sarah und Kyle ins Schloss fiel und machte mir bewusst, dass ich nun wieder allein mit Tom war. Ich lag in den Armen eines Vampirs und ließ mich nach einer Nacht des Horrors in mein Schlafzimmer tragen. Er legte mich behutsam auf mein Bett und zog seine Arme unter mir hervor. Als nächstes spürte ich seine Hände über meinen Füßen. Er umfasste meine Knöchel und streckte mir vorsichtig die Beine aus. Dann deckte er mich bis zur Hüfte zu. Da ich meine Kleidung noch trug, wollte er mich wohl nicht zu warm einmummeln. Er schob meinen Oberkörper leicht zur Seite und bauschte mein Kopfkissen auf. Dann glitten seine Hände unter meinen Nacken und er legte meinen Kopf auf das aufgeschüttelte Daunenkissen. Ich fühlte, wie seine Fingerkuppen über meine Wange strichen. Dann hielt er inne und ich hätte am liebsten die Augen aufschlagen und nachsehen mögen, was er tat.
„Ach Lea...“, hörte ich ihn leise seufzen. „Träum süß, mein Angsthäschen“, flüsterte er.
Mein Herz klopfte wild. Es war so still. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und schlug die Augen auf. Doch Tom musste gerade hinaus geschlichen sein. Fünf Sekunden. Länger waren seine Worte nicht her. Wieder waren nur Sekunden der Richter über das was war und das was ausblieb. Ich unterdrückte ein aufsteigendes Schluchzen und kniff die Augen fest zusammen. Ich wälzte mich herum auf die Seite und grub mein Gesicht ins Kissen.
Und da war es; eine feine Note von Toms Duft. Er hatte mir das Kissen gegeben, auf dem er gestern hier gelegen hatte. Sein Geruch war das einzige, was mich in dieser Nacht von ihm in mein Bett begleitete.
Das und die Träume, die ich von ihm hatte. Unruhig tauchte ich in jene Alternativwelt, die all das anzustellen schien, was ich mich in meinem eigenen Universum nicht traute. Ich war mir nicht mehr sicher, ob Tom mit dem Angsthäschen nur meine Tapferkeit
Weitere Kostenlose Bücher