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Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)

Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)

Titel: Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Powell
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überzeugte ihn schließlich davon, dass das unumgänglich war. Max verstand die Entscheidung. Im Krieg muss man Verluste hinnehmen und weiterkämpfen. Die Mission und die Pferde haben Vorrang. Max erlag schließlich seiner Krankheit.
    Als junger Leutnant in Deutschland war ich Executive Officer einer Infanteriekompanie, das heißt ich war der Stellvertreter des kommandierenden Offiziers Captain Bill Louisell. Einmal waren wir im Gelände und übten einen Kampfeinsatz – es war eine jener Übungen mit möglichst realistischer Simulation der Kampfbedingungen. Auf ihrem Höhepunkt in der zweiten Nacht wurde Louisell von den Beobachtern »getötet«. Nun hatte ich das Kommando. Wir überstanden die Nacht und schlossen die Übung erfolgreich ab. Das Lob ging an Bill: Er hatte mich ausgebildet und in sein Konzept und seinen Einsatzplan eingeweiht. So hatte ich seinen Platz einnehmen können, als er eliminiert worden war.
    Im öffentlichen Dienst gibt es viele Leute, die glauben, sie schalteten jeden Morgen die Sonne ein: Gäbe es sie nicht, so wäre es dunkel und kalt auf der Erde. Ich bin zu vielen Menschen begegnet, die ihr Ablaufdatum schon lange überschritten haben, aber nicht akzeptieren, dass es an der Zeit ist, den Hut zu nehmen. Ich bin zu vielen Führungskräften begegnet, die keinen Gedanken darauf verschwenden, einen geeigneten Nachfolger oder ein starkes Führungsteam aufzubauen. Zu viele Führungskräfte sind zu unsicher, um sich der Wirklichkeit zu stellen. Dabei ist es ihre Pflicht, ihre Organisation laufend auf ihre Funktionalität hin zu prüfen und bei festgestellten Problemen nach Lösungen zu suchen.
    Und ich bin zu vielen Führungskräften begegnet, die nicht begreifen, dass der »Unersetzliche« ihre Organisation lähmt. Sogar die besten und erfolgreichsten Mitglieder eines Teams können dadurch ihre Leistungsfähigkeit einbüßen und unproduktiv werden. Man darf nicht versuchen, die Arbeit des Teams rund um ein schwaches Glied zu reorganisieren. Mitarbeiter, deren Leistungen nachlassen, müssen neu geschult oder versetzt werden. Letzten Endes tut man ihnen damit einen Gefallen. Und das Team wird augenblicklich davon profitieren.

Es ist Zeit auszusteigen
    Einer meiner engsten Freunde in der Armee, Colonel Frank Henry, kommandierte im Jahr 1976 so wie ich eine Brigade der 101 . Luftlandedivision. Frank war ein ausgezeichneter und resoluter Kommandeur, aber er geriet hin und wieder in Streit mit dem Chef der Division.
    Einmal unterhielten wir uns über unsere Karrierechancen. »Ich weiß nicht, ob ich in der Army aufsteigen werde«, sagte Frank, »aber ich bin stolz, es zum Oberst gebracht zu haben. Ich denke, sie werden mir sagen, wann es an der Zeit ist auszusteigen.«
    Diese Geschichte erzählte ich einmal dem Talkmaster Larry King, der sie nie vergaß. Im Jahr 2010 musste er feststellen, dass die Einschaltquoten seiner Sendung
Larry King Live,
die auf CNN lief, stetig sanken. Die Informationsrevolution veränderte die Medien. Larry wusste, dass CNN seine Talkshow möglicherweise bald aus dem Programm nehmen würde. Er wartete nicht, bis es so weit war, sondern gab überraschend bekannt, dass er nach 25 Jahren im Fernsehen aufhören würde. Und er erzählte die Geschichte von Frank Henry: Er habe eine wunderbare Reise gemacht, sagte er, aber schließlich sei er an seiner Endstation angekommen. Zeit auszusteigen.
    Ich habe in meiner gesamten Laufbahn versucht, mich an diesen Grundsatz zu halten. Meine Einstellung war, mich nach Kräften zu engagieren und der Army die Entscheidung darüber zu überlassen, welche meine Station zum Aussteigen sei. Meine Vorgesetzten machten nie Versprechungen. Sie sagten mir nie, wie weit ich kommen würde. »Machen Sie Ihre Arbeit gut, und Sie werden befördert. Wir werden es Sie wissen lassen, wenn Sie Ihren Zielbahnhof erreicht haben.« Ich fragte meinen Schaffner einige Male, ob der nächste Halt mein letzter sein würde. »Nein, dieser noch nicht«, antwortete er. Also setzte ich meine Reise fort.
    Meine Familie war einverstanden mit meiner Entscheidung, zur Armee zu gehen. Es war eine patriotische Pflicht, und sie liebten unser Land. Aber meine Leute verstanden nicht, warum ich so lange in der Armee blieb. Meine Tante Laurice, die Rangälteste in der Familie, erhielt den Auftrag, mir eine Predigt zu halten, als ich von meinem zweiten Einsatz in Vietnam heimkehrte. Laurice kümmerte sich gern um die Angelegenheiten anderer Leute und nahm mich in die Mangel. Sie

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