Lea - Untermieterin bei einem Vampir
oder nicht? Und so war das eben, wenn ein Polizist auf der Bildfläche erschien. Er war beruflich sehr involviert. Da Colin noch dazu mitten in der Ausbildung steckte, hatte er sicherlich allerhand zu tun.
„Ich verzeih dir“, sagte ich ehrlich. „Ich bin froh, dass du anrufst und mir Bescheid sagst.“
„ Ich wollte dich wenigstens hören, wenn ich dich schon nicht sehen kann“, verriet er mir und ich konnte mir seinen freundlichen Blick dabei vorstellen. Tatsächlich konnte ich das. War das nicht überraschend? Ich hatte sein Bild vor Augen und das freute mich, denn es zeigte mir, dass Colin in meinem Unterbewusstsein sehr wohl verankert war. Ich brauchte ihn mir nicht einzureden, er war schon da , angekommen in meinen Gedanken.
„ Leider muss ich jetzt wieder los“, sagte er betrübt.
„ Ich muss auch los. Sarah wartet mit dem Frühstück“, erklärte ich.
„ Frühstück? Es ist halb eins.“ Er lachte.
„ Dann nennt es sich wohl Brunch.“
„ Um die Zeit nennt man es gemeinhin Lunch.“
„ Was auch immer. Sie hat Madeleines gebacken.“
Mir lief das Wasser im Munde zusammen, denn ich war in der Tat langsam hungrig. Meine Pastamahlzeit war gestern Abend gewesen. Und dazwischen lag nur eine handvoll Popcorn.
„Das erinnert mich daran, wie wir uns zum Donutsessen getroffen haben“, seufzte er.
„ Der nächste Donut kommt bestimmt“, versuchte ich ihn aufzuheitern.
„ Ich hoffe es. Mach’s gut, Lea.“
„ Du auch, Colin. Pass auf dich auf, ja?“
Er schien zu schmunzeln. „Aber klar. Mach ich.“
Dann war die Leitung tot.
Eine halbe Stunde später klingelte ich bei Sarah. Schön wie ein Engel riss sie mit einem heiteren Glanz in den Augen die Tür auf und fiel mir quiekend um den Hals.
„Hach Lea, es ist ja so toll!“, platzte sie heraus.
Sie zog mich in ihre Wohnung, packte mich bei den Händen und hüpfte rückwärts in die Küche, wo sie den Tisch eingedeckt hatte. Es duftete himmlisch.
„Was ist denn los?“, fragte ich, obwohl ich es mir längst denken konnte.
„ Also Kyle und ich sind zusammen“, jauchzte sie und faltete dabei selig die Hände vor der Brust. „Wir treffen uns nachher auch wieder. Aber solange er fort ist, wollte ich dir alles erzählen. Nimm Platz“, sagte sie und schubste mich dabei halb auf einen Stuhl.
Ich musste lachen und Sarah tat es mir nach. Sie war wunderbar unbeschwert und heiter. Glücklich. Wegen Kyle! Schon verrückt, welche Pfade das Leben beschritt. All die Jahre kannten sie sich schon, tausende Begegnungen, Blicke und Worte waren vergangen, bis wie ein Wechsel im Wind der Umbruch kam.
„ Ich freue mich für euch“, meinte ich aufrichtig, denn ich fand es schön.
Ich hoffte, dass mein Bruder genauso glücklich war. Doch wie ich Sarah kannte, steckte sie ihn schonungslos an mit ihrem übermütigen Frohsinn. Wir luden uns Gebäck auf die Teller und Sarah goss Kakao in Sturzbächen nach. Ich war im Land angelangt, in dem Kakao und Madeleines flossen und schmunzelte darüber.
„Also erzähl, was passiert ist nach unserem Fernsehabend“, forderte ich sie auf.
„ Wir haben uns schon während des Essens verstanden. Das Tanzen war eine gute Idee, wobei Tom und du eine echte Steilvorlage hingelegt habt.“ Sie zwinkerte mir zu.
„ Das gehörte alles zum Plan. Tom war in die Verkupplungsaktion eingeweiht. Die Ideen mit dem Tanzen und den Horrorfilmen kamen von ihm.“
Sarah zog amüsiert eine Augenbraue empor. „Ach wirklich? Na dann schulde ich ihm was. Das mit der Zweiercouch war richtig toll. Da Tom so gut auf dich aufgepasst hat, wollte Kyle dem wohl in nichts nachstehen. Außerdem hat er mich ganz vertraulich ausgefragt, was zwischen dir und Tom läuft.“
„ Bitte?! “, fragte ich entsetzt.
Sarah nickte und zuckte vergnügt die Schultern.
„Was hast du ihm geantwortet?“, wollte ich wissen.
„ Nur die Wahrheit“, gab sie sich geheimnisvoll.
„ Aber…“
Sie unterbrach mich einfach. „Also haben Kyle und ich da so gesessen und gekuschelt und er hat auf mich aufgepasst und mir tröstende Worte zugemurmelt. Aber mit der Zeit wurde es immer vertrauter, wir haben immer weniger über euch oder die Filme gesprochen. Er fing an, mir zu sagen, dass er es schön fände, mich zu sehen. Dass er zwar wisse, dass ich deine Freundin sei, aber dass er mich auch sehr mögen würde. Er begann mir zu sagen, dass ich gut duften würde, dass meine Haare weich seien, ob ich es bequem habe. Und unten vor meiner Haustür fragte er
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