Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)
konnten leicht wieder aufgefüllt werden.
Der vom Präsidenten gebilligte Plan wurde nicht umgesetzt. Stattdessen lösten Verteidigungsminister Rumsfeld und Botschafter L. Paul Bremer, als Chef der Übergangsverwaltung der Koalition unser verantwortlicher Mann im Irak, die irakische Armee auf und entließen Mitglieder der Baath-Partei bis hinunter zum Lehrer. Wir beseitigten genau die Beamten und Institutionen, auf die wir uns hätten stützen müssen, und stürzten Tausende der bestqualifizierten Menschen im Land in Arbeitslosigkeit und Wut – und trieben sie dadurch aufständischen Gruppen förmlich in die Arme.
Diese Maßnahmen überraschten den Präsidenten, die Nationale Sicherheitsberaterin Condoleeza Rice und mich, doch da sie bereits in die Wege geleitet waren, glaubte der Präsident, Minister Rumsfeld und Botschafter Bremer unterstützen zu müssen.
Gleichzeitig begannen wir in dieser entscheidenden Phase, Truppen nach Hause zu schicken, führende Kommandeure und ihre Stäbe abzuziehen und den Zustrom weiterer Soldaten zu stoppen. Zu Hause veranstalteten wir »Auftrag ausgeführt«-Feiern, und im Weißen Haus erwog man, Siegesparaden abzuhalten.
Eine Höhe war genommen, aber die Schlacht sollte noch Jahre andauern. Der Sieg über Saddam Husseins Regime war nur der Auftakt zu einem langwierigen Feldzug, den wir hätten vorhersehen müssen, auf den wir aber nicht vorbereitet waren.
Wir hatten es zerbrochen, es gehörte uns, aber wir übernahmen nicht die Verantwortung.
2006 ordnete Präsident Bush seine mittlerweile berühmte Truppenaufstockung an, und unsere Truppen, die mittlerweile mit den neuen irakischen Militär- und Polizeikräften zusammenarbeiteten, stoppten das Abgleiten ins Chaos. Aber Jahre und viele Menschenleben waren verloren. Die Truppen der Vereinigten Staaten und der Koalition sind mittlerweile aus dem Irak abgezogen. Die Zustände im Land haben sich erheblich verbessert, aber der Feldzug ist noch nicht zu Ende. Wir alle hoffen, dass die Iraker imstande sein werden, ihn zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen und den künftigen Generationen ein freies, demokratisches Land zu hinterlassen, das mit sich und seinen Nachbarn im Frieden lebt.
Jede Führungskraft, die vor einer »Zerbrichst du es, gehört es dir«-Entscheidung steht, sollte vorher darüber nachdenken, ob sie das »Zerbrechen« verhindern kann. Aber wenn die Gefahr besteht, dass man es zerbrechen könnte, wenn man die Absicht hat, es zu zerbrechen, oder wenn man nicht vermeiden kann, es zu zerbrechen, dann sollte man über die Kosten nachdenken, die auf einen zukommen, und Pläne parat haben, wie man den möglichen Konsequenzen begegnen will.
Pläne sind weder erfolgreich noch erfolglos, bis man sie ausführt. Und die erfolgreiche Ausführung eines Plans ist wichtiger als der Plan selbst. Ich habe gelernt, damit zu rechnen, dass ein Plan korrigiert werden muss, sobald die Ausführung beginnt, und immer ein paar Leute in der Hinterhand zu haben, die darüber nachdenken, was sich gut oder was sich schlecht auswirken könnte, und Alternativpläne für beide Möglichkeiten entwickeln.
Der Befehlshaber muss in Denken und Handeln flexibel bleiben. Er muss bereit sein, einen Plan zu korrigieren oder fallen zu lassen, wenn er nicht funktioniert oder wenn sich neue Möglichkeiten eröffnen. Vor allem darf er sich niemals von der vermeintlichen Brillanz seines Plans oder seines persönlichen Anteils daran blenden lassen. Der Befehlshaber muss von Anfang bis Ende über die Umsetzung wachen und tun, was nötig ist.
Der 5. Februar 2003
Die Vereinten Nationen
Obwohl es viele Jahre her ist, dass ich vor der UNO und der Welt meine berühmte – oder berüchtigte – Rede über das irakische Programm zur Entwicklung von Massenvernichtungswaffen gehalten habe, werde ich noch heute danach gefragt und lese fast täglich darüber. Der 5 . Februar 2003 , der Tag der Rede, hat sich meinem Gedächtnis eingebrannt wie mein Geburtstag. Das Ereignis wird in meinem Nachruf einen besonderen Abschnitt verdienen.
»Ist es ein Fleck auf Ihrer Weste?«, fragte mich Barbara Walters bei meinem ersten größeren Interview nach meinem Rücktritt als Außenminister.
»Ja«, antwortete ich, »und ich kann nichts daran ändern.«
Was geschehen ist, ist geschehen. Es ist vorbei. Ich muss damit leben.
Die meisten Menschen, die im öffentlichen Leben stehen, haben eine einschneidende Erfahrung gemacht, die sie am liebsten vergessen und vergessen machen
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