Lea - Untermieterin bei einem Vampir
wenn ich daran dachte, Tom an eine andere zu verlieren?
Seine braunen Augen wanderten zu mir und funkelten belustigt. Er setzte sein verschmitztes Lächeln auf.
„ Lea, ich finde es ja schmeichelhaft, wenn du die ganze Zeit mich statt den Film ansiehst, aber ist alles okay mit dir?“ Er zog fragend eine Augenbraue hoch.
„ Ich war nur in Gedanken versunken“, wich ich aus und wandte den Blick zum Fernseher.
Toms Hand tauchte vor meinem Mund auf und war beladen mit Popcorn.
„Aufmachen, Kleines“, sagte er nur.
Ich tat es und er fütterte mich beständig mit Popcorn. Diese fortdauernde Zuwendung wurde nur unterbrochen, wenn ich den Kopf abwandte, um nicht sehen zu müssen, was im Film gleich geschehen mochte. Lustigerweise schien Sarah auf der anderen Couch immer dieselben Szenen zu meiden und wir quiekten im Gleichklang. Manchmal waren wir so synchron, dass unsere Stimmen völlig ineinander flossen. Kyle und Tom amüsierten sich königlich über ihre Angsthasen. Seitenblicke auf die Zweisamkeit meines Bruders und Sarah verrieten mir, dass Sarah sich selig an Kyle geschmiegt hatte und immer wieder ihr Gesicht in die Beuge zwischen seinem Hals und seiner Schulter legte. Dabei dämpfte Kyles Haut ihre Schreckensrufe. Mir war klar, dass sie dafür ihre Lippen auf ihn legen musste. Kyle saß entspannt in der Couch und hatte seinen Arm um Sarah geschlungen. Je weiter der Film fortschritt, umso vertrauter flüsterte er beruhigende Worte in ihr Haar.
Tom meinte grinsend, dass es gut sei, dass wir den Film bei ihm schauen würden, statt Geld dafür im Kino ausgegeben zu haben, wo er ohnehin nicht lief.
„ Ich finde, es ist doch Geldverschwendung, wenn ihr Eintritt für etwas bezahlt, was ihr euch überhaupt nicht anseht“, stellte er lachend fest.
„ Für so was würde ich auch nie Geld ausgeben“, erklärte ich Tom.
„ Ach, für dein lustiges Quieken würde ich dich glatt einladen“, meinte er heiter.
„ Wir müssten unsere Mädels nur vor den restlichen Kinogängern beschützen, die sich vielleicht in ihrer Ruhe gestört fühlen könnten“, merkte Kyle an.
Ich fing einen Blick von Sarah auf und wir beide dachten dasselbe. Ich wusste es sofort, als ich sie ansah. Unsere Mädels, hatte Kyle gesagt und Sarah damit zu sich gehörig erklärt. Ich sah das Strahlen in ihren grünen Katzenaugen und wie ein Kätzchen schmiegte sie sich noch mehr an Kyle. Ich sah meinen Bruder unbewusst lächeln, denn er sah weiter auf den Fernseher. Aber seine Körperspannung verriet mir, dass er durchaus merkte, dass eine schöne Frau in seinen Armen lag. Wenn ich Sarah richtig einschätzte, würde sie ihn nachher dazu anstiften, sie heimzubringen. Doch im Augenblick verweilten wir in den Armen von Kyle und Tom. Ich fand, dass der Film an sich gar nicht schlecht war, wenn man nur etwas öfter hätte zusehen können. Zu viele Szenen gruselten oder ekelten mich, als dass ich ihn mir erneut anschauen würde. Aber Toms Theorie für die Filmauswahl ging voll auf. Sarah würde sich meinen Bruder angeln. Ich war gerührt, dabei gewesen zu sein, als es zwischen ihnen knisterte und funkte, als daraus wurde, was es sein sollte.
Als From Hell schließlich endete, legte Tom eine weitere DVD nach und beglückte uns mit noch mehr Gruselkram. Allerdings gab es hier mehr abscheuliche Szenen als guten Inhalt. Tom hatte sich in seiner Auswahl gesteigert, einen Film zu präsentieren, der uns Frauen animierte, lieber die Schultern unserer Couchpartner zu betrachten. Er hatte Resident Evil eingelegt. Es gab Zombies und es gab ein Team, das Zombies tötete und selbst getötet wurde. Dazwischen hüpfte in einem knappen Fummel und mit großen Knarren die feenhafte Milla Jovovich herum.
„ Bäh Tom, der Film ist voll eklig“, beschwerte ich mich mit wenig echter Energie. Denn ich kuschelte mich gern an ihn. Außerdem erschreckten Sarah und ich uns wesentlich öfter und blickten bereits in Vorahnung auf blutige Szenen fort, selbst wenn vielleicht mal nichts Abstoßendes gezeigt wurde. Das war allerhöchstens Romantik für den Mann. Aber Sarah stand schon auf Kyle. Tom hatte Recht: Als Mann konnte man sich ziemlich cool fühlen, eine Frau im Arm zu halten und das alles so geflissentlich anzusehen, weil keiner der Darsteller je in echter Gefahr war und eine riesige Filmcrew auf der anderen Seite der Kamera herum wuselte. Trotzdem, mir fehlte das Gespür, die düstere Atmosphäre nicht an mich heranzulassen. Natürlich wusste ich, dass dort
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